Versuch der politischen Selbstverteidigung: Zur „Initiative gegen jeden Extremismusbegriff“ (INEX)

Die Rechtsextremismusforschung und der „Kampf gegen Rechts“ sind in Deutschland schon ganz merkwürdige Erscheinungen: Zwar besteht über die Notwendigkeit beider Dinge großer gesellschaftlicher Konsens, aber dennoch gibt es kaum ein gesellschaftspolitisches Feld, das ähnlich umstritten wäre. Allerorten veranstalten in Deutschland zahlreiche „Initiativen gegen Rechts“ immer wieder den ultimativen sozialistischen Wettbewerb „Wer ist hier der wirklich wahre Antifaschist?“. Jede kleinste Abweichung vom eigenen Pfad der Tugend wird dabei nicht selten gar als (ungewollte) Kollaboration mit der Gegenseite skandalisiert.
Dieser Eindruck drängt sich auch bei einer näheren Beschäftigung mit der „Initiative gegen jeden Extremismusbegriff“ (INEX) auf. Anlass für die Gründung dieser Initiative sei dabei die Tatsache gewesen, dass seit „Anfang des Jahres 2008 (...) die außerparlamentarische Linke sowie links-alternative Kulturprojekte in Sachsen wieder einmal Ziel einer Diffamierungskampagne“ des CDU-geführten Innenministeriums sei. Demnach seien harmlose Linke unter der Führung von Minister Albrecht Buttolo staatlichen Repressionen unterworfen worden, um ihnen die „Existenzgrundlage“ zu entziehen. Die Wunderwaffe des ehemaligen Herrn Minister sei dabei die Extremismus-Theorie gewesen. Mit ihr wären unbescholtene Linke mit knallharten Nazis in einen Topf geworfen und somit Linke und Rechte verharmlosend gleichgesetzt worden.
Kritik an der Extremismus-Theorie
Nun wollen wir gar nicht den Versuch machen zu beurteilen, ob der Herr Buttolo wirklich so ein unanständiger Kerl ist, wie behauptet. Schon möglich, dass ein CDU-Innenminister bei seinem Kampf gegen Extremisten über das Ziel hinausschießt. Auch in anderen Fällen mussten ja bspw. Verfassungsschutzbehörden dabei gebremst werden, vorschnell mit dem Extremismus-Vorwurf um die Ecke zu biegen. Allerdings erschienen die Reaktionen von INEX auch dann nicht sonderlich plausibel: Was, bitteschön, kann denn die arme Extremismus-Theorie dafür, wenn Minister Buttolo mit ihr entweder nicht richtig umgehen kann oder will?
INEX vermöbelt also schlicht den falschen Pappkameraden. Im Kern werden zwei Argumente gegen die Extremismus-Theorie ins Feld geführt, die beide in der Sache an eben jener völlig vorbeigehen:
1. Die Extremismus-Theorie unterstelle, dass es eine lupenreine demokratische Mitte und links wie rechts antidemokratische Ränder gebe. Das sei aber gar nicht der Fall, denn Antisemitismus, Rassismus etc. seien keine Randphänomene, sondern durchzögen auch die Mitte der Gesellschaft.
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