Szenebekannter Schlossherr

Mit Hilfe der sächsischen Denkmalpflege wird das Renaissanceschloss Noschkowitz in Ostrau bei Leipzig renoviert. Das Anwesen befindet sich seit 1999 im Besitz eines aus Österreich stammenden Rechtsextremisten.

Freitag, 26. August 2011
Anton Maegerle

„Sie ist eine Frau, wie sie Rubens gern gemalt hätte. Ihre weichen weiblichen Rundungen sind in Trachten gehüllt, die kleinen Füße stecken in feinen Schuhen. Das lange silberne Harr ist hochgesteckt ... Eine Mutter, wie sie im Märchen beschrieben wird ... Eine Frau, die so lange Kinder gebar, wie es die Natur ihr erlaubte“, so die „Döbelner Allgemeine Zeitung“ über die zwölffache Mutter Freia Bachmann (Jg. 1948). Bachmann hat ihren Vornamen Sylvia abgelegt und sich den Vornamen Freia gegeben.  In der germanischen Mythologie war Freia die Göttin der Liebe und Schönheit. Ehemann Raimund Bachmann (Jg. 1941) sagte der Lokalzeitung, dass „wir Europäer“ aufgrund der angeblichen Tendenz zu ehe- und kinderlosen Partnerschaften auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten ganz oben stehen“ sollten. Die Kinder der Bachmanns tragen Namen wie Godwin, Baldur, Thorgart, Thorwald oder Gunhild.

Bachmanns sind stolze Schlossbesitzer. Ihnen gehört seit 1999 das Renaissanceschloss Noschkowitz und der vom Frühbarock beeinflusste Gasthof im sächsischen Ostrau bei Leipzig. Bachmann hatte das Anwesen für 285 000 Mark von der Treuhand ersteigert. Beide Gebäude zählen zu den herausragenden Baudenkmalen ländlicher Kultur in Sachsen. Das Schloss ist von einem Burggraben umgeben und nur durch riesige Eingangstore zu betreten. Seit 2005 setzt ein eigens gegründeter „Förderverein Schloß Noschkowitz“ das Objekt mit Hilfe der sächsischen Denkmalpflege schrittweise instande. Auf dem Anwesen sollen mehrfach Treffen von Alt- und Neonazis, darunter der rassistischen „Artgemeinschaft“, stattgefunden haben.

Redner  beim Revisionistenkongress „Wahrheit macht frei“

Bachmann ist in rechtsextremen Kreisen bestens bekannt. Der gebürtige Österreicher war ehemaliger Schatzmeister des oberösterreichischen Landesverbandes der Nationaldemokratischen Partei (NDP), der österreichischen Schwesterpartei der NPD. 1988 wurde die NDP wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verboten. Im Jahr zuvor stand Bachmann auf der Rednerliste bei der „Nationalversammlung“ der revanchistischen Kleinstorganisation „Vereinigte Länder des Deutschen Ostens im Deutschen Reich“ in Bad Oeynhausen.

Am 21. April 1990 fand im Münchner Löwenbräukeller ein zwischenzeitlich legendärer Revisionistenkongress unter dem Motto „Wahrheit macht frei“ statt. Schlussredner war Bachmann. Der redete nicht nur, sondern forderte die Anwesenden auch zum Handeln auf. 250 Anwesende folgten Bachmanns Aufruf, zur Münchner Feldherrenhalle zu marschieren. Kurz vor dem Ziel wurde der Zug von der Polizei gestoppt. Starreferent der Veranstaltung war David Irving. Zu der Holocaust-Leugnerveranstaltung hatten sich 800 Rechtsextremisten, darunter Szene-Größen wie Michael Kühnen, Otto Ernst Remer und Manfred Roeder eingefunden.

Auf der Teilnehmerliste bei der „Wiking-Jugend“

1991 sprach Bachmann bei einer Weihnachtsfeier des Holocaust-Leugners und Hitler-Verehrers Gerd Honsik. Honsik, Neffe von Amon Goeth, dem einstigen KZ-Kommandanten im Nazi-KZ Plasov bei Krakau, sitzt seit Monaten in Österreich wegen NS-Wiederbetätigung eine Haftstrafe ab. Im Sommer 1992 richtete die 1994 wegen Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus  verbotene „Wiking-Jugend“ die „Tage volkstreuer Jugend“ aus. Auf der Teilnehmerliste der Neonazi-Truppe steht auch das Ehepaar Bachmann.

Im Oktober 2000 wählten die Delegierten der revanchistischen Kleinstorganisation „Gemeinschaft Deutscher Osten“ (GDO) Bachmann zu ihrem Vorsitzenden. Zur Geschäftsführerin wurde Ehefrau Freia berufen. Wenige Wochen später charakterisierte Lothar Greil (Jg. 1925), vormals Funktionär der Hitlerjugend (HJ) und SS-Unterführer, Bachmann in einem Szene-Blatt als „Dauererwerbslosen aus freien Stücken“, der „nach Pleiten in Linz/Donau in Kärnten unter Hinterlassung kreditunwürdiger Spuren nomadisiert.“ Greil abschließend: „Sein finanzieller Hintergrund ist fragwürdig.“

 

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