Rednerin der antisemitischen Ludendorff-Bewegung
"Wir werden leider nicht mehr" - Pegida geht in Sommerpause
Mitte September soll es erst mit Pegida Nürnberg weitergehen, so die Verantwortlichen beim Treffen mit Mini-„Spaziergang“ in Nürnberg. Eine Rednerin der gestrigen Veranstaltung wird der antisemitischen Ludendorff-Bewegung zugerechnet.
Etwa 45 Anhänger der Pegida-Bewegung, darunter wieder etliche bekannte Neonazis, fünf Gegendemonstranten in dem Versammlungsraum und etwa zweihundert außerhalb der Absperrung. So lautete die Wasserstandsmeldung zum letzten Aufmarsch vor der selbstgewählten Sommerpause. Das bedeutet auch, dass die mittelfränkischen Islamfeinde weiterhin auf der Stelle treten, was die direkte Beteiligung an den Veranstaltungen betrifft. Weder die jüngsten Ereignisse, noch Ortswechsel wie zuletzt nach Fürth und auch nicht die Reduzierung der Aktivitäten auf nur ein Treffen im Monat verschaffen den Organisatoren Zulauf.
Neue Gesichter, Neonazis bleiben
„Man sieht immer neue Gesichter aber irgendwie werden wir auch nicht mehr“, schrieb eine Anhängerin auf der Facebook-Seite von Pegida Nürnberg leicht resigniert auf die Frage nach der Zahl der Teilnehmer.
Geblieben sind die bekannten Neonazis aus dem Umfeld des Nürnberger Kreisverbandes Die Rechte um Rainer Biller und Dan Eising, die Termin für Termin vor Ort sind, auch wenn sich Versammlungsleiter Gernot Tegetmeyer zu Beginn von ihnen distanziert. Besucht wurde Eising an dem Donnerstag von Petra Kainz aus München, Aktivistin der anderen Neonazi-Partei Der Dritte Weg.
Innerhalb der Absperrung befanden sich auch fünf offensichtliche Gegendemonstranten mit Schildern wie „AfD muss weg“ oder „Hetze führt zu Gewalt und Krieg“.
Anhängerin der völkisch-antisemitischen Ludendorff-Bewegung mit erneuter Rede
Tegetmeyer, der an dem Tag auf seinen Kompagnon Michael Stürzenberger verzichten musste, war es zu Beginn wichtig darauf hinzuweisen, dass er vom Verfassungsschutz nicht als Rechtsextremist, sondern als „Islamkritiker“ beobachtet werde. Die bayerischen Behörden haben vor einigen Jahren mit Blick auf Stürzenberger die Kategorie „Verfassungsschutzrelevante Islamfeindlichkeit“ eingeführt. Sie begründen die Differenzierung vor allem mit dem gegenüber Neonazis und Rechtsextremismus fehlendem Antisemitismus bei den diversen Gruppen.
In der Praxis scheint diese Trennung weniger Bedeutung zu haben. Rednerin an dem Abend in Nürnbergs Süden war Sonnhild Sawallisch. Sie trat bereits im März bei Pegida Nürnbergs Geburtstagsaufmarsch auf. Sie gehört der Initiative „Hohenlohe wacht auf“ an, die in Öhringen in Baden-Württemberg aktiv ist. Die Seite teilt gegen Flüchtlinge und Ausländer bezogene Inhalte und bewirbt auch Gruppen wie die Identitäre Bewegung.
Sawallisch wird indes noch laut Südwest Presse dem „Bund für Gotterkenntnis“ (BfG) zurechnet. Der Verein hat seinen Sitz in Tutzing und folgt den Ideen von Erich und Mathilde Ludendorff, weshalb auch die Bezeichnung „Ludendorffer“ gebräuchlich ist.
Rassistisch….
Die Schriften der zweiten Frau des Weltkriegsgenerals bezeichnete die Historikerin Annika Spilker im BR-Interview als extrem antisemitisch und rassistisch. Der
Verfassungsschutz Brandenburg spricht im Bezug auf den BfG von einem antisemitischen Weltanschauungsverein. Das Gotterleben sein nach deren Vorstellungen im Erbgut angelegt, weshalb „Rassenmischung“ streng verboten sei.
Swallisch beschäftigte sich neben längeren Ausführungen zur Türkei auch mit Bedrohungen in Deutschland. Sie sei gegen den Einsatz der Bundeswehr im Inneren, denn – so ihre rassistische Begründung – 25 Prozent der Soldaten hätten einen Migrationshintergrund und würden im Zweifelsfall untätig bleiben.
Verschwörungstheoretisch…
Sie griff auch das vom CDU-Abgeordneten Tipi aus Hessen stammendes Gerücht auf, bei einem Gemüsehändler in der Nähe einer Moschee in Nordrhein-Westfalen wären schweren Kriegswaffen gefunden worden. Ihre haarspalterische Erklärung zum Dementi auf Facebook der Kölner Polizei, wo der Einsatz stattgefunden haben soll: Nicht bekannt heiße nicht automatisch nicht passiert. Eine Nachfrage von SEK-Einsatz.de beim Innenministerium ergab keinerlei Erkenntnisse über einen solchen Einsatz in NRW, noch in anderen Bundesländern.
Tegetmeyer begrüßte die Rede und sah sich – so sein Mutmacher an die wenigen Anwesenden – wieder als Avantgarde und Pegida der Zeit voraus.
Pegida will mit Rücksicht auf die Schulferien erst wieder in der zweiten Septemberhälfte auf die Straßen gehen und am Tag der Deutschen Einheit eine längere Aktion durchführen. Hierfür wurde um Ideen gebeten.