"Heimat Dortmund"
Volksfröntchen: NPD und „Die Rechte“ fusionieren in NRW
Die in Nordrhein-Westfallen marginalisierte und landesweit eher inaktive NPD will zur „Heimatbewegung“ werden. Hintergrund ist ein Mitgliederzuwachs durch Neonazis aus der Miniaturpartei „Die Rechte“.
Teile beider Parteien wollen sich nun in Nordrhein-Westfallen zusammengeschlossen haben. Alte Streitereien und Flügelkämpfe, teils garniert mit gegenseitigen Drohungen sowie Aufspaltungen innerhalb des „Nationalen Widerstands“ scheinen damit vorerst beigelegt zu sein. Am Wochenende kam es dabei nach Angaben beider Parteien im Zuge interner Treffen zur Verbrüderung. Die nunmehr ehemalige DR in Dortmund teilte mit, sie bilde nun einen NPD-Kreisverband, allerdings unter den Namen „Heimat Dortmund“.
Im Mitte 2022 veröffentlichten Landesverfassungsschutzbericht für das Jahr 2021 bezifferte die Behörde die NPD-Mitglieder in NRW auf 375 und jene in der DR auf 290. Zehn Jahre zuvor attestierte der Geheimdienst der NPD noch 750 (2010) beziehungsweise 700 (2011) Mitglieder. Die DR gründete sich 2012 mit laut Landesverfassungsschutz rund 130 Mitgliedern. Im Endeffekt wirkten beide Kleinparteien seit Jahren aber marginalisiert. Hatte die in Teilen überalterte und inaktive NPD-NRW seinerzeit Mitglieder und Kader auch an die DR verloren, stagnierten zuletzt auch die DR-Aktivitäten.
Abschied vom morbiden Nationalismus?
In der Bundes-NPD scheiterte Mitte 2022 das Vorhaben, sich in „Die Heimat“ umzubenennen. Gleichwohl wurde betont, dass eine solche Umbenennung allmählich auf lokaler und regionaler Ebene vollzogen werden soll. Zudem wolle man Netzwerkstrukturen aufbauen und „Bündnispartner“ sowie „regionaler Motor“ in der Bewegung und bei den Straßenprotesten sein. Dabei setzte man auf „Netzwerktage“.
In Neumünster hatte sich die NPD schon im Dezember in „Heimat Neumünster“ umbenannt. In NRW fiel zuletzt auf, dass NPD- und DR-Kader gemeinsam an konspirativen Aktionen, internen Treffen und Strategiegesprächen teilnahmen. So fand in Dortmund im November ein „Kameradschaftsabend“ statt, den neben führenden DR-Kadern auch der angereiste NPD-Netzwerker Thorsten Heise besuchte. Kürzlich löste sich schon der DR-Kreisverband Rhein-Erft rund um den aus Norddeutschland stammenden Ex-NPD-Kader Markus Walter auf. Die Neonazi-Struktur weiche „für einen neuen Aufbruch [...], um etwas Unverbrauchtes entstehen zu lassen [und] sich den neuen Bedingungen [...] besser an[zu]passen,“ hieß es dazu vage.
Alte Kameraden suchen eine neue Heimat
Heute morgen verkündete der nordrhein-westfälische NPD-Landesverband via Pressemitteilung die „Änderungsbewegungen im nationalpolitischen Spektrum“. Die DR-NRW unterstütze nun „den geplanten neuen Weg der NPD hin zur Heimatbewegung“. Bereits Mitte 2022 hätten der stellvertretende DR-Bundesvorsitzende Walter und der stellvertretende DR-Landesvorsitzende Rene Laube „den Weg in die soziale Heimatpartei gefunden.“ Laube war einst NPD-Funktionär im Kreis Düren – und musste die Partei im erbitterten Streit verlassen.
Laubes NPD-Kreisverband Düren gehörte bis Oktober 2010 zu den aktivsten und stärksten Kreisverbänden in NRW. Nach einem Streit zwischen dem Kreisverband und der NPD-Landesführung verhängte der Landesvorstand den „organisatorischen Notstand“ über die NPD Düren und leitete Parteiausschlussverfahren gegen die Führungsriege ein. Auslöser für den Disput war der Umstand, dass die NPDler aus dem Raum Düren den Landesverband auf einen offen nationalsozialistischen Kurs bringen wollten. Im Herbst 2011 teilte der NPD-Landesverband mit, dass unter anderem Laube aus der NPD ausgeschlossen wurde.
„Heimat Dortmund“ statt „Die Rechte“
Laut NPD wurde am Samstag auf einem Landesparteitag der DR die Auflösung des Landesverbandes NRW beschlossen. Sonntag wurde demnach unter Leitung des NPD-Landesvorsitzenden Claus Cremer die Neugründung des NPD-Kreisverbandes Dortmund vollzogen. Kreischef ist demnach der Neonazi Sascha Krolzig, stellvertretender Kreisvorsitzender der ehemalige DR-Landesvorsitzende Alexander Deptolla. Sowohl die NPD, aber auch die (ehemalige) DR teilten mit, der Kreisverband werde nur unter dem Namen „Heimat Dortmund“ auftreten.
NPD-Landeschef Cremer, bisher Kopf eines nahezu inaktiven Landesverbandes, stellte fest: „Ich freue mich darüber, dass die Planungen meiner Partei auf fruchtbaren Boden fallen.“ Man wolle nun als „eine geschlossene, nationale Heimatbewegung das Ruder in Deutschland noch einmal herumreißen“. Der frühere DR-Verband Dortmund teilte derweil mit, man werde den „strategischen Kurs der [NPD] zur Neuausrichtung unter dem Namen ‚Die Heimat‘ unterstützen.“ Die NPD habe gezeigt, dass sie „die teilweise verknöcherten und verkrusteten Strukturen“ durch „neuen Schwung“ ersetzen wolle.