Szene-Referent im Ländle
Die extrem rechte Vereinigung „WIR Heilbronn“ will am 14. März in Heilbronn eine Vortragsveranstaltung mit dem Publizisten Tomislav Sunic durchführen.
Der ehemalige kroatische Diplomat Tomislav Sunic, ein bekannter Referent und Publizist in rechtsextremen Kreisen, soll im baden-württembergischen Heilbronn zum Thema „Der Bevölkerungsaustausch in Europa – Ursache und Folgerungen“ sprechen. Veranstalter ist die rechtsorientierte kommunalpolitische Vereinigung „WIR Heilbronn" um Michael Dangel. „WIR Heilbronn“ wendet sich „frontal gegen eine Willkommenskultur für Flüchtlinge“ und plädiert stattdessen für eine „neue Abschiedskultur“.
Angekündigt wird Sunic als „profunder Vertreter der nationalen Idee und europäischer Patriot“. Sein Auftritt sei ein „Muss für deutsche und kroatische Patrioten!“, so der Einladungstext.
Sunic (Jg. 1953) pflegt seit vielen Jahren Kontakte zur rechtsextremen Szene in der Bundesrepublik. Der gebürtige Zagreber Sunic, ehemals zeitweiliger Lehrbeauftragter an US-Hochschulen, wird mehrfach namentlich in den Kapiteln Rechtsextremismus diverser Verfassungsschutzberichte genannt.
„Reichseuropäer“ nach eigenem Bekunden
In rechtsextremen Kreisen ist Sunic ein gefragter Referent. Im Oktober 2016 war Sunic einer der Redner beim ersten „Freiheitlichen Kongress“ der Stiftung Europa Terra Nostra (ETN), die dem rechtsextremen europäischen Parteienbündnis „Alliance for Peace and Freedom“ (APF) nahe steht. Im gleichen Monat sprach Sunic beim ewiggestrigen „Ulrichsbergtreffen“ im österreichischen Klagenfurt ein Grußwort. Im Jahr zuvor, im Oktober 2015, hielt er auf Einladung des Deutsche Stimme-Verlages und der NPD-Jugendorganisation auf deren „Europakonferenz“ eine Rede und war Interviewpartner des NPD-Blatts „Deutsche Stimme“. Im Interview bezeichnete sich Sunic als „Reichseuropäer“ und erklärte: „Die afro-asiatischen Migranten, gemäß der langjährigen kulturbolschewistischen Salamitaktik, sind seit Jahrzehnten in Europa anwesend“.
Im September 2013 stand Sunic auf der Rednerliste beim Lesertreffen der NS-apologetischen Zeitschrift „Volk in Bewegung“. Sunic referierte zum Thema „Europas Identität, Rasse und Gestalt". Er beklagte dabei, dass „wir oft unsere Identität nicht an unserem Rassenbewusstsein“ orientieren, „sondern an den herrschenden Ideen des Zeitgeistes“. Gern gesehen als Referent war Sunic auch beim 39. Bundeskongress der Jungen Nationaldemokraten (heute: Junge Nationalisten) im Oktober 2012 im thüringischen Kirchheim. Im August 2010 trat er als Redner beim Pressefest des Deutsche Stimme-Verlags der NPD im sächsischen Jänkendorf in Erscheinung.
Seit den 90er Jahren in der rechten Szene
Als Referent beim Vortragsabend mit Sunic am 14. März in Heilbronn tritt auch der „WIR Heilbronn“-Macher Michael Dangel (Jg. 1968) auf. Das Thema des Steuerberaters lautet: „Fehlkonstruktion Euro – Ursache für den globalen ökonomischen Crash?“ Dangel ist seit Anfang der 90er Jahre in der rechtsextremen Szene im Großraum Heilbronn zugange. Er war unter anderem Gründungsmitglied der „Freiheitlichen Initiative Heilbronn“ (FIH; 1995) und des „Nationalen Bündnisses Heilbronn“ (NBH; 2004), eines Zusammenschlusses von regionalen Aktivisten aus Deutscher Partei, NPD und JN, ehemaligen Mitgliedern der Republikaner sowie der FIH. Das NBH, Dangel war Vorstandsmitglied, führte Vortragsveranstaltungen mit prominenten Rechtsextremisten wie dem damaligen NPD-Bundesvorsitzenden Udo Voigt durch. In späteren Jahren amtierte Dangel als Funktionär der Republikaner und Sprecher der „Burschenschaft Arminia Zürich zu Heidelberg“. 2017 war Dangel wegen seiner möglichen Querverbindungen zum „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) als Zeuge vor den entsprechenden Untersuchungsausschuss im Stuttgarter Landtag geladen.