Sozialstruktur

Wer wählte die AfD bei den Bundestagswahlen?

Die AfD konnte bei den diesjährigen Bundestagswahlen ihren größten Erfolg bei bundesweiten Wahlen verbuchen. Ein Blick auf die Sozialstruktur ihrer Wähler veranschaulicht, dass hier von einer Kontinuität auszugehen ist. Dadurch bestehen aber auch längerfristig Grenzen für die Partei.

Dienstag, 04. März 2025
Armin Pfahl-Traughber
Die AfD konnte zur Bundestagswahl ihr Ergebnis verdoppeln.
Die AfD konnte zur Bundestagswahl ihr Ergebnis verdoppeln.

Die AfD erhielt bei den Bundestagswahlen 20,8 Prozent der Stimmen, womit sie die bei den letzten Bundestagswahlen 2021 erzielten Ergebnisse exakt verdoppeln konnte (10,4 Prozent). Dies ist der mit Abstand größte Erfolg, den in der bundesdeutschen Geschichte eine rechtsextremistische Partei verbuchte. Blickt man auf bestimmte Details der Verteilung, so werden dadurch auch Potentiale für weitere Wahlerfolge deutlich.

In allen ostdeutschen Bundesländern wurden 30 Prozent und mehr an Stimmen erreicht, ebendort ist die AfD auch die stärkste Partei geworden. Angesichts dieser Ergebnisse stellt sich die Frage: Wer wählte warum die AfD bei den Bundestagswahl? Die folgenden Ausführungen stützen sich auf die Daten der Forschungsgruppe Wahlen und von infratest dimap. Bezogen auf Antworten auf die genannte Frage muss hier eingeräumt werden, dass man die Gründe für die Wählerzustimmung nicht tiefgründiger untersuchte. Gleichwohl sollen einschlägige Angaben hier auch Thema sein.

Hohe Anteile von Arbeitern und Männern

Zunächst fällt der Blick aber auf die sozialstrukturellen Spezifika der Wähler. Hierbei lassen sich keine besonderen neuen Entwicklungen ausmachen, dominieren doch einschlägige Kontinuitäten. So stimmten für die AfD weniger Frauen mit 16 Prozent und mehr Männer mit 22 Prozent. Auch bezogen auf die Altersverteilung gab es keine Besonderheiten, dominierte hier doch die Gruppe der 25 bis 44-Jährigen mit 22 bzw. 24 Prozent der Stimmen. Die jüngste Altersgruppe war indessen mit 19 Prozent leicht unterrepräsentiert, womit sich ein leichter Rückgang gegenüber den anderen letzten Wahlen offenbarte.

Die AfD-Stimmanteile nach Altersgruppen
Die AfD-Stimmanteile nach Altersgruppen

Auch bei der formalen Bildung bestand eine sozialstrukturelle Kontinuität, votierten für die AfD 26 bzw. 27 Prozent der niedrig und mittel gebildeten und nur 12 Prozent der höher gebildeten Wähler. Dementsprechende Anteile gab es bei den Berufsgruppen, votierten von den Arbeitern 36 Prozent und von den Rentnern 12 Prozent in diese Richtung. An derartigen Besonderheiten änderte sich somit nichts bei den Bundestagswahlen.

Geringe Lebenszufriedenheit, hohes Ungerechtigkeitsempfinden

Dies gilt auch für andere Aspekte, wozu etwa die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage gehörte: Von den AfD-Wählern meinten sehr gut/gut 15 Prozent und weniger gut/schlecht 37 Prozent, womit hier eine Besonderheit gegenüber den anderen Parteien bzw. deren Wählergruppen besteht. Auch hinsichtlich der geringen Demokratiezufriedenheit und der geringen Lebenszufriedenheit gab es mit 12 bzw. 79 Prozent vergleichsweise hohe Werte. Dies gilt auch für die Auffassung, wonach es in Deutschland eher ungerecht zugehe. Dies meinten von den AfD-Anhängern 85 Prozent, im Durchschnitt waren es aber auch 57 Prozent.

Zuspruch zur AfD nach Tätigkeit
Zuspruch zur AfD nach Tätigkeit

Diese Daten legen nahe, dass Unmut bei all dem sehr relevant war. Gleichwohl darf diese Deutung nicht verabsolutiert werden, müsste dazu doch noch stärker nach Einstellungen gefragt werden, was bei den Umfragen nicht ausführlicher geschah. Denn eher ist bezogen auf beide Faktoren von einer Kombination auszugehen. Die Analysen der letzten Landtagswahlen zeigten auch, dass als Erklärungsfaktor immer weniger bloßer Protest trägt.

Frühere Nichtwähler als Rekrutierungspotential

Und dann sei noch ein Blick auf die Wählerwanderung geworfen. Gemeint sind damit Antworten auf die Frage, wofür die AfD-Anhänger bei den vorherigen Bundestagswahlen votierten. Die größte Gruppe waren mit 1,8 Millionen frühere Nichtwähler, insofern profitierte die Partei von der besonders hohen Wahlbeteiligung. Auch eine Million frühere CDU/CSU-Wähler wandten sich ihr nunmehr zu. Von der SPD kamen 720.000 Wähler, von den Grünen waren es 100.000. Die letztgenannte Angabe ist unterdurchschnittlich, gleichwohl brach man ansatzweise in dieses Wählersegment ein.

Von der FDP kamen demgegenüber 890.000 Stimmen, was für eine kleine Partei eine bedeutsame Zahl ist. Aber auch die Linke verlor in diese Richtung 110.000 Wähler. Die AfD musste lediglich an das BSW 60.000 Stimmen abgeben.  Dieses Ergebnis bezogen auf die neue Partei macht deutlich, dass hier offenkundig keine erfolgreiche Konkurrenz um derartige Wählerstimmen entstanden ist. Für die AfD muss ein eindeutiger Aufwärtstrend konstatiert werden.

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