Waffenfund bei altem „Kameraden“

Beamte eines Spezialeinsatzkommandos der Berliner Polizei haben am Donnerstag die Wohnung des Neonazis Arnulf-Winfried Priem im Stadteil Moabit durchsucht. Priem war zeitweilig einer der bekanntesten Neonazis in der Bundesrepublik.

Freitag, 15. Juni 2012
Anton Maegerle

Die Razzia  in Priems Wohnung förderte mehrere Waffen, darunter zwei scharfe Maschinenpistolen, zu Tage. Der Hausdurchsuchung ging die Anzeige eines 44-jährigen Mannes zuvor, der von Priem mit einer Schusswaffe bedroht worden sein soll.

Arnulf –Winfried Priem (Jg. 1948) wurde 1968 als politischer Häftling aus der DDR freigekauft. In der DDR war Priem unter anderem wegen „staatsgefährdender Hetze und Propaganda“ zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Nach dem Freikauf schloss er sich zeitweilig der NPD, deren Landtagskandidat er 1974 war, und der DVU e.V. an. Im südbadischen Freiburg bildete er seine „Kampfgruppe Priem“, die offiziell am 17. Januar 1974 ins Leben gerufen wurde und Kontakte zu Neonazis wie Manfred Roeder und Karl-Heinz Hoffmann aufnahm.

1976 verlegte Priem seinen Hauptwohnsitz nach Westberlin. Bereits während seiner Freiburger Zeit wurde Priem mehrfach verurteilt, unter anderem wegen Beleidigung auf antisemitischer Grundlage und unbefugten Waffenbesitzes. Seit seinem Aufenthalt in Berlin handelte sich Priem ebenfalls mehrere Verurteilungen ein, unter anderem wiederholt wegen unerlaubten Waffenbesitzes. Betreut wurde Priem während seiner Knastaufenthalte von der Neonazi-Knasthilfetruppe HNG.

An der Totenfeier für Thomas Brehl teilgenommen

In Berlin fungierte Priem als „Aktionsunterführer“ der Untergrundorganisation NSDAP/AO und als Kopf des Berliner Landesverbandes der Kühnen-treuen „Deutschen Alternative“ (DA). Nach dem Verbot der DA 1992 konzentrierte Priem seine politischen Aktivitäten auf die von ihm geführten neuheidnischen Grüppchen „Hauptschulungsamt Wotans Volk“ und „Asgard-Bund“.

1994 lieferte Priem bundesweite Schlagzeilen. Den 13. August, den Todestag von Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß, feierte er mit mehr als zwei Dutzend Neonazis in seiner Wohnung. Anwesend war auch der spätere Polizistenmörder Kay Diesner. Missliebige Journalisten beschossen die Neonazis vom Dach des Hauses aus mit Stahlkugeln. Wegen „Bildung eines bewaffneten Haufens“ und weiterer Delikte wurde Priem zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. In der Neonazi-Szene galt Priem zunehmend als umstritten. Der NPD-Bundesvorsitzende Holger Apfel bezeichnete den einstigen NPD-Landtagskandidaten Priem im Herbst 2011 als „Kriminellen“. Seinen letzten in der braunen Szene beachteten Auftritt hatte Priem im Januar vergangenen Jahres. Da nahm er an der Totenfeier für den verstorbenen Neonazi-Politkasper Thomas Brehl im hessischen Langen teil.

 

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