#wirsindwilly: Die SPD kontert die Brandt-Plakate der AfD

In Brandenburg wirbt die AfD mit einem Bild und Zitat von Willy Brandt. Das lässt sich die SPD nicht gefallen und stellt klar: Wir sind Willy!

Dienstag, 13. August 2019
Kai Doering

Die Empörung war groß. Als „groben Missbrauch und schlicht obszön“ nannte es etwa der langjährige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, dass die AfD in Brandenburg mit einem Bild des früheren SPD-Bundeskanzlers Willy Brandt wirbt. Neben Brandts Gesicht findet sich auf den Plakaten, die seit vergangener Woche überall im Bundesland an Laternen hängen, sein berühmter Satz „Mehr Demokratie wagen“. Brandt hatte ihn in seiner ersten Regierungserklärung als Kanzler 1969 geprägt.

Brandt hätte „abgrundtiefe Verachtung“ für AfD gehabt

Nun schlägt die Brandenburger SPD zurück. Am Montag hat sie eine eigene Plakatkampagne gestartet. „Wir wollten die Freiheit. Wir haben sie erkämpft. Sorge dafür, dass sie bleibt!“ steht auf den großflächigen Aufstellern in weißer Schrift auf rotem Untergrund. „Wenn die Feinde von Demokratie und Zusammenhalt, wenn die, die hetzen, polarisieren und teilweise offen rechtsextremistische Positionen vertreten, diese Symbole missbrauchen, dann stellen wir uns dagegen“, begründete Ministerpräsident Dietmar Woidke die Aktion.

Und auch im Internet tobt der Kampf um das Erbe Brandts. Unter dem Hashtag #wirsindwilly posten seit Montagmorgen Hunderte, warum Willy Brandt nur „abgrundtiefe Verachtung“ für Rechtspopulisten übriggehabt hätte, wie es Außenminister Heiko Maas auf Twitter ausdrückt.

Videobotschaft an die Funktionäre der AfD

So wandte sich der kommissarische SPD-Vorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel mit einer Video-Botschaft direkt an die „Funktionäre der AfD“, in der er Willy Brandt zitierte: „Wer Deutschland liebt, darf den Verstand nicht in den Urlaub schicken“, sondern müsse sich um Weltoffenheit und Fortschritt bemühen. „Das könnt ihr nicht, das seid ihr nicht“, sagte Schäfer-Gümbel in Richtung AfD. „Denn wir sind Willy.“

Willy Brandt hat Gräben überwunden und Menschen versöhnt“, erinnerte die kommissarische SPD-Vorsitzende Malu Dreyer. Die AfD hingegen ziehe Gräben und spalte. „Dass sie diesen großen Freiheitskämpfer für ihre rechte Propaganda missbraucht, ist an Verlogenheit nicht zu überbieten.“

SPD-Vize Ralf Stegner stellte klar, dass „die Rechtsradikalen der AfD für Ausgrenzung und Intoleranz“ stünden – also das Gegenteil von dem, was Brandt gewollt habe. „Sie missbrauchen Willy Brandt für ihre schäbige Propaganda“, so Stegner. Und Außenminister Heiko Maas schrieb auf Twitter: „Willy Brandt hat dafür gesorgt, dass Deutschland wieder Vertrauen entgegengebracht wurde. Er steht für Versöhnung und Frieden. Wir lassen es nicht zu, dass sein Erbe beschmutzt wird.“

Der Text ist auf vorwärts.de erschienen.

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