Verjüngung an der VB-Spitze

Belgien (Lint) – Mit 93 Prozent wurde der 28-jährige Tom Van Grieken am Sonntag in Lint (Provinz Antwerpen) zum Nachfolger von Gerolf Annemans als Vorsitzender der extrem rechten Partei Vlaams Belang (VB; Flämische Interessen) gewählt.

Dienstag, 21. Oktober 2014
Anton Maegerle

Grieken, fünfter Vorsitzender des flämischen Vlaams Belang, war der einzige Kandidat für den Posten des Parteichefs. Griekens politische Ziele sind die flämische Unabhängigkeit und eine restriktive Einwanderungspolitik. Der Kommunikationsmanager gehört dem Stadtrat in Mortsel (Provinz Antwerpen) an und ist einer der Anführer des Anfang April in Wien ins Leben gerufenen Bündnisses junger Rechtspopulisten unter dem Namen „Yeah“ – „Young European Alliance for Hope“ (Sitz: Brüssel).

Zuvor war Grieken unter anderem Vorsitzender der Nationalistischen Studentenvereinigung (NSV!) und der VB-Jugendorganisation Vlaams Belang Jongeren. In seiner Zeit als NSV!-Vorsitzender störte er im Juni 2012 mit zwei VB-Freunden ein „Halal“-Grillfest an einer öffentlichen Schule, indem er dort gratis Bockwürstchen aus Schweinefleisch verteilte.

Tom Van Grieken übernimmt den Vorsitz des VB nach zwei schweren Wahlschlappen in diesem Jahr. Bei der Parlamentswahl erzielte die extrem rechte Partei lediglich 3,7 Prozent und damit drei Sitze (2010: 7,7%, 12 Sitze). 5,9 Prozent der Wählerschaft stimmten bei der flämischen Parlamentswahl für den VB, der damit nur noch sechs Sitze erzielte (2009: 15,3 %, 21 Sitze). Nach den Wahlniederlagen war der bisherige VB-Vorsitzende Gerolf Annemans zurückgetreten. Von den einst rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Fraktion und Partei mussten 80 entlassen werden.

Gegründet wurde der EU-und islamfeindliche Vlaams Belang 2004 als Nachfolgeorganisation des Vlaams Blok (VB; Flämischer Block) gegründet. Der Vlaams Blok war durch ein Urteil des Obersten Gerichtshof in Belgien als ausländerfeindlich und rassistisch eingestuft worden, war den Behörden jedoch durch durch Selbstauflösung zuvorgekommen. In den vergangenen Jahren verlor Vlaams Belang, der zeitweise in Städten wie Antwerpen sogar stärkste Kraft war, allerdings massiv an Gewicht.

Vlaams Belang steht in Konkurrenz zur Neu-Flämischen Allianz (N-VA; Nieuw-Vlaamse Alliantie), die 2001 aus der Volksunie entstanden ist und die der neuen Regierung unter Premierminister Charles Michel angehört. Wie VB will die N-VA Belgien in zwei Staaten spalten. N-VA-Vorsitzender Bart De Wever will jedoch mit dem VB „nichts zu tun haben“. „Sie schaden der flämischen Bewegung“, sagte er 2010 in einem Interview mit dem „Spiegel“.

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