„Wir haben eine ökonomische Parteikrise“: NPD-Parteipostille Deutsche Stimme weiter am Rande des Ruins

Wie auf dem NPD-Bundesparteitag am letzten Wochenende bekannt wurde, sei die wirtschaftliche Lage des NPD-eigenen Deutsche Stimme-Verlages noch weit angespannter gewesen als bislang bekannt. Neben einer „geordneten Insolvenz“ stand möglicherweise die Einstellung des NPD-Parteiblattes zur Diskussion. Das plauderte zumindest eine Szenewebseite aus.

Freitag, 26. April 2013
Marc Brandstetter
„Wir haben eine ökonomische Parteikrise“: NPD-Parteipostille Deutsche Stimme weiter am Rande des Ruins
Eigentlich hüllt sich die NPD über Interna gerne in Schweigen. Nicht selten sind die Parteitage der Rechtsextremisten nicht vollständig „presseöffentlich“, ihre schmutzige Wäsche waschen die Delegierten lieber hinter verschlossenen Türen. Dabei knirscht es ordentlich im Gebälk, die verfeindeten Parteiflügel bekämpfen sich lieber mit dem schweren Degen als dem leichten Florett.

Hin und wieder dringen trotzdem brisante Informationen nach außen. Obwohl die „Journaille“ flügelübergreifend zu einem Hauptfeind – neben „Ausländern“, Parteien und Politikern, „Juden“, Linken oder Kapitalisten – erklärt wird. Wird dem ein oder anderen „Kameraden“ allerdings ein Mikrophon vor die Nase gehalten, gerät die eigene Überzeugung schon einmal in Vergessenheit. Dann zeigt man sich in „Plauderlaune“ und sonnt sich im vermeintlichen Interesse des „Systems“.  

Gerüchte über die angeschlagene wirtschaftliche Lage des NPD-eigenen Deutsche Stimme-Verlages (DS) machen bereits seit Monaten die Runde. Wie tief das Sprachrohr der Rechtsextremisten und der angeschlossene Versandhandel allerdings tatsächlich in der Bredouille stecken, wurde nun auf dem NPD-Parteitag am letzten Wochenende bekannt. Diese Informationen fanden indes nicht über offizielle Parteikanäle den Weg an die Öffentlichkeit, sondern über den Liveticker eine Szenewebseite, die von dem bayerischen NPD-Aktivisten Patrick Schröder betrieben wird.

Fleißig fütterte Schröder die Leser von „FSN TV“ mit allerhand interessanten Zahlen zum Zustand der DS. So seien die Umsätze zwischen 2009 und 2012 unter der Ägide der beiden Geschäftsführer Uwe Meenen und Eckart Bräuniger, der Anfang des Jaheres seinen Parteiaustritt erklärt hatte, um rund die Hälfte von 1,3 Millionen Euro auf 690.000 Euro (Schätzung) eingebrochen. Nur eine Kapitalerhöhung habe die Zukunft des Verlages gesichert. Der Verlust habe sich 2011 auf 109.000 Euro belaufen, die Verbindlichkeiten auf 260.000 Euro. Deshalb stehe, so Schröder weiter, die „Entlastung von Meenen und Bräuniger“ noch aus. Im laufenden Geschäftsjahr habe sich die Situation stabilisiert, im 1. Quartal habe der Verlag einen Gewinn von 28.000 Euro eingefahren.    

Die anschließende Debatte offenbarte weitere delikate Details. Der stellvertretende Berliner NPD-Vorsitzende Uwe Meenen, der gerade mit den wirklichkeitsfernen Plänen, die NPD wollte die neugrgründete Protestpartei Alternative für Deutschland unterwandern, für einen Rauschen im Blätterwald gesorgt hatte, habe nach eigener Aussage auf eine Klage gegen seine Kündigung verzichtet – nach Absprache mit Parteivize Udo Pastörs. Ohnehin sei die Lage der DS schon vor seiner Geschäftsführertätigkeit schlecht gewesen, selbst der Verkauf der Halle in Riesa sei im Gespräch gewesen. Ein Sanierungskonzept habe er Holger Apfel vorgelegt, heute vermisse er den Blick in die Zukunft, sagte der NPD-Funktionär, der wenig später bei einer Kampfkandidatur gegen den amtierenden NPD-Vorsitzenden Apfel den Kürzeren ziehen sollte.

Der Parteihardliner und Bundesvize Pastörs plädierte laut „FSN TV“ dafür, radikal umzudenken. Zu groß wäre die Konkurrenz durch unpolitische Mitbewerber, die nur abkassieren wollten. Deshalb solle das Versandgeschäft zugunsten der Zeitung zurückstehen. Sein Vorschlag wäre eine „geordnete Insolvenz“ gewesen, um sich dann neu aufzustellen. Immer wieder Parteigeld in die DS zu pumpen, sei der falsche Weg. Weiter verlangte der Scharfmacher ein hartes Sanierungsprogramm. Die Süddeutsche Zeitung zitiert ihn mit den Worten „wir haben eine ökonomische Parteikrise“.

Der amtierende DS-Geschäftsführer Andreas Storr schockte anschließend die Delegierten mit der Frage, um die sich alles drehe, und die nach wie vor nicht nicht geklärt sei: Die Deutsche Stimme einstampfen oder weiter arbeiten? Trotz einer leichten wirtschaftlichen Erholung blickt das NPD-Hetzblatt möglicherweise weiter in eine düstere Zukunft.
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