Wieder eine Pleite: "Anti-Minarett-Tag" der NPD in Coburg
Samba-Trommeln, Pfeifkonzerte und Sprechchöre waren die Begleitmusik zum „Anti-Minarett-Tag“ der oberfränkischen NPD in Coburg. Während noch vor einer Woche in Coburg das Internationale Samba-Festival mit vielen Teilnehmern aus anderen Ländern stattfand und zig-Tausende Besucher anzog, agitierte die NPD gegen die „Verausländerung“ und gegen ein geplantes Minarett auf einer Coburger Moschee.
Der NPD war es aber nicht gelungen, über den Kreis ihrer wichtigsten Funktionäre und den Mitgliedern des „Fränkischen Heimatschutz“ hinaus zu mobilisieren. So blieb der oberfränkische Bezirksvorsitzende und NPD-Landesgeschäftsführer Axel Michaelis neben dem Mitglied der Bayreuther Burschenschaft "Thessalia" Andreas W., dem Kronacher NPD-Funktionär Johannes Hühnlein und dem Coburger NPD-Kreisvorsitzenden Dietmar Döring sowie mit einigen „Nationalen Sozialisten“ aus Lichtenfels und dem „Fränkischen Heimatschutz“ allein.
Die ausländerfeindlichen Parolen und die Hetze gegen ein geplantes Minarett – es handelt sich um ein wenige Meter hohes Minarett auf einer Moschee, die sich in einem Rückgebäude befindet - hörten nur die eigenen Anhänger. Und auch die mit deutlich nachlassender Aufmerksamkeit. Zumal sie noch durch die behördlichen Auflagen gezwungen waren, längere „Schweigephasen“ einzulegen, um die Gegenkundgebungen nicht zu stören.
Denn die knapp 40 Teilnehmer der NPD-Kundgebung waren eingerahmt von zwei Gegenkundgebungen in Sicht- und Hörweite. Gegenüber und hinter ihnen hatten - durch Absperrungen getrennt – Demokratinnen und Demokraten Stellung bezogen: Am Ernstplatz fand die Kundgebung der Partei "Die Linke" und des "Coburger Aktionsbündnisses gegen rechtsradikale Aktivitäten" (Cara) begleitet durch die Samba-Gruppe Paixao aus Coburg statt.
Und vor der Moschee der türkisch-islamischen Gemeinde folgten zwischen 10 und 13 Uhr rund 500 Coburgerinnen und Coburger dem Aufruf zahlreicher Parteien und Organisationen, feierten ein buntes Fest und setzten damit ein eindrucksvolles Zeichen für Religionsfreiheit, Demokratie und gegen Ausländerfeindlichkeit.
„Freies Netz Süd“ feiert lieber die eigene Immobilie
Bereits wie beim Bayerntag der NPD in Mainleus zeigte sich sehr deutlich, dass die NPD in Bayern über ihre engsten Anhänger hinaus ohne die so genannten „Freien Kräfte“ der „Kameradschaften“ nicht mobilisierungsfähig ist. Diese aber blieben wieder fern: weder die „Divison Franken“ noch das „Freie Netz Süd“ haben zu dieser NPD-Kundgebung aufgerufen. Aus verschiedenen Quellen war zu erfahren, dass das „Freie Netz Süd“ zur gleichen Zeit lieber den einjährigen Jahrestag ihrer Immobilie in Oberprex feiert. Dort hatte letztes Jahr die Familie Gentsch eine leerstehende Gaststätte erworben, in der seitdem regelmäßig Treffen von Rechtsextremen stattfinden. Und dies – im Gegensatz zu Mainlaus, zu Coburg, zu Gräfenberg oder Wunsiedel – unbehelligt durch die örtliche Gesellschaft: Nazis sind in Oberprex anscheinend willkommen, stoßen jedenfalls auf keinen Widerstand.
[extern]Fotos aus Coburg