#UnsereSPD als Plattform für Aktionen gegen Rechts

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Timon Gremmels nutzte die Plattform bei #unsereSPD – die Tour, um für eine Initiative gegen Rassismus und Ausgrenzung in Hessen zu werben. Nach dem Mord an Kassels Regierungspräsident Walter Lübcke gibt es Zulauf.

Freitag, 20. September 2019
Benedikt Dittrich

Dass „#unsereSPD – die Tour“ auch eine Bühne für Politik und Kommunikation vor Ort sein kann, zeigte Timon Gremmels, Bundestagsabgeordneter der SPD für Kassel und das nordhessische Umland. Er nutzte die Konferenz in Baunatal für einen Appell, die Initiative „Offen für Vielfalt“ hatte bei ihm angeklopft.

In den überregionalen Medien ist das Thema momentan nicht ganz oben auf der Agenda, die Menschen vor Ort bewegt es allerdings weiterhin: „Wir sind immer noch in einer gewissen Schockstarre“, erklärte Bundestagsabgeordneter Timon Gremmels am Montagabend in Baunatal, einer Kleinstadt unweit von Kassel. Im Juni wurde Kassels Regierungspräsident Walter Lübcke ermordet, nach bisherigen Ermittlungen von einem Rechtsextremisten erschossen.

Gemeinsam gegen rechte Tendenzen kämpfen

Dass damit nach dem NSU-Mord in Kassel im Jahr 2006 die nordhessische Stadt erneut in den Fokus rechtsextremer Taten rückte, sorgte vor Ort für Entsetzen. Doch aus der Schockstarre heraus bekam laut Gremmels eine Initiative lokaler Unternehmen auch großen Zulauf: Schon im vorigen Jahr, nach rechtsextremen Ausschreitungen in Chemnitz, hatten sich in Kassel ansässige Unternehmen zusammengeschlossen um gemeinsam gegen rechte Tendenzen zu kämpfen. „Offen für Vielfalt, geschlossen gegen Ausgrenzung“, steht auf Schildern, die die Initiative verteilt. Zu den Unterstützern zählen namhafte Unternehmen, darunter der Photovoltaik-Spezialist SMA sowie global agierende Düngemittelhersteller K+S oder das europäische Erdgas-Unternehmen Wintershall.

„Ich finde es ganz toll, dass sich große Unternehmen schon nach Chemnitz zusammengeschlossen haben“, erklärte Gremmels in der Stadthalle in Baunatal, während die Bewerber um den Parteivorsitz auf ihren Auftritt warteten. „Ich würde mich freuen, wenn jeder nachher so ein Schild mitnimmt und aufhängt“, appellierte er an die Besucher. Ein Appell, der offenbar Wirkung zeigte, denn nach der Veranstaltung waren alle Türschilder laut Gremmels vergriffen.

Aufklärung und politische Bildung gegen rechte Netzwerke

Mit Türschildern allein kämpfen die Nordhessen allerdings nicht gegen Rechtsextremismus vor Ort, wie Gremmels erklärte. „Wir zeigen hier in Nordhessen mit zwei großen Demonstrationen im Sommer, mit über zehntausend Menschen, dass wir Demokraten sind und für eine offene und tolerante Gesellschaft stehen“, lobte er auch die Besucher in der Stadthalle in Baunatal. „Unternehmen müssen Haltung zeigen“, erklärte Gremmels im Anschluss im Gespräch mit dem „vorwärts“. Dass das in Nordhessen klappt, beweise die Unternehmer-Initiative. „Nach dem Mord an Walter Lübcke gab es da auch einen riesigen Zulauf“, freut sich Gremmels weiter. Für ihn persönlich sei es auch eine Herzensangelegenheit. „Klar unterstützen wir das“, erklärt er auch im Namen der Sozialdemokraten in Kassel und Umgebung. 

Vor wenigen Tagen feierte am Staatstheater in Kassel ein Theaterstück Premiere, das auch die NSU-Morde zum Thema macht: In „Der NSU-Prozess. Die Protokolle“ werden Aufzeichnungen aus dem NSU-Gerichtsprozess in München inszeniert. Auch das mobile Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus ist laut Gremmels im Einsatz. „Wir setzen die geplanten Fortbildungen um.“ Dazu gehören unter anderem Seminare, um aktiv gegen Stammtischparolen zu argumentieren. „Wir müssen auch unsere Leute schulen“, ist Gremmels überzeugt.

Zum Internetauftritt der Kampagne „Offen für Vielfalt“.

Der Text ist auf vorwärts.de erschienen.

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