Ungebetene Geschäftemacher

„Thor Steinar-Laden“ in Glinde: Proteste vom ersten Tag an.

Freitag, 23. September 2011
Horst Freires

Seit wenigen Tagen beherrscht die 17.000-Einwohner-Stadt Glinde im Kreis Stormarn vor den Toren Hamburgs nur ein Gesprächsthema: Der neue Laden an der Möllner Landstraße. Der Name „Tonsberg“ lässt aufhorchen, denn genau wie in Jahren zuvor in Dresden, Berlin, Nürnberg oder Leipzig steckt dahinter die Absicht, eine Boutique mit der in der rechten Szene seine Abnehmer findenden Bekleidungsmarke „Thor Steinar“ zu etablieren. Gemessen am bisherigen Gegenprotest könnte der Spuk allerdings schon bald wieder vorbei sein.

Mit dem Vermieter-Ehepaar wurde lediglich über „Outdoor“-Bekleidung“ gesprochen. Die Immobilienbesitzer sehen sich nun arglistig getäuscht und prüfen eine fristlose Kündigung. Die Tonsberg-Betreiber sehen das Recht auf ihrer Seite und wollen es auf eine juristische Auseinandersetzung ankommen lassen. Gegen eine Zahlung von 200 000 Euro sei man allerdings zum sofortigen Abzug bereit, hat der Ladenbetreiber verlauten lassen.

Kundschaft muss mit Spießrutengang rechnen

Mit genau dieser Masche ist es seitens der ungebetenen Geschäftemacher auch vor drei Jahren in Hamburg innerhalb kürzester Zeit zur Aufgabe eines „Thor-Steinar“-Ladens in einer Einkaufspassage gekommen, nachdem der Klamottenshop dauerbelagert wurde.

Bisher konnte auch in Glinde kein Geschäftstag ohne massiven Polizeischutz über die Bühne gehen. Am Eröffnungstag fanden sich rund 300 Gegendemonstranten ein. Schutzrollläden sind seitdem die meiste Zeit heruntergelassen, Die wenige Kundschaft muss mit einem Spießroutengang rechnen. Am Tonsberg-Eingang sind mehrfach bullige Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes zu sehen. Das weibliche Personal kann das Geschäft nur mit Polizeischutz verlassen, die benachbarten Geschäfte leiden ebenfalls unter der Situation.

Laut Internetvermerk seitens Thor Steinar, was unter dem Dach von der Mediatex GmbH im brandenburgischen Mittenwalde firmiert, ist der Laden in Glinde inzwischen der elfte seiner Art. Neun davon befinden sich in Ostdeutschland, neben Glinde gibt es eine weitere West-Filiale in Essen. Unter dem Namen Tonsberg existiert auch ein Geschäft in Schwerin.

„Haben nichts mit der nationalen Sache zu tun“

Parteiungebundene Neonazis in Schleswig-Holstein und Hamburg distanzieren sich derweil von dem Geschäftsgebaren mit der Bekleidungsmarke, die in Fußballstadien und Parlamenten untersagt ist. Die überdeutliche Kritik lautet: „Thor Steinar ist kein Nazi-Label, sondern missbraucht völkisch-heidnische Symboliken für seine Profite. Es werden nationale Käuferschichten geködert, die Gewinne aus den überteuerten Klamotten wandern jedoch in die Taschen von Leuten, die nichts mit der nationalen Sache und unserem politischen Kampf zu tun haben.“, heißt es auf einem Neonazi-Portal.

Am Samstag kommt es in Glinde zu einer interfraktionellen Demonstration mit dem parteilosen Bürgermeister Rainhard Zug an der Spitze. Auch diverse Vereine und Verbände schließen sich dem Protest an.

 

Kategorien
Tags