Von Spartas König zur „Reichsflugscheibe“

Modemarke „Fourth Time“ wirbt mit Sacha Korn im rechten Lifestylemarkt.

Dienstag, 12. März 2013
Theo Schneider

Die Geschäftsidee ist keineswegs neu: Kleidung mit nordischer Symbolik und versteckten oder zweideutigen Inhalten zu überhöhten Preisen sind seit „Thor Steinar“ nicht nur in der rechten Szene bekannt. Die Codes können meist nur Szeneangehörige entziffern und sich so auf offener Straße erkennen, ohne gleich als Rechtsextremisten wahrgenommen zu werden. Wenige Jahre später folgten mit „Erik & Sons“ und „Ansgar Aryan“ politisch eindeutigere Kopien, da „Thor Steinar“ für Neonazis nicht mehr nahe genug an der Szene war. Das Konzept und der Stil sind gleich geblieben, unter anderem mit dem Verkauf über den NPD-nahen „Deutsche Stimme Versand“ haben sich „Erik & Sons“ und „Ansgar Aryan“ eindeutig positioniert. Alle drei genannten Marken sind regelmäßig auf rechtsextremen Aufmärschen zu entdecken. Ein ähnliches Verkaufskonzept verfolgt offensichtlich die noch junge Marke „Fourth Time“.

Nach eigenen Angaben wurde sie im August 2011 in Teltow gegründet, das Logo schon im Juli markenrechtlich geschützt. Anfang dieses Jahres verlegte die Firma nun ihren Sitz nach Berlin-Kreuzberg in ein runtergekommenes Mietshaus. Etabliert hat sich die Marke seither aber noch nicht, lediglich im rechtsextremen „Strike Back Shop“ im thüringischen Apolda ist „Fourth Time“ bisher erhältlich. Das dies nicht nur dem modischen Stil zu verdanken ist, wird schnell deutlich.

„Selbstopferkommando ‚Leonidas’“

Mit einem T-Shirt mit der Aufschrift „Neuschwabenland“ und so genannten „Reichsflugscheiben“ als Motiv spielt die Marke bewusst auf die vor allem bei den selbst ernannten „Reichsbürgern“ beliebte Verschwörungstheorie an, wonach sich einige Nazis nach dem Krieg in einem geheimen Stützpunkt in der Antarktis zurückgezogen hätten.

Weniger eindeutig geben sich Motive wie das „Leonidas“-Shirt. Auf den ersten Blick bezieht es sich auf den König von Sparta (490 – 480 v. Chr.), der auch aus dem Film „300“ bekannt ist. Allerdings soll es im Zweiten Weltkrieg auch ein so genanntes „Selbstopferkommando Leonidas“ der Waffen-SS gegeben haben. Obwohl es historisch umstritten ist, existiert zumindest solch ein Mythos. Das Motiv so zu interpretieren ist nicht weit hergeholt, verweisen die Macher der Marke auf ihrer Facebook-Seite selbst auf ebendiese SS-Einheit: „... wie stark der Feind auch sei! *Selbstopferkommando ‚Leonidas’“, heißt es dort zu dem Motiv. Die Zeile „Wie stark der Feind auch sei“, die sich ebenfalls auf dem Shirt findet, ist zudem der Titel einer indizierten Platte des verstorbenen rechtsextremen Liedermachers Michael Müller. Beides dürfte in rechten Kreisen bekannte Fakten sein.

Ähnlich verhält es sich mit dem Motiv „Mitternachtsberg“. Dabei handelt es sich um einen Begriff aus der nordischen Mythologie. Es soll „Sammelstelle für alle Tapferen, die sich nach dem Tod auf den Weg zum Mittelreich (Walhall) machen“ sein. Auf der „Fourth-Time“-Facebook-Seite heißt es ergänzend dazu: „Über dem Mitternachtsberg strahlt die Schwarze Sonne“, ein in der rechten Szene beliebtes Symbol, dass schon Heinrich Himmler in die geplante „SS-Kultstätte“ Wewelsburg einbauen ließ. Erwähnenswert ist zudem, dass es sich bei „Mitternachtsberg“ um einen Titel der extrem rechten NSBM-Band „Von Thronstal“ handelt.

Potsdamer Neonazi posiert auf der Website

Diese Prinzip lässt sich bei weitere Motiven finden, so ist „Krabbeninsel – Deutsche Compagnie“ offenbar ein positiver Bezug auf die deutsche Kolonialherrschaft der Insel Vieques und bei „Löwenherz“ ist nicht der mittelalterliche König Richard gemeint, sondern das gleichnamige Lied der Rechtsrock-Kapelle „Division Germania“, wie „Fourth Time“ auf Facebook mit Auszügen aus dem Liedtext klarstellt.

Bei diesen Botschaften wirkt es nur konsequent, dass es sich bei dem in „Fourth Time“-Kleidung posierenden jungen Mann auf der Website um den stadtbekannten Potsdamer Neonazi Gabor G. handelt, der von Szenekennern den „Freien Kräften Potsdam“ zugerechnet wird und regelmäßig an rechten Aufmärschen teilnimmt.

Seit Anfang des Jahres wirbt „Fourth Time“ auf seiner Website nun auch mit dem Berliner Musiker Sacha Korn, der in der Rubrik „Pressefotos“ in Kleidung der Marke posiert und seine Musik „patriotisch“ nennt. Drei seiner Lieder fanden sich 2011 auf einer NPD-Schulhof CD und in einem Wahlwerbespot der Partei. Damals bestritt er eine aktive Beteiligung, distanzierte sich und erklärte, dass die NPD über Lizenzverkäufe an die Lieder gekommen sei. Später gab Korn allerdings dem Magazin der Jungen Nationaldemokraten „Hier und Jetzt“ ein Interview. Nach eigenen Angaben behandelt er musikalisch „Themen wie Identität, Schuldkult, Patriotismus und Nation“. Inhaltlich steht Korn der Partei also offenbar doch weniger fern, als er es gerne aussehen lassen würde. Sein Engagement für die rechte Nachwuchsmarke „Fourth Time“ zeigt das deutlich.

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