Wer engagiert sich für die NPD?

Wer engagiert sich eigentlich in der NPD? Leider gibt es auf diese Frage keine befriedigende Antwort. Die Wahllisten der Partei können allerdings Anhaltspunkte liefern. Ein typischer NPD-Kandidat ist männlich, knapp 40 Jahre alt und verdient sein Geld in einem Angestelltenverhältnis – oft in einem handwerklichen Beruf. Frauen haben indes bei der Nordost-NPD kaum eine Chance.

Donnerstag, 08. Mai 2014
Redaktion
NPD-"Durchschnitt": Andreas Theißen, knapp über 40 Jahre und Zimmermann (Foto: ENDSTATION RECHTS.)
NPD-"Durchschnitt": Andreas Theißen, knapp über 40 Jahre und Zimmermann (Foto: ENDSTATION RECHTS.)
Laut dem Landesamt für Verfassungsschutz Mecklenburg-Vorpommern zählt die NPD hierzulande 400 Mitglieder. Diese Zahl ist seit Jahren konstant; im Gegensatz zu fast allen anderen Gliederungen hat die Truppe um Landeschef Stefan Köster nicht mit einer mehr oder weniger hohen Fluktuation zu kämpfen. Über die Basis der rechtsextremistischen Partei – nicht nur an der Ostsee, sondern bundesweit – liegen allerdings kaum verwertbare Informationen auf dem Tisch. Gibt es so etwas wie einen „durchschnittlichen“ NPD-Aktivisten? ENDSTATION RECHTS. unternimmt den Versuch einer Bestandsaufnahme. Als Datengrundlage dienen die NPD-Wahllisten zur Kommunalwahl am 25. Mai. Die deutschen Wahlgesetze und -verordnungen verpflichten die politischen Parteien, ihre Kandidaten vor dem Urnengang mit Angaben zu Wohnort, Alter sowie Beruf/Stand beim zuständigen Wahlleiter anzuzeigen. Im Kampf um die Mandate in den sechs Landkreisen und in der kreisfreien Stadt Rostock schickt die NPD 55 Anhänger ins Rennen, also rund 14 Prozent ihrer landesweiten Mitgliedschaft. Statistisch gesehen sind demnach keine unumstößlichen Angaben zu erwarten, aber zumindest ein Trend wird abzulesen sein. Auf einen Antritt in der Landeshauptstadt Schwerin verzichten die Rechtsextremisten hingegen – wahrscheinlich aus Mangel an „geeignetem“ Personal. Geschlecht – die NPD ist und bleibt eine „Männersekte“ Bis heute ist der Rechtsextremismus ein von Männern dominiertes Phänomen, wenngleich weibliche Aktivistinnen in den letzten Jahren mehr und mehr aus ihrem Schattendasein heraustreten. In der NPD Mecklenburg-Vorpommern hingegen spielen Frauen nahezu überhaupt keine Rolle: Gerade einmal elf Prozent der Wahlvorschläge sind weiblichen Geschlechts. Die sechs Kandidaten, die in den Landkreisen Nordwestmecklenburg, Ludwigslust-Parchim, Rostock, Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern-Rügen antreten, müssen sich der „Männersekte“ unterordnen. Auf verlorenem Posten: Die RNF-Vorsitzende Antje Mentzel und ihre Truppe am 1. Mai in Rostock (Foto: Oliver Cruzcampo) Spitzenkandidatinnen gibt es nicht. Wer in der Hansestadt Rostock und im Kreis Vorpommern-Greifswald, obwohl die NPD hier mit 13 Kandidaten ihre größte Liste stellt, Frauen unter den NPD-Bewerbern sucht, wird nicht fündig werden. Alter – überdurchschnittlich jung, aber kaum Jugendliche Wie bei den zurückliegenden Wahlen wartet die NPD mit einem relativ jungen Wahlvorschlag auf. Das geringe Durchschnittsalter von ca. 38 Jahre ist für den Zuspruch vor allem von (männlichen) Jungwählern mitverantwortlich. Zum Vergleich: Die im Bundestag vertretenen Parteien kratzen mit Ausnahme der Grünen alle mehr oder weniger an der 60-Jahre-Grenze. Jeder zweite NPD-Kandidat ist zwischen 26 und 35 Jahren alt. Mit rund 25 Prozent ist auch die Alterskohorte von 36 bis 45 Jahren relativ stark vertreten. Die mittleren Jahrgänge bilden demnach das Rückgrat der NPD-Mitgliedschaft. Wirklich junge Bewerber, also Frauen und Männer unter 25 Jahren, werben nur in drei Fällen für die NPD um Wahlstimmen. Gleichzeitig hat die Partei nur einen Senior über 65 Jahren für ihre Listen gewinnen können. Beruf – Handwerker und Angestellte als Rückgrat Die NPD ist eine Arbeiter- bzw. Handwerkerpartei. Bei Wahlen fährt sie regelmäßig im Lager der Arbeiter und der Arbeitslosen ihre besten Resultate ein, unter den Mitgliedern stellen Personen aus der Arbeiterschicht mit rund 38 Prozent den zweithöchsten Anteil. Nur die Angestellten weißen mit ungefähr 45 Prozent einen etwas höheren Verbreitungsgrad auf. Vier NPD-Kandidaten haben den zuständigen Stellen angegeben, sie seien selbstständig. Als „Akademiker“ weißen sich sechs Personen aus, also ca. 11 Prozent. Dabei handelt es sich fast immer um Ingenieure. Ein Vergleich mit der soziodemographischen Zusammensetzung der Gesamtbevölkerung und der Mitgliederschaft der Bundestagsparteien sowie der FDP offenbart beim sozialen Status die „Einzigartigkeit“ der NPD. Während sich in den letzten Jahren die anderen Parteien immer mehr von ihren traditionellen sozialen Milieus lösten, gewinnen in ihrer Mitgliedschaft „ressourcenstarke“ Bürger, also Bürger mit einem gehobenen sozialen Status und einem höheren sozialökonomischen Niveau, die Oberhand. Bei den etablierten Parteien sind Angehörige des Öffentlichen Dienstes und Rentner überrepräsentiert (außer bei den Grünen). Demgegenüber sind Arbeiter – sogar bei der SPD – unterdurchschnittlich vertreten. Nur sechs Prozent der Anhänger der Bundestagsparteien sind den Arbeitern zuzurechnen (bei einem Anteil von 14 Prozent an der Gesamtbevölkerung). Bei der NPD liegt der Anteil fast siebenmal höher, nämlich bei knapp 40 Prozent. Beamte und Angestellte im Öffentlichen Dienst hat sie dafür nicht in ihren Reihen. In der Gesamtbevölkerung stellt diese Berufsgruppe jedoch sechs Prozent, in der Mitgliedschaft der Parteien sogar 20 Prozent.
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