Tommy Frenck

Tommy Frenck betreibt rassistischen „Ku-Klux-Klan“-Shop

Ku-Klux-Klan-Devotionalien unterschiedlichster Art können seit dem Frühjahr 2023 über einen neonazistischen Vertrieb in Südthüringen bezogen werden. Betreiber des Shops ist der Szene-Unternehmer Tommy Frenck.

Freitag, 12. Januar 2024
Anton Maegerle
In dem Shop bietet der Szene-Unternehmer unzählige Produkte mit „Ku Klux Klan“-Bezügen an, Foto: Screenshot
In dem Shop bietet der Szene-Unternehmer unzählige Produkte mit „Ku Klux Klan“-Bezügen an, Foto: Screenshot

Im Angebot finden sich unter anderem eine Fahne mit der Aufschrift „Ku Klux Klan - Invisible Empire“ zum Szene-Preis von 14,88 Euro, Klan-Bekleidung „für den weißen Mann“ wie Boxershorts mit Aufdrucken wie „White Power“ oder „Aryan Warrior“, Bodies für das „weiße Baby“ mit den Aufdrucken „Kleine Germanin“ / Kleiner Germane“ und Aufkleber mit dem
Schriftzug „Ku Klux Klan - White Power - Section Germany“. Für den weihnachtlichen Gabentisch des rechtsextremen Nachwuches empfahl sich das 88 (!) cm große Kuscheltier „KKK Klansman“ ebenso wie der „1 Meter hohe Kalender - KKK - WeiSSe Weihnachten“.

Bei diesem Szene-Vertrieb werden „in großem Umfang Artikel mit KKK-Bezügen angeboten“, so die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage von Martina Renner und weiteren Abgeordneten der Partei Die Linke.

Sortiment erweitert

Auch wenn über den Online-Versandhandel „Druck 18“ Produkte mit Anspielungen auf den KKK angeboten werden, seien der Bundesregierung Verbindungen zu KKK-Gruppierungen nicht bekannt. Der Betreiber von „Druck 18“ hat im Frühjahr 2023 einen weiteren Online-Versandhandel eingerichtet – den „Ku Klux Klan Shop“. Bei diesem Vertrieb werden neben rechtsextremistischen Tonträgern in großem Umfang Artikel mit KKK-Bezügen angeboten.

Hinter dem Vertrieb in Südthüringen steckt der Neonazi Tommy Frenck, der auch für „Druck 18“ verantwortlich ist. Da sich zu Beginn der Pandemie das Tragen eines Mund-Nasenschutzes schnell verbreitete, nahm Frenck bereits im April 2020 einen Kapuzenpullover „mit Maskenfunktion“ in sein Sortiment auf.

Frenck könnte Szene-Gasthaus verlieren

Der rechtsextreme Unternehmer betreibt seit 2015 das Szene-Gasthaus „Goldener Löwe“ in Kloster Veßra (Landkreis Hildburghausen), welches ihm auch als Anschrift für den Online-Shop dient. Die Szene-Immobilie hat sich in den letzten Jahren als Anlaufpunkt von Rechtsextremisten etabliert. Frenck verfolgt mit der Durchführung verschiedenster Veranstaltungen wie Konzerte, Lieder- und Balladenabende, Vortrags- und Spendenveranstaltungen, politische Kundgebungen, Kinderweihnachten („kostenloses Fest für deutsche Kinder“) usw. eine intensive Vernetzungsstrategie der rechtsextremen Szene innerhalb und außerhalb Thüringens. Im Oktober hat das Thüringer Oberverwaltungsgericht entschieden, dass die Gemeinde Kloster Veßra aus Gründen des Denkmalschutzes ein Vorkaufsrecht hat. Damit ist für die Kommune der Weg frei, das Gebäude zu kaufen. Frenck pachtet und betreibt die Gaststätte seit 2014.

Im September 2021 lieferte Frenck bundesweite Schlagzeilen angesichts der anstehenden Bundestagswahl. Frenck gab in einem Wahlaufruf kund: „Wir bleiben dabei: in Südthüringen soll die Erststimme an Hans-Georg Maaßen (CDU) gehen, die Zweitstimme für die Alternative für Deutschland (AfD).“

Razzien gegen KKK-Strukturen

Die KKK-Webseite weist als „Jugendschutzbeauftragten“ den Juristen Sascha Krolzig aus. Der rechtsextreme Kleinverleger, vormals Bundesvorsitzender der neonazistischen Kleinstpartei Die Rechte und nun für „Die Heimat“ aktiv, ist rechtskräftig wegen Volksverhetzung und verfassungsfeindlicher Propaganda verurteilt.

Bundesweite Schlagzeilen lieferten KKK-Strukturen zuletzt zum Jahresbeginn 2019. Damals ging die Polizei gegen Mitglieder der rechtsextremen Gruppe „National Socialist Knights of the Ku Klux Klan Deutschland“ (NSK KKK) in acht Bundesländern mit Razzien vor, auch in Thüringen. Im Zentrum der Ermittlungen der vornehmlich im virtuellen Raum aktiven Gruppierung standen 17 Beschuldigte im Alter von 17 bis 59 Jahren. Auffällig beim NSK KKK war „die positive Bezugnahme auf das germanische Neuheidentum als religiös-ideologische Grundlage für das propagierte nationalsozialistische Weltbild“, so der sachsen-anhaltinische Verfassungsschutz.

NSU mit Verbindungen zum KKK

Insgesamt tummelten sich in den Reihen des „NSK KKK“ 40 Personen. Teile der Gruppierung zeigten zumindest verbale Gewaltbereitschaft, planten sich zu bewaffnen und hegten Gewaltfantasien. Die Rekrutierung der Mitglieder erfolgte vorwiegend über das Internet. Kommunikation fand hauptsächlich über soziale Medien statt. So agitierten „NSK KKK“-Mitglieder auch auf VK, dem russischen Pendant zu Facebook. Fotos zeigen Klan-Aktivisten mit Waffen und NS-Devotionalien wie Tassen mit dem Konterfei Hitlers. Zur Finanzierung der Gruppierung wurden monatliche Mitgliedsbeiträge in Höhe von fünf Euro erhoben.

Angetan von der Symbolik der Kapuzenmänner waren auch die späteren NSU-Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe. Fotos, die bei einer Wohnungsdurchsuchung bei Zschäpe am 10. September 1995 gefunden wurden, zeigen die beiden bei einer Kreuzverbrennung im „Ku Klux Klan“-Stil im Sommer 1995 in einem Waldstück in Oßmaritz bei Jena. Auf den Fotos waren Personen zu sehen, die den Hitler- und den sogenanten Kühnengruß entboten. Vor Ort waren auch André Kapke, Ralf Wohlleben und Holger Gerlach, die dem Kerntrio nach dem Gang in den Untergrund die Treue hielten. Insgesamt 13 Tatverdächtige identifizierte die Sonderkommission Rechtsextremismus des Thüringer Landeskriminalamtes. Hilfe erhielt die Polizei von Zschäpe, die in ihrer Vernehmung am 28. September 1996 die Namen der Beteiligten neben die Fotos schrieb.

Der KKK, meist offen antisemitisch, rassistisch und militant ausgerichtet, ist die älteste unter den rechtsextremen Bewegungen und Gruppierungen. Ursprünglich war der KKK ein Geheimbund, der 1865 in den Südstaaten der USA gegründet wurde, gegen die Abschaffung der Sklaverei kämpfte und auch Morde vor allem an Schwarzen, aber auch Juden, Immigranten und Homosexuellen verübte. Heutiges Ziel ist der Schutz und Erhalt der „weißen Rasse“. Erkennungszeichen waren und sind das Tragen von weißen Kutten mit weißen Spitzhauben, die das Gesicht verdecken, sowie das ritualhafte Verbrennen von Kreuzen. Seit den 1950er Jahren gibt es den Geheimbund nicht mehr als übergeordnete Organisation, vielmehr firmieren seitdem diverse und oft konkurrierende Einzelgruppen unter dem weltweit bekannten historischen Namen.

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