Von Wismar nach Straßburg: NPD-Kommunalpolitiker aus M-V heuert bei Udo Voigt an

Rainer Schütt (Mitte) auf einer Demonstration in Wismar (Foto: ENDSTATION RECHTS., Archiv)
Seinen diesjährigen Sommerurlaub verbrachte Udo Voigt auf hoher See. Mit wechselnder Besatzung steuerte der einstige NPD-Vorsitzende unterschiedliche Häfen an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns an. Zur Mannschaft des braunen Kutters gehörte nach den Angaben des heutigen Europaabgeordneten – zumindest zeitweise – neben dem Münchner Stadtrat Karl Richter, der Neonazi-Barde Frank Rennicke, den die NPD bereits zwei Mal erfolglos ins Rennen um das Amt des Bundespräsidenten geschickt hatte. In Wismar trafen sich Voigt und Richter mit dem dortigen Bürgerschaftsabgeordneten der extrem rechten Partei, Rainer Schütt. Möglicherweise stellten die Gesprächspartner, damals im August, die Weichen für die weitere Zukunft des 70-Jährigen.
Denn seit kurzem führt die offizielle „Weltnetz-Seite“ von Udo Voigt den Ingenieur für Maschinenbau als „wissenschaftlichen Referenten“. Den gleichen Posten begleitet Voigts langjähriger Weggefährte Uwe Meenen. Zu den weiteren Mitarbeitern gehört der bereits erwähnte Richter, zuständig für die Presse des vorbestraften Ex-NPD-Chefs, sowie der vormalige Pressesprecher des brandenburgischen Landesverbandes, Florian Stein, und der ehemalige Republikaner Frank Rohleder. Mit Bettina Bieder ist eine „alte Bekannte“ an Bord. Sie leitet das Bürgerbüro des 63-Jährigen, das in der Parteizentrale der NPD in der Seelenbinderstraße in Berlin untergebracht ist. Für Personal stehen Voigt monatlich mehr als 23.000 Euro zur Verfügung.
Zurück ins Rampenlicht
Bislang trat Schütt selten in Erscheinung. Seit Frühjahr letzten Jahres hat der gebürtige Wismarer einen Sitz im Kreistag des Landkreises Nordwestmecklenburg inne, den eigentlich Jeanette Krüger, die Ehefrau des mehrfach vorbestraften Neonazis aus Jamel, Sven Krüger, gewonnen, aber nicht angetreten hatte. Anschließend verzichtete der erste Nachrücker, Tino Streif. Zur Landtagswahl 2006 kandidierte Schütt für die NPD auf Platz 8 der Landesliste, als Direktkandidat holte er 5,2 Prozent, danach wurde es still um den NPD-Mann. Zuletzt lief er bei dem von Beobachtern als äußerst aggressiv wahrgenommenen Aufzug der rassistischen „Bürgerinitiative“ „Wismar wehrt sich“ mit, in dessen Nachgang vier Neonazis eine Gruppe von Asylbewerber angegriffen und mit Flaschen bewarfen.
Im vergangenen Juni nahm Schütt am traditionellen Seniorentreffen seiner Heimatstadt in der St. Georgenkirche teil. Dort saß er gemeinsam mit Jürgen Cremer, Senator a. D., und dem Träger des Ehrenrings der Hansestadt Wismar, Detlef Schmidt, an einem Tisch. Auf Facebook betonte Schmidt, an diesem Tag sei unter den früheren Spielkameraden die „Politik draußen geblieben“, weshalb ihm Kritiker vorwarfen, den extrem rechten Kommunalpolitiker „salonfähig“ zu machen.