Völkische Weihnachten mit Fackelmarsch
Der rechtsextreme „Bund für Gotterkenntnis (Ludendorff)“ hat in Herboldshausen bei Kirchberg an der Jagst (Kreis Schwäbisch Hall) seine Weihnachtsfeier nach völkisch-neuheidnischem Brauch durchgeführt.
Punkt 18.00 Uhr stehen die rund 70 Erwachsenen und Kinder mit Fackeln vor der Tür des „Jugendheims Hohenlohe“ in dem abgelegenen Dörfchen Herboldshausen im Norden Baden-Württembergs. Eine Mutter setzt ihrem Sprössling noch rasch eine Mütze auf – das Thermometer zeigt minus zwei Grad an. In Marschformation geht es für die Fackelträger los, einige hundert Meter zu einem nahegelegenen Acker. Hier haben schon am Morgen junge Männer einen Holzstoß aufgebaut.
Dort angekommen stellen sich die angereisten Personen – vom Kleinkind bis zu Greis – im Kreis um den Holzstoß auf und singen alte, traditionelle Lieder. Ein Mann spricht einige Worte, die er abliest. Eingeladen zu der „Weihnachtsfeier“ ins „Jugendheim Hohenlohe“ hatte der völkisch ausgerichtete „Bund für Gotterkenntnis“ (BfG). Besitzer des Grundstücks mit großem Fachwerkhaus ist der „Ludendorffer“-Bund. Vorheriger Eigentümer war der langjährige BfG-Vorsitzende Gunther Duda aus Dachau. Seit den 1970er Jahren wird das Haus von den „Ludendorffern“ genutzt, aber auch anderen rechtsextremen Gruppen zur Verfügung gestellt. Das Bundeskriminalamt, dem seit 1980 bekannt ist, dass die Immobilie für rechtsextreme Zwecke genutzt wird, stellte vor einigen Jahren eine „Nutzung für Treffen, Versammlungen, Sonnwendfeiern et cetera“ fest.
„Deutsche Weihnachen weisen den Deutschen den Weg zur Freiheit“
Die Anhänger/innen der Antisemitin Mathilde Ludendorff (1877-1966) sind eine der wenigen völkischen, neuheidnischen Strömungen, die das Weihnachtsfest als Weihnachten feiern – und nicht etwa als „Julfest“. Das heidnische Weihnachten sei, so schrieb Erich Ludendorff (1865-1937), „zum jüdischen Christfest“ verkommen. „Dies erkennen wir jetzt dank unserem Rasseerwachen“, hielt Ludendorff 1933 fest. „Das Weihnachtsfest ist urdeutsch“, behauptete seine Frau Mathilde. „Vertieft das jüdische Christfest die Knechtung der Deutschen, so weisen Deutsche Weihnächte dem Deutschen den Weg zur Freiheit.“ Diesem völkisch-heidnischem Brauchtum fühlen sich die „Ludendorffer“ auch heute noch verpflichtet.
Die Teilnehmer/innen der Weihnachtsfeier kamen überwiegend aus Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Darunter waren viele Familien, die schon seit Jahren an den völkischen Versammlungen der „Ludendorffer“ teilnehmen. Auch Angehörige der Familie Klink aus dem nahe gelegenen Ingelfingen (Hohenlohekreis) reisten an. Die Apothekerin Gudrun Klink hatte 2010 den Vorsitz des „Bundes“ von Duda übernommen. Sie und ihr Mann Hartmut gelten auch als Verantwortliche für das „Jugendheim Hohenlohe“ in Herboldshausen.
In diesen Tagen steht bei dem „Bund für Gotterkenntnis“ nicht nur die „deutsche Weihnacht“ auf dem Programm, der rassistische und antisemitische BfG gedenkt auch seines ehemaligen Chefs Gunther Duda, der am 10. Dezember 2010 verstarb. 33 Jahre hatte Duda den „Bund für Gotterkenntnis“ ohne Unterbrechung geführt. „Sein Anliegen galt (…) nicht nur weltanschaulichen Fragen, sondern auch den politischen Netzwerken im Hintergrund, für deren Aufklärung sich ja schon Erich und Mathilde Ludendorff eingesetzt hatten“, heißt es in Gedenkworten an Duda in der „Ludendorffer“-Zeitschrift „Mensch und Maß“. Gemeint sind damit die „überstaatlichen Mächte“, allen voran die Juden, die laut der Ludendorffs an der Zerstörung der Völker arbeiteten.