„Super Cobra 6“-Böller gegen Flüchtlingsunterkunft
In der Silvesternacht kam es zu einer Detonation im Eingangsbereich einer Asylsuchendenunterkunft in Altusried im Allgäu, bei der erheblicher Sachschaden entstand.
In der Nacht gegen 01.30 Uhr fuhr laut Polizeibericht eine graue Stufenhecklimousine im Bereich der Asylsuchendenunterkunft in Altusried im Landkreis Oberallgäu (Bayern) vor und kurze Zeit später mit erhöhter Geschwindigkeit wieder davon. Ein bislang Unbekannter habe sich der Unterkunft zu Fuß genähert, einen Sprengsatz im dort stehenden Standaschenbecher platziert und zur Detonation gebracht. Mindestens eine weitere Person habe sich in dem Wagen befunden. Die Detonation beschädigte die Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende so schwer, dass ein Sachschaden von rund 3000 Euro entstand. Verletzt wurde niemand.
Die Ermittlungen der Polizei ergaben, dass der Aschenbecher mit Hilfe eines in Deutschland verbotenen pyrotechnischen Gegenstandes mit der Bezeichnung „Super Cobra 6“ zur Explosion gebracht wurde. Die Polizei bezeichnet das italienische Fabrikat als „Feuerwerkskörper“, allerdings unterscheiden sich solche in Deutschland nicht zulässigen Sprengsätze substantiell von handelsüblichen Silvesterkrachern. Dies erklärte auch ein Sprengstoffexperte des Bundeskriminalamts (BKA) im Prozess gegen Aktivisten der als rechtsterroristische Vereinigung angeklagten „Oldschool Society“ (OSS). Die Sprengladungen solcher verbotener Böller detonieren demnach wie militärische Kampfstoffe, die auf den menschlichen Körper eine „zertrümmernde“ Wirkung entfalten, während die Explosion von zugelassener Pyrotechnik eine „schiebende“ Wirkung erzeuge.
Vier Mitglieder der Führungsebene der OSS müssen sich aktuell vor dem Oberlandesgericht München verantworten. Die Bundesanwaltschaft wirft ihnen unter anderem vor, Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte geplant zu haben. Wie bei dem Vorfall in der Silvesternacht in Altusried sollte dafür illegal eingeführte Pyrotechnik verwendet werden. Einer der Angeklagten soll vorgeschlagen haben, einen Sprengsatz der Marke „Cobra 11“ des selben italienischen Herstellers mit Nägeln zu präparieren und in eine Unterkunft für Asylsuchende zu werfen. Bevor es zu einer Umsetzung kommen konnte, wurden vier Aktivisten der weit größeren Gruppe festgenommen.