Taktischer Schachzug? NPD-„Karriere“ von Nils Matischent beendet

Die Karriere Nils Matischents als Mandatsträger der NPD war von kurzer Dauer. Erst im Mai 2014 zog er auf dem Ticket der Rechtsextremen sowohl in den Kreistag Rostock als auch die Stadtvertretung Güstrow ein. Doch bereits Anfang Januar 2015 – und nur vier Sitzungen später – legte der Berufskraftfahrer sein Mandat im Kreistag nieder. Auch das zweite Mandat in der Stadtvertretung gab Matischent nun „aus persönlichen Gründen“ zurück. Die Interessen der NPD wird nun allerdings niemand mehr vertreten können. Laut SVZ sei der ehemalige Hobbypolitiker einziger Kandidat gewesen. Einen Nachrücker gibt es somit nicht – der Platz bleibt bis zur nächsten Wahl im Jahr 2019 leer. Auch in Bad Doberan hatte die NPD bereits ein Mandat verloren. Immer wieder ziehen sich weniger aktive Parteimitglieder aus der Kommunalpolitik zurück, hochrangige Parteifunktionäre müssen einspringen, um die Mandate zu retten.
Stammkunde vor Gericht
Für politische Sacharbeit wurde der 1989 geborene Güstrower ohnehin kaum wahrgenommen. Umso mehr für die zahlreichen Ermittlungen und Gerichtsprozesse. Matischent wurde wegen eines Übergriffs auf einen Jugendclub verurteilt, wegen Diebstahls von Waschmaschinen, Beleidigung der Mitarbeiterin eines Asylbewerberheims und Hehlerei. Zudem laufen etliche weitere Ermittlungen, bei einer Hausdurchsuchung wurden Schlagstöcke und Elektroschocker gefunden, der Fall liegt noch bei der Staatsanwaltschaft Rostock. Aufgrund einer falschen Versicherung an Eides wurde der Neonazi zu einer Gefängnisstrafe verurteilt – der Berufungsprozess wurde wegen Krankheit gerade vertagt.
Matischent gilt als der zentrale Akteur der rechtsextremen Szene im Raum Güstrow und ist seit Jahren maßgeblich an Provokationen gegenüber dem politischen Gegner und Szene-Aufmärschen beteiligt. Im Verbotsantrag des Bundesrates findet der Name Matischent im Kapitel „Räumlicher Dominanzanspruch gegen Minderheiten und Andersdenkende“ gleich mehrfach Erwähnung. Während der drei Verhandlungstage in Karlsruhe sagte NPD-Anwalt Michael Andrejewski am Rande, dass Matischent nicht länger Mitglied der Partei sei. Es liegt nahe, dass sich die rechtsextreme Partei des Kleinkriminellen vor allem aufgrund der derzeitigen Situation entledigen möchte. Der Vorgang wirkt wie ein taktischer Schachzug – eine öffentliche Stellungnahme oder Distanzierung sucht man vergeblich. Erst vor Kurzem setzte Matischent dann auch seinen Aktionismus fort – und verteilte Flyer. Flyer der NPD.