„Sternmarsch“ vom Parkplatz
Zu den „pro“-Veranstaltungen mit „hochkarätiger“ internationaler Beteiligung am Wochenende fanden sich wie auch bei dem parallel stattfindenden NPD-Aufmarsch nur wenige Teilnehmer ein – mehrere tausend Gegendemonstranten protestierten in Duisburg gegen die extreme Rechte.
2000 Demonstranten hatte „pro NRW“ anfangs angekündigt; dann sollten es immerhin noch 1500 werden; schließlich war nur noch von 1000 die Rede. Tatsächlich kamen am Sonntagmittag rund 180 „pro“-Anhänger, um in Duisburg-Marxloh für ein Minarett-Verbot zu demonstrieren. Ein „Sternmarsch“, wie „pro NRW“ die Veranstaltung zunächst hochtrabend angekündigt hatte, war es am Ende auch nicht. Starten sollte er, so hatte es geheißen, in mehreren Ruhrgebietsstädten; später war nur noch von verschiedenen Ausgangspunkten die Rede, tatsächlich traf man sich abseits des Geschehens auf dem Parkplatz einer Sportanlage, um dann 700 Meter in Richtung der Merkez-Moschee zu ziehen. 200 Meter vor der Moschee war Schluss. Ihre Kuppeln bekam man zwar zu Gesicht. Viel mehr aber nicht.
Dass es dabei blieb, lag unter anderem an einigen Tausend Gegendemonstranten. Ein Teil von ihnen sorgte auch für einen verspäteten Beginn der „pro“-Aktion, indem sie sich auf den Straßen niederließen, über die die Anhänger von „pro NRW“ per Bus- und Van-Convoi anreisten. Trotz der niedrigen Teilnehmerzahl, der wenig attraktiven Demonstrationsroute und der unverkennbaren Tatsache, dass seine Anhänger in Duisburg nicht willkommen waren, übte sich „pro NRW“-Chef Markus Beisicht anschließend erneut in euphorischen Tönen. Der Tag werde „als Meilenstein in unsere noch junge Parteigeschichte eingehen“ und sei „ein erster Höhepunkt“ in unserer Landtagswahlkampagne, meinte er.
„Im Saal mehr Ausländer als Inländer“
„Über 400 Anhänger von pro NRW und befreundeten ausländischen Parteien wie der FPÖ und dem Vlaams Belang“ wollen die „pro“-Verantwortlichen bei ihrer Demonstration gezählt haben. Die Zahlenangabe hat mit der Realität wenig zu tun. Sinn macht aber der ausdrückliche Hinweis auf die Beteiligung von FPÖ und „Vlaams Belang“ (VB). Sie stellten immerhin knapp die Hälfte der Demonstrationsteilnehmer.
„Wir haben doch heute im Saal mehr Ausländer als Inländer“, hatte Beisicht schon am Tag zuvor bei der als Parteitag firmierenden Veranstaltung von „pro NRW“ im Schloss Horst in Gelsenkirchen gesagt. Damit wollte er dem Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit widersprechen, lieferte zugleich aber unfreiwillig auch einen Hinweis auf das tatsächliche Personenpotenzial seiner Organisation. 180 Teilnehmer waren ins Schloss gekommen, um einerseits einstimmig die Einleitung einer Volksinitiative für ein Minarettverbot in Nordrhein-Westfalen zu beschließen und andererseits von den Parteioberen zu erfahren, dass „pro NRW“ gemeinsam mit den extrem rechten Partnerparteien ein EU-Bürgerbegehren zum selben Thema einleiten wolle.
Andreas Molau will „pro NRW“ unterstützen
Die internationale Beteiligung war zwar groß – um die versprochenen „hochkarätigen“ Politiker handelte es sich aber nicht. Zu den Rednern zählten Filip Dewinter, VB-Fraktionschef im flämischen Regionalparlament, Annick Martin, Generalsekretärin des kleinen französischen „Mouvement national républicain“ (MNR), der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Werner Neubauer sowie Kent Ekeroth von den „Sverigedemokraterna“ (Schwedendemokraten). Mit von der Partie war auch der schwedisch-deutsche „pro NRW“-Finanzier Patrik Brinkmann – und bei ihm im Gefolge dessen Vertrauter Andreas Molau, der noch vor etwas mehr als einem Jahr NPD-Vorsitzender werden wollte und sich anschließend als Pressesprecher der DVU verdingt hatte. Er vertraute am Samstag einem Fernsehteam an, er werde künftig „pro NRW“ unterstützen.
Hinter den eigenen Erwartungen blieb am Sonntag auch der parallel zur Demonstration der Rechtspopulisten stattfindende Aufmarsch der NPD zurück. Zwischen 250 und 400 Teilnehmer waren angekündigt worden. Am Ende waren es ungefähr so viele wie bei „pro NRW“: zwischen 150 und 200. Auch sie mussten wegen der Gegenaktionen einen verspäteten Beginn und eine kürzere Route in Kauf nehmen. Als Redner traten unter anderem der NRW-Landesvorsitzende Claus Cremer, das hessische NPD-Landesvorstandsmitglied Daniel Knebel und der bekennende Neonazi Axel Reitz auf.
Einen Gewinner im innerrechten Wettstreit um die bessere Performance und die Frage, wer mehr Anhänger auf die Straße bringen kann, gab es an diesem Sonntag nicht. Der Gewinner war Marxloh. Der Duisburger Stadtteil machte deutlich, dass beide Stränge der extremen Rechten, der neonazistische wie der sich „demokratisch“ tarnende rechtspopulistische, dort unerwünscht sind.