„Volkstrauertag“ in braun

Am 13. Juli hat Neonazi-Szene zum fünften Mal in Folge in einer bundesweiten Aktion schwarze Kreuze an knapp 200 Orten aufgestellt.

Montag, 16. Juli 2018
Horst Freires

Mit einer bundesweiten Kampagne und dem Aufstellen von schwarzen Kreuzen zelebriert die rechte Szene sich selbst. Zum fünften Mal in Folge wurde der 13. Juli unter dem Motto „Deutsche Opfer – fremde Täter“ zu einem selbst ausgerufenen „Volkstrauertag“.

Auf einer eigens dafür eingerichteten Kampagnenseite via Facebook sind dann die bundesweiten Aktionen, die das Thema Ausländergewalt aufbauschen sollen, zusammengefasst worden. Die schwarzen Kreuze wurden vor Rathäusern oder anderen Behördengebäuden, aber häufig auch an der Straße unmittelbar neben Ortsschildern aufgestellt. Beteiligt waren Aktivisten von der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationalisten“, unter anderem aus Berlin, Schwerin oder Salzgitter, ebenso wie auch Freie Kräfte so etwa die „Brigade 8“ in Weißwasser und andernorts in Sachsen. Letztere haben zugleich mit einem Banner und der Aufschrift „Freiheit für Ursula“ an die „bekannteste Dissidentin Deutschlands“, Ursula Haverbeck-Wetzel erinnert, wie die bereits mehrfach verurteilte 89-jährige Holocaust-Leugnerin von Sascha Krolzig („Die Rechte“) in seinem Magazinprojekt „N.S. Heute“ tituliert wird.

Von „Villain051“ ins Leben gerufen

Zum Zwecke einer öffentlichkeitswirksamen Dokumentation sind an vielen „Tatorten“ Fotos gemacht worden, viele davon aber häufig nur von miserabler Qualität, weil in der Dämmerung oder Dunkelheit aufgenommen. Einen Tag nach der Aktion meldeten die Initiatoren angebliche Rückmeldungen aus 173 Städten und Orten. Trotz hinzugekommener Nachzügler waren es noch einmal 48 Stunden später immer noch keine 200 – eine vergleichsweise doch ziemlich bescheidene Zahl, so gab es nämlich 2015 angeblich rund 300 Aktionsmeldungen.

Ins Leben gerufen wurde die braune Aktion 2014 vom rechtsnationalen Rapper Patrick Killat, besser bekannt unter seinem Künstlernamen „Villain051“ vom Musikduo „A3stus“, um den es monatelang still geworden ist. Für die Ordnungsbehörden liegen mit der Aufstellung der Kreuze keinerlei Straftaten vor, die Fälle stellen allerdings Ordnungswidrigkeiten dar. Die Orte, an denen Kreuze aufgestellt wurden, sind aber ein Fingerzeig, wo regional neonazistische Personen oder dementsprechende Strukturen anzutreffen sind.

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