„Volksfrontler“ am Werk?
Thorsten Heises Name wird beim Kampf um den NPD-Vorsitz in den Ring geworfen. Womöglich planen erfahrene Hardliner erneut einen Coup, um den Einfluss gemäßigter Kräfte in der Partei zu schwächen.
Gerade führt die NPD ihre größte Schlacht intern aus. Seit ihrer Gründung im Jahr 1964 gab es diese Grabenkämpfe immer wieder, so bedeuteten Zwistigkeiten um den Parteivorsitz immer auch heftige Auseinandersetzungen um die ideologische Ausrichtung für die kommenden Jahre. Es war eine Frage der Zeit, dass sich radikale Szene-Wortführer gegen die sich moderat gerierenden Kandidaten, Frank Franz und Peter Marx, positionieren würden. Während sich die Szene einerseits bürgerlich verankert, andererseits aber immer offener auch in neuen Mischszenen verradikalisiert, gelingt es den eher konturlosen Kandidaten Franz und Marx aus dem Saarland kaum, an der Basis zu punkten. Große Teile scheinen der Partei als parlamentarischer Spitze der „Bewegung“ zu entgleiten.
Als ärgste Gegner beim Kampf um den Chefposten treten nun alte Kader auf. Die Fronten verlaufen dabei wie immer nicht offen. Denn es geht nicht nur um Ideologie, sondern auch massiv um persönliche Animositäten. Kaum ist die sächsische Fraktion entmachtet und der potenzielle neue Wortführer aus den neuen Bundesländern, Maik Scheffler, bahnt sich noch den Weg nach oben, da schlägt der routinierte Hildesheimer Dieter Riefling zu. Auf der Szene-Plattform „Altermedia“ verkündet er, nur einer wie sein langjähriger Weggefährte Thorsten Heise könne die NPD noch retten.
Beendigung des „Bruderkampfes“ propagiert
So habe sich der mutmaßliche Anführer der „Arischen Bruderschaft“ und Thüringer NPD-Kreisvorsitzende Heise aus dem Eichsfeld einerseits eine „volksnahe Vita“ geschaffen, andererseits genieße er das Vertrauen der Basis. Kein spontaner Schachzug, wie es scheint. Denn schon einmal gelang es dem mehrfach verurteilten einflussreichen Rechtsrock-Händler, die Partei vor dem Niedergang zu bewahren. Gemeinsam mit anderen militanten Strategen der Freien Kameradschaften konnte der Wehrmachts-Fan durch die Bildung einer gemeinsamen „Volksfront“ 2004 den Abwärtstrend der NPD stoppen. Damals wurde die Beendigung des „Bruderkampfes“ propagiert.
Der scheint nun erneut ausgebrochen. So stänkert Heise-Adlatus Riefling: „Haben viele damals im November 2011 bei der Wahl Voigt/Apfel schon von Pest und Cholera gesprochen, was haben wir denn dann jetzt?“ Riefling bezichtigt Frank der Anbiederung und tituliert Marx als „Überlebenskünstler“. Beide Kandidaten könnten seiner Meinung nach nur „Verwalter des Untergangs“ darstellen.
Abrechnung mit dem „Multikulti-Bandito“
Kaum fällt der Name Heise, da mischt auch das NS-affine einstige Schwergewicht Thomas Wulff, genannt „Steiner“, an der Streitfront mit. Hardliner Wulff hofft auf einen Vorsitzenden, der sich zur „Kampfgemeinschaft aller Kräfte“ bekennt. Vorausschauend rechnet er auch schon mal mit einem weiteren möglichen Kandidaten für den Parteivorstand ab: Sascha Roßmüller. Den Straubinger NPD-Kreisvorsitzenden, Mitglied in einer kriminellen Motorrad-Gang, tituliert er als „Multikulti-Bandito“.
Dabei hält Wulff, ebenso wie Riefling, nicht nur zur NPD Kontakt, sondern verfügt auch über einen engen Draht zur Konkurrenz von „Die Rechte“. Deren Gründer Christian Worch galt einst als Kopf der Militanten, heute soll er das Interesse an der Führung der eigenen Partei bereits verloren haben. Auch „Die Rechte“ stagniert. Vielleicht ist es daher kein Zufall, dass der Parteivorstand von Worchs Partei demnächst in Südniedersachsen, dem Einflussgebiet von Riefling und Heise tagen will. Womöglich planen die langjährigen Strategen einen neuen Coup, um einen Parteivorsitz unter Frank zu verhindern?