Treue Freunde
Der in Italien zu lebenslanger Haft verurteilte NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke wird nach wie vor von der rechtsextremen Szene in Deutschland verehrt.
„Von der deutschen Politik ignoriert, aber vom Volk nicht vergessen“, schreibt Manuel Ochsenreiter, früherer Redakteur der „Jungen Freiheit“ über den „unschuldig“ in Rom in einer Privatwohnung seine Haftstrafe absitzenden „letzten deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges“ in der Dezember-Ausgabe der extrem rechten Monatszeitschrift „Zuerst!“. Erich Priebke (Jg. 1913) sitze „seit 17 Jahren unschuldig in Haft“ klagen die Nachrichten der Neonazi-Knasttruppe „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige“ (HNG). „Für den ältesten Kriegsgefangenen der Welt“, einen der „Getreuesten“, so die HNG, „gibt es nur ihre alttestamentarische, hasserfüllte Inquisition.“
Priebke selbst meldet sich immer wieder in rechtsextremen Periodika zu Wort, sei es im NPD-Parteiorgan „Deutsche Stimme“, in den „Nachrichten“ der HNG oder der „National-Zeitung“. Auch für Interviews mit NS-apologetischen Postillen wie „Volk in Bewegung“ steht er gerne zur Verfügung. „Kamerad, du bist nicht vergessen!“ rief die Waffen-SS-treue Monatszeitschrift „Der Freiwillige“ ihrem Abonnenten Priebke zu.
Christstollen und Wein aus der Heimat
Wie „Zuerst!“ zu berichten weiß, meinen es die „Freunde aus Deutschland“ gut mit Priebke. So stapeln sich zur Adventszeit bei Priebke Christstollen und Weinflaschen aus der einstigen Heimat. Regelmäßig wird Priebke von Gleichgesinnten besucht. So erhielt das „Opfer italienischer Politmauscheleien und bundesdeutscher Untätigkeit“ (Ochsenreiter) 2007 aus den Händen des bekannten Rechtsextremisten Rolf Kosiek die von der „Gesellschaft für freie Publizistik“ (GFP) verliehene Ulrich-von-Hutten-Medaille.
SS-Hauptsturmführer Priebke (Jg. 1913), der „aus Überzeugung“ der NSDAP als Mitglied angehörte, war 1944 an der Ermordung von 335 italienischen Zivilisten in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom beteiligt. 1948 setzte sich Priebke mit Hilfe des Vatikan-Geistlichen Alois Hudal, dessen „Hilfsbereitschaft“ gegenüber NS-Kriegsverbrechern er als „wahrhaft unerschöpflich“ bezeichnet, ins argentinische Bariloche ab.
In den Folgejahren reiste Priebke mehrfach ungehindert in die Bundesrepublik Deutschland ein. Ende der 80er Jahre will er gar den früheren CDU-Bundestagsabgeordneten Klaus Jürgen Hedrich in Niedersachsen besucht haben. 1995 wurde Priebke nach Italien überstellt und 1998 zu lebenslanger Haft verurteilt. Vor seiner Auslieferung nach Italien meldete sich Priebke telefonisch bei dem ebenfalls in Argentinien wohnhaften Wilfred von Oven, dem letzten Presseadjutanten Goebbels ab.