Unterwürfige NPD-Frauen
Allzu ehrgeizige Frauen haben es schwer in der NPD. Das erlebte jetzt auch die exaltierte Vorsitzende der Partei-Unterorganisation „Ring Nationaler Frauen“.
Sigrid Schüßler aus dem fränkischen Laufach geriet in die Schusslinie erboster Kameraden und vor allem Kameradinnen, nachdem sie kurz nach dem Rücktritt von Parteichef Holger Apfel dessen Rückzug mit einem selbstbewussten Statement begrüßte. Zu diesem Zeitpunkt lautete die offizielle Partei-Begründung noch „Burnout“. Der offenbar wohl erzwungene Rücktritt Apfels wegen eines ihm vorgeworfenen sexuellen Übergriffs sollte vertuscht werden. Vor allem naive Genesungswünsche wie „gute Besserung“ erreichten bis dato den scheidenden Vorsitzenden.
Die diplomierte Schauspielerin Schüßler jedoch, in der Szene als politische Kabarettistin durchaus umstritten, spielte nicht mit und zog sich so den virtuellen Zorn zahlreicher Kameraden und Kameradinnen zu. Nicht nur Ex-DVU-Chef Matthias Faust regte sich über die Apfel-Gegnerin auf, auch Dieter Riefling, selbst einer der schärfsten Kritiker, mokierte sich über die klaren Worte der Kameradin.
„Als RNF sollten wir uns da raushalten“
Das Privileg des „Nachtretens“ scheint in der braunen Szene den Männern vorbehalten zu sein. Die heftigste Kritik an der RNF-Chefin kam denn auch aus dem weiblichen Lager. Die sächsische NPD-Landtagsabgeordnete Gitta Schüssler distanzierte sich eilig von ihrer Vorsitzenden in der NPD-Organisation „Ring Nationaler Frauen“: „Sigrid hat hier mit ihrem Namen unterschrieben - also ist es ihre Stellungnahme, ich kann mich da nicht anschließen (muss ich auch nicht, denn wie gesagt, unterschrieben hat sie ).“ Die Zwickauerin diente sich der offiziellen Parteilinie an und verwies brav auf die angebliche Krankheit von Apfel.
Auch Carmen Steglich, NPD-Frau aus dem Erzgebirge, nahm Apfel in Schutz, wünschte ihm Erholung und zeigte sich froh, aus dem RNF ausgetreten zu sein. Eine Thüringer Aktivistin betonte ebenfalls, dass „dies nicht Meinung aller RNF-Kräfte“ sei. Wenig emanzipiert wirkte auch der Kommentar des NPD-Bundesvorstandsmitgliedes Ricarda Riefling, als sie für die sofortige Löschung des RNF-Statements plädierte und in der aufgeregten Diskussion auf dem Facebook-Profil der Frauenorganisation Schüsslers Haltung als „unsouverän“ bezeichnete. Geradezu untertänig mahnte Heidrun Walde, Sprachrohr nationaler Rentner: „Als RNF sollten wir uns da raushalten.“
„Die meisten Frauen für Politik nicht geeignet“
Auf die Spitze brachte die Ehefrau des NPD-Vorsitzenden von Baden-Württemberg das reaktionäre Gebaren. Alexandra Neidlein, Vielschreiberin und Tierschützerin wetterte: „Ich bin nicht im RNF, und das Verhalten der Vorsitzenden bestätigt mich zur Zeit wieder darin, dass die meisten Frauen für Politik nicht geeignet sind.“
Obwohl sich Mädchen und Frauen zunehmend in der Neonazi-Szene behaupten, sind sie in der Führungsebene der NPD unterrepräsentiert und stellen auch keine eigenen politischen Anforderungen. Emanzipation und Gender Mainstreaming sind auch für sie Feindbilder. Aufstrebende ehrgeizige Partei-Aktivistinnen werden häufig in ihre Grenzen verwiesen. Das bekamen unter anderem die Berliner Kameradschaftsanhängerin Gesine Hennrich oder die Hamburger Ex-NPD-Chefin Anja Zysk in der Vergangenheit heftig zu spüren. Auch die Sächsin Gitta Schüssler musste wegen Feminismus-Vorwürfen vom Amt als RNF-Vorsitzende zurücktreten, sie hatte den NPD-Landesverband in Mecklenburg-Vorpommern als „Männer-Sekte“ kritisiert.
In der aufgebrachten RNF-Diskussion um Sigrid Schüßler schien es fast, als sei es Aufgabe der Frauen, die Kameraden zu beschwichtigen. Das ging soweit, dass vor allem weibliche User den „Ring Nationaler Frauen“ überhaupt in Frage stellten. Eine Schreiberin hetzte: „Ist eigentlich die ‚rassenschänderische’ Porno Queen der NPD Krefeld auch im RNF? Würde mich interessieren.“