Zündelnde Hetzer
In der Nacht zum Mittwoch wurde eine geplante Asylbewerberunterkunft im rheinland-pfälzischen Limburgerhof in Brand gesetzt. Vor dem Anschlag gab es in der rund 11 200 Einwohner zählenden Gemeinde fremdenfeindliche Hetze der Neonazi-Kleinstpartei „Der III. Weg“.
Die Polizei schätzt den Sachschaden an der im Bau befindlichen Asylbewerberunterkunft in Limburgerhof auf rund 50 000 Euro. Zeugen haben einen dunklen Kleinwagen gesehen haben, der sich fluchtartig vom Tatort in Richtung Mutterstadt (Rhein-Pfalz-Kreis) bewegte. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) verurteilte die Tat. „Es ist heute kein guter Tag in Rheinland-Pfalz“, sagte Dreyer. In dem Bundesland herrsche eigentlich eine „Willkommenskultur“.
Unter dem Motto „Asylflut stoppen“ hat „Der III. Weg“ zuletzt Ende Oktober 2014 eine fremdenfeindliche Kundgebung in Limburgerhof abgehalten. Während des Aufmarsches, dem etwa 60 Neonazis gefolgt waren, hetzten Redner über den „drohenden Volkstod der einheimischen Bevölkerung“, der durch die „rasant steigenden Asylantenzahlen gefördert wird.“ Zuvor wollen Parteiaktivisten an die 20 000 Anti-Asyl-Flugblätter in Limburgerhof und weiteren Städten in der Vorderpfalz verteilt haben.
Erstmals in Limburgerhof aufmarschiert war „Der III. Weg“ Mitte Dezember 2013. 40 Teilnehmer demonstrierten unter dem Mottto „Kein Asylantenheim in Limburgerhof“ gegen die „herrschende Praxis … Asylbehausungen über die Köpfe der Bürger hinweg etablieren zu wollen.“ Auch bei dieser „volkstreuen“ Veranstaltung wurden zuvor Flugblätter gegen den „wachsenden Asylmissbrauch und die Verausländerung unserer Heimat“ verteilt.
„Proteste und Widerstand gegen die Überfremdung“
Sitz der Neonazi-Partei „Der III. Weg“ ist Weidenthal in Rheinland-Pfalz, der Wohnort des Bundesvorsitzenden Klaus Armstroff (Jg. 1957). Der in der ehemaligen DDR aufgewachsene Elektriker war über lange Jahre NPD-Funktionär. Armstroffs Frau Dörthe (Jg. 1958) stand vom Mai 2008 bis zum Frühsommer 2013 an der Spitze der rheinland-pfälzischen NPD. Klaus Armstroff kommentierte den kriminellen Brandanschlag in Limburgerhof mit den Worten: „Egal ob es sich in Limburgerhof, Tröglitz oder Vorra um einen asylkritischen Anschlag handelt oder nicht, solange die Politik und die Behörden sich über den Willen und Ängste der von Asylantenheimen betroffenen Anwohner hinweg setzen und eine volksfeindliche Politik betreiben, wird es Proteste und Widerstand gegen die Überfremdung unserer Heimat geben. Wir von der Partei ‘Der III. Weg‘ leisten weiterhin politischen Widerstand, können aber Deutsche verstehen, die darüber hinaus aktiv sind.“
Die weiteren Parteivorstandsmitglieder des „III. Wegs“ sind seit Jahren im Neonazi-Milieu verankert: Matthias Herrmann, Rene Teufer, Christian Steup und Sandor Makai. Der aus dem thüringischen Jena stammende Herrmann ist seit 1996 in Neonazi-Strukturen im Rhein-Neckar-Raum aktiv. Teufer, geboren in Viernheim am Stadtrand von Mannheim, war 2009 NPD-Direktkandidat zur Bundestagswahl und zuvor Mitglied der wegen Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus verbotenen Neonazi-Gruppierung „Deutsche Alternative“ (DA). Der einstige NPD-Funktionär Steup gehörte dem Vorstand der kriminellen Vereinigung „Kameradschaft Westerwald“ an. Makai war Landesvorstandsmitglied der NPD in Berlin.
Gegründet wurde die Partei von einem „Dutzend Aktivisten“ am 28. September 2013 in Heidelberg. Der III. Weg versteht sich als Alternative zur NPD und vertritt einen ausgeprägten neonationalsozialistischen Kurs. Verwendet wird ein Symbol kombiniert mit einem Zahnradkranz, der in ähnlicher Form in der NS-Zeit Kennzeichen der „Deutschen Arbeitsfront“ (DAF) war.