US-Neonazi droht die Todesstrafe
Bekennender Antisemit und Hitler-Verehrer muss sich mehrerer Morde vor Gericht verantworten.
Es ist mein Leben, und ich werde tun, was ich will“, verkündete der US-amerikanische Neonazi und dreifache Mörder Franzier Glenn Miller (Jg. 1940) vor wenigen Tagen bei einer Anhörung vor einem Gericht in Kansas und warf sein Verteidiger-Team raus. Bei einer Verurteilung droht Miller die Todesstrafe.
„Die Todesstrafe stört mich nicht“, zitiert „The Kansas City Star“ den Hitler-Verehrer Miller, der auch unter dem Nachnamen Cross bekannt ist. Er könne sich nach einem Todesurteil auch selbst die Todesspritze setzen, verkündete Miller. Die Hauptverhandlung vor dem Bezirksgericht Johnson County in Kansas gegen den bekennenden Antisemiten, Rassisten und Odinisten soll voraussichtlich am 17. August beginnen. Der schwer kranke Miller hatte am 13. April 2014 sein Haus in Aurora, Bundesstaat Missouri, mit dem Ziel verlassen, vor seinem angeblich baldigen Ableben noch Juden zu töten. Im Umfeld von jüdischen Einrichtungen ermordete er am gleichen Tag im US-Bundesstaat Kansas drei vermeintlich jüdische Bürger.
Die Taten ereigneten sich am Vorabend des Pessachfestes in der Stadt Overland Park, einem Vorort von Kansas City. Auf dem Gelände des jüdischen Gemeindezentrums „Community Center“ erschoss der schwer bewaffnete Miller zunächst den 14-jährigen Reat Griffin und dessen 69-jährigen Großvater William Lewis Corporon, beides Anhänger der christlichen Glaubensgemeinschaft der Methodisten. Danach erschoss Miller in dem eine Meile entfernten jüdischen Seniorenheim „Village Shalom“ die 53-jährige Christin Terry LaManno. Ein 15-jähriger Teenager, von Miller angeschossen, schwebte lange Zeit in Lebensgefahr. Der Attentäter, der bei seinem Amoklauf „Heil Hitler“ und antisemitische Parolen gebrüllt haben soll, war seinen Opfern zuvor nie begegnet. Das Federal Bureau of Investigation (FBI) betonte auf einer Pressekonferenz, dass Antisemitismus das Motiv für die Mordaktionen von Miller sei. Vor dem Attentat postete Miller unter dem Namen „Rounder“ mehr als 10 000 Einträge auf der antisemitischen Website „Vanguard News Network“ (VNN) des Neonazis Alex Linder (Jg. 1966).
„ZOG“ den „totalen Krieg erklärt“
Miller war 20 Jahre lang Angehöriger der US-Army. Zwei Jahre war er in Vietnam stationiert. Bei der Eliteeinheit Green Berets trug er zuletzt den Rang eines Sergeants. 1979 wurde Miller wegen Verbreitung rassistischer Schriften bei der Armee entlassen. Seine rechtsextreme Laufbahn startete er 1973 bei der „National States Rights Party“ und setzte diese bei der „National Socialist Party of America“ fort. Am 20. Dezember 1980 gründete Miller die paramilitärische Gang „Carolina Knights of the Ku Klux Klan“ (CKKKK), der er als „Grand Dragon“ (Großer Drachen) vorstand. Kontakte unterhielt Miller in diesen Jahren auch zu dem landesweit bekannten Klan-Führer David Duke. Aus der Kapuzentruppe CKKKK formte Miller am 15. März 1985 die Neonazi-Gang „White Patriot Party“. Seine Anhänger rief er zu Hassverbrechen gegen Juden und Schwarze auf.
Am 18. März 1987 ging Miller in den Untergrund. Am 6. April 1987 veröffentlichte er ein zweiseitiges Pamphlet namens „War Declaration“ (Kriegserklärung) und gab kund, dass er hiermit „ZOG“ den „totalen Krieg“ erkläre: „Lasst das Blut unserer Feinde auf den Straßen und in den Flüssen fließen. Schüttelt die Fesseln ab, die uns an die satanische, von Juden kontrollierte und beherrschte Regierung binden.“ Seine antijüdische „Kriegserklärung“ endete mit den Worten: „Ich sehe Euch in Walhalla.“ Der Aufstieg in den germanischen Götterhimmel war Miller jedoch nicht vergönnt. Nach wenigen Tagen bereits wurde er mit Gesinnungskameraden in Ozark, Missouri, gefasst. Bei der Aktion wurde ein umfangreiches Waffenarsenal, darunter Rohrbomben, Handgranaten, automatische Gewehre, Pistolen, Sprengstoff sowie eine halbe Tonne Munition sichergestellt. Bekannt wurde auch, dass Miller die Ermordung von Morris Dees, einem Gründungsmitglied der US-Bürgerbewegung Southern Poverty Law Center (SPLC) geplant hatte. Wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz, der Planung von Raubüberfällen sowie des Attentats kam Miller ins Gefängnis.
„Zutritt im Himmel nur für Weiße“
Miller wurde jedoch lediglich zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt, da er als Kronzeuge gegen andere Neonazis aussagte und sich bereit erklärte, als Informant der Bundespolizei FBI über die rechtsextremen Szene zu berichten. Der Informationsgehalt des Spitzels scheint sich in Grenzen gehalten zu haben. „Seine Aussagen waren immer sehr dünn“, analysierte das Anti-Klan-Netzwerk Center for the Democratic Renewal in Atlanta die Auskünfte des fanatischen Neonazis. Bereits 1990 verließ Miller als freier Mann das Gefängnis und konnte so seinen Kampf zur „Rettung der weißen Rasse und der freien weißen Menschen vor den Juden“ fortführen.
In seiner 1999 erschienenen Autobiographie „A White Man Speaks Out“ outete sich Miller als Anhänger der wirren neuheidnischen Glaubensrichtung des „Odinismus“. Miller schreibt: „Preise Odin ... Sieg Heil, Heil Hitler!“„Odinismus“ lobt er in der Autobiographie mit überschwänglichen Worten: „Odinismus! Das war die Religion von einem kräftigen heroischen Volk, den Deutschen“. Weiter hetzte der Rassist: „Und Walhalla will keine Neger sehen. Zutritt ist im Himmel nur für Weiße!“