Neue völkische Organisation mit Jugendlager
Wolf und Wotansknoten
Zurzeit läuft ein rechtsextremes „Sommer“-Lager bei einem bekannten Holocaust-Leugner in Mecklenburg-Vorpommern
Die schwarze Fahne mit dem dreieckigen Symbol flattert im Wind. Es ist der Wotansknoten oder auch Valknut aus der nordischen Mythologie. Vier kleine Jurten und ein großes Rundzelt wurden errichtet. Rund 30 junge Frauen und Männer stehen auf der Wiese. Sie tragen helle Uniformhemden mit dem Wotansknoten auf dem Ärmel, in den Farben schwarz-weiß-rot. Auf dem Rücken ist ein Wolf in einem Kreis abgebildet. Sie stellen sich kurz auf. Später wechseln sie die Kleidung und betreiben „Frühsport“ und Geländespiele. Einige von den älteren Teilnehmern des „Sommerlagers“ stammen aus verbotenen und rechtsextremen Bünden. Ein rothaariger Mann mit üppigem Bart trägt eine schwarze Kordel an der Hemdtasche.
Das mehrtägige Lager wurde errichtet auf dem Anwesen von Bernhard Schaub, einem der bekanntesten Holocaust-Leugner. Es liegt in einem Sackgassendorf. Annenhof ist ein Ortsteil von Nossendorf bei Demmin. Die Trebel und die Peene fließen dort in völliger Abgeschiedenheit. Doch Einheimische wunderten sich über die auffälligen schwarzen Zelte und die Uniformen. Fahrzeuge auf dem Hof der Schaubs weisen nach Aargau in der Schweiz - dort war der fanatische Rechtsextremist vor vielen Jahren als Waldorflehrer tätig – und nach Greifswald und Lübeck. Zuletzt war die „Europäische Aktion“, eine militante Organisation, an deren Gründung Schaub beteiligt war, Ziel von Razzien. Bei Telegram bekennt sich der rührige Anhänger einer „Reichsbürger“-Ideologie zu Trump und Putin.
2015 hatte Schaub seine Kinder zum Sturmvogel-Lager im brandenburgischen Grabow gebracht. Der rechtsextreme Bund nutzte damals den sogenannten „Stammsitz“ namens „Goldenes Grabow“ von Anhängern der Anastasia-Bewegung. Tochter und Sohn beteiligten sich jung gemeinsam mit dem Vater an Aufmärschen in Demmin oder 2018 in Bielefeld für die verurteilte Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck. Die Tochter hat, wie einige andere, den „Sturmvogel – Deutscher Jugendbund“ verlassen, der seit zwei Jahren auch im niedersächsischen Verfassungsschutzbericht Erwähnung findet und Aufmerksamkeit auf sich zieht.
„Seltsamer Mädchenaufmarsch" in Sachsen
Unter den Lagerteilnehmern in Annenhof ist auch Nachwuchs des ehemaligen NPD-Ordnungsdienstleiters Frank Klawitter aus Gribow bei Greifswald, der selbst einer der regionalen Anführer der verfassungsfeindlichen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ) war. Die HDJ war 2009 verboten worden. Später besuchten einige Klawitter-Kinder wie die von Schaub den „Sturmvogel“, jetzt sind sie gemeinsam in dem neuen Bund mit Wotansknoten und Wolf aktiv. Bei einem Vater eines weiteren Teilnehmers des „Sommerlagers“ in Annenhof waren Anfang 2021 Waffen auf dem Hof in der Prignitz gefunden worden, ein weiterer war in der NPD aktiv.
„Seltsamer Mädchenaufmarsch sorgt für Verwirrung“ so oder ähnlich titelten im Juli 2020 diverse Medien und berichteten über uniformierte Teilnehmerinnen genau dieses Bundes. Die Gruppe unbekannter Herkunft war durch das Elbsandsteingebirge in Sachsen gewandert.