„Ungebrochener Überzeugungstäter“

Geistiger Brandstifter zündelt weiter – seine Empfehlung: sich bei „Altermedia“ ausprobieren.

Donnerstag, 03. November 2011
Andreas Speit

Den Mann, den die Staatsanwaltschaft als den Macher von „Altermedia“ bezeichnete, erwartet die Haft. Nach der Verurteilung von Axel Möller ist das Internetportal allerdings weiterhin online. Auf der Website wird erneut gegen Rabbiner gehetzt, über die vermeintlichen „Auschwitz-Verbrecher“ gewettert, und auf Szeneveranstaltungen in Wunsiedel hingewiesen. Auch die Links zu der Modemarke „Ansgar Aryan“ und dem „Odin Versand“ funktionieren.

Am 26. Oktober hatte das Landgericht Rostock Axel Möller und Robert R. als die verantwortlichen Betreiber von „Altermedia“ unter anderem wegen Volksverhetzung, Verwendung verfassungsfeindlicher Kennzeichen und Beleidigung zu je einer Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten und zwei Jahren und drei Monaten verurteilt. Noch an dem Mittwoch war „Altermedia“ offline. Nicht politische Einsicht oder strafrechtliche Bedenken sollen jedoch zu der Nicht-Präsenz im Web geführt haben. Ein Hackerangriff wäre die Ursache gewesen, lauten Gerüchte. Vor Gericht hatte Möller aber auch selbst schon erklärt: „Es gibt keinen Grund, auch nur ein Wort zurückzunehmen.“

Selbstinszenierung als Märtyrer

Gleich rechts oben auf der „Altermedia“-Seite prangt dieser Satz neben einem Konterfei Möllers in bemüht nachdenklicher Pose. Ein Klick auf das Motiv und es öffnet sich der „Axel-Möller-Soli-Blog“. Hier finden sich verschiedene Interviews mit Möller nach dessen Verurteilung. Die Selbstinszenierung Möllers als Märtyrer wird von der Szene gerne aufgegriffen – von der NPD über Netzwerke bis Kameradschaften. Auf der Webseite der „Spreelichter“ kann ein Gespräch mit dem 47-Jährigen aus Stralsund angehört werden. Ein ausführliches Interview findet sich auf „DS-Aktuell“ und wurde auch von „MupInfo“ veröffentlicht.

Bei dem NPD-Portal sind die Streitigkeiten der Partei mit Möller nicht gänzlich vergessen, die Solidarität überwiegt aber. Am 30. Oktober fragt ihn „DS-Aktuell“ nach den „Gründen für Ihre Abkehr von der Partei und Ihrem zeitweiligen sehr kritischen Kurs gegenüber der NPD?“, und Möller erklärt dazu: „Die NPD ist nie anders behandelt worden, als sie es von ihrem Tun her auch verdient hat. Es ist im nationalen Spektrum so eine vielverbreitete Ansicht, dass ein Medium, nur weil es nationale Ansichten äußert, keinen Ton darüber sagen dürfe, was im eigenen Lager schief läuft. Und machen wir uns nichts vor, die NPD hat sich in den vergangenen Jahren durchaus nicht nur mit Ruhm bekleckert (...) Das macht vielen Leuten Probleme, auch außerhalb der Partei, weil sie der irrigen Meinung sind, sie wären so sakrosankt, dass nationale Medien sich keine kritischen Töne ihnen gegenüber erlauben dürften“.

„Eine starke Revolution aus dem Volk heraus“

Möller legt auf „DS-Aktuell“ ausführlich dar, wie er ein „überparteiliches Medium“ mit „kontroversen Diskussionen“ entwickelte. Weiterhin führt er aus: „Es bedarf in jedem Fall einer starken Revolution aus dem Volk heraus und zwar nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa, daran gibt es für mich nicht den geringsten Zweifel. Andernfalls werden die Völker Europas in einem babylonischen Rassenbrei verschwinden und das, was von ihnen bleibt, der Sklaverei eines internationalen Finanzkapitals unterworfen (...) Dazu bedarf es natürlich einer Partei, die in solchem Fall willens und in der Lage ist, die Führung einer solchen Bewegung zu übernehmen, tut es die NPD nicht, wird es (...) eine andere Partei tun.“

Das „DS-Aktuell“-Gespräch spiegelt wieder, was der Vorsitzende Richter am Landgericht Rostock festgestellt hatte: Möller sei ein „geistiger Brandstifter“ ohne Reue.

„Keine Kompromisse auf Kosten der Weltanschauung“

Möllers Interview mit „DS-Aktuell“ endet, wie sein Gespräch mit dem „Nordischen Hilfswerk“ beginnt: Mit seinem Appell, bei „Altermedia“ mitzumachen. Das „Nordische Hilfswerk“ will von Möller wissen, wie die „häufigst gelesene Nachrichtenseite der Nationalen Medien“ ohne ihn auskommen solle. Möller antwortet darauf: „Na ja, die Präsenz Altermedia Deutschland wird es auch während meiner zeitweiligen Abwesenheit geben. Die Möglichkeit, Artikel einzusenden und zu kommentieren besteht auch weiterhin.“ Allerdings könnte die gewohnte Regelmäßigkeit und Ausführlichkeit leiden. „Aber die Leser wissen ja, woran das liegt“, sagt Möller und will auch gleich potenzielle Schreiber ermutigen, „sich selber auszuprobieren“, wie er es am Beginn seiner „publizistischen Laufbahn“ auch nicht anders getan habe. „Ich denke wenn jemand in sich den Funken verspürt, über bloßes Kommentieren hinaus“ sich mitzuteilen, so Möller, „steht ihm mit Altermedia eine Möglichkeit zur Verfügung“.

Im Geiste des ungebrochenen „politischen Überzeugungstäters“, so seine Selbstbezeichnung, führt Möller aus, sich schon lange „geistig“ auf die Haft vorbereitet zu haben. Auf der Website erklärt er zum wiederholten Mal: „Ich gehe davon aus, dass ich meine Haftzeit bis zum letzen Tag absitzen werde.“ Denn, so versichert er: „Kompromisse, welcher Art auch immer, auf Kosten meiner Weltanschauung wird es nicht geben.“ Auf dem neuen Soli-Blog kündigt er auch an, sich aus der Haft zu melden.

 

Kategorien
Tags