„Weihnachtsfeier“ im „Gelben Haus“

Was als „private Weihnachtsfeier“ im „Gelben Haus“ deklariert war, entpuppte sich am Samstagabend als rechtsextreme Musikveranstaltung in der 700 Einwohner-Ortschaft Ballstädt im Thüringer Becken. Knapp 100 Personen hatten sich in dem Haus versammelt, das Neonazis im vergangenen Jahr erworben hatten. Die Besucher stammten zum Großteil aus Thüringen, waren aber auch aus anderen Bundesländern angereist. Die Polizei sprach Platzverweise für den Ort aus, stellte Tonträger sicher und ermittelt wegen Volksverhetzung und des Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole.

Neonazis aus dem Umfeld der der Rechtsrock-Band „Sonderkommando Dirlewangler“ (SKD) hatten im Sommer 2013 für 165 000 Euro die alte Bäckerei in Ballstädt erworben, nachdem die bis dahin genutzte Immobilie im 30 Kilometer entfernten Crawinkel zu sehr in den Blick der Öffentlichkeit geraten war. In Ballstädt gründete sich daraufhin das Ballstädter Bürgerbündnis „Allianz gegen Rechts“, das mit dem Thüringer Demokratiepreis 2014 ausgezeichnet wurde.

Voran gegangen war im Februar dieses Jahres ein brutaler Überfall von Neonazis auf eine geschlossene Feier der Kirmesgesellschaft in Ballstädt. (bnr.de berichtete) Dabei wurden neun Personen verletzt, zwei davon schwer. Eine Sonderkommission der Polizei hatte die Ermittlungen gegen 16 Verdächtige unter anderem wegen Landfriedensbruchs aufgenommen, drei Männer und eine Frau wurden nach ihrer kurzzeitigen Festnahme wieder freigelassen. Einer der Bewohner des „Gelben Hauses“, der SKD-Frontmann Thomas W., saß wegen des Verdachts der gemeinschaftlichen gefährlichen Körperverletzung in Untersuchungshaft, von seiner Freilassung mussten die Ballstädter aus der Zeitung erfahren. Nachdem der Leiter der Stabsstelle Extremismusprävention bei der Landespolizeidirektion, Thomas Ley, im Juli 2014 gesagt hatte, die Ermittlungen stünden vor dem Abschluss, ist es um die Anklageerhebung ruhig geworden.