„Ungarische Morgenröte“

In Ungarn hat sich eine neue Rechtsaußen-Partei gegründet – Zulauf erhält sie unter anderem von Jobbik-Abtrünnigen.

Freitag, 15. November 2013
Horst Freires

Der seit Jahren zu beobachtende Rechtsschwenk der ungarischen Politiklandschaft erhält weitere Nahrung. Unter dem Namen „Magyar Hajnal“ (MH) hat sich eine stramm rechte Partei gegründet. Übersetzt heißt das „Ungarische Morgenröte“ – die namentliche Anlehnung an die griechische Partei „Goldene Morgenröte“ ist offensichtlich und gewollt. Das Gerüst der neuen ultrarechten Kraft bilden Abwanderer der bisherigen knapp 17 Prozent starken rechtsextremen Partei Jobbik sowie von Nachfolgegruppierungen der 2009 verbotenen „Ungarischen Garde“. Beobachter befürchten, dass sich hier eine neue Heimat für bisher separat und dezentral operierende militante Neonazis auftun könnte. MH-Verbindungen zu Rockern und Hooligans aber auch in Wehrsportkreise eröffnen womöglich gefährliche Perspektiven für ein Erstarken eines bereits im Land existierenden paramilitärischen Terrors gegen Minderheiten und Andersdenkende.

Jobbik-Abtrünnige, allen voran Andras Kisgergely, beklagten sich über eine Verbürgerlichung der Partei. Ihm wurde in der Parlamentsfraktion ein interner Putschversuch angelastet. Seitdem ist er unabhängiger Abgeordneter genau wie Zsolt Endresik und Balazs Lenhardt. Letzterer scheut sich beispielsweise nicht, öffentlich die Fahne Israels zu verbrennen. Die „Ungarische Morgenröte“ ist mit ihren Wortführern somit bereits im Parlament vertreten. Als Parteichef fungiert Kisgergely. Die Neugründung ist auch vor dem Hintergrund der im Frühjahr anstehenden Wahlen zu betrachten. Dort wollen die Neulinge, die sich selbst als nationalistisch, christlich und sozial bezeichnen, auf Stimmenfang gehen.

Auf einer Pressekonferenz nannte der Vorsitzende Kisgergely die Wiederherstellung historischer ungarischer Landesgrenzen vor 1920 sowie eine Lockerung des Waffenrechtes als zwei vorrangige Ziele. Auf ihrer Internetseite vermeldet die „Ungarische Morgenröte“ Glückwünsche von Gesinnungsgenossen aus Italien und Griechenland zur Parteigründung. Dort wird zudem gegen Homosexuelle und Roma gehetzt. Eine Solidaritätsbekundung für die zwei erschossenen Aktivisten der neonazistischen „Goldenen Morgenröte“ in Athen darf nicht fehlen. Die Aussage, bereits über einige hundert Mitglieder zu verfügen, darf unterdessen angezweifelt werden. Der Facebook-„Freundschaftsklick“ und dortige Sympathiebekundungen sollten hier zu keinen Fehlinterpretationen führen.

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