Stabwechsel bei Neonazi-Blatt
Dortmund – Nach dem Haftantritt von Sascha Krolzig soll der seit Jahrzehnten in der Neonazi-Szene aktive Christian Malcoci als Chefredakteur der Zeitung „N.S. Heute“ firmieren.
Das geht aus einem Rundbrief hervor, den Krolzig – bisher „Schriftleiter“ der Zeitung – vor wenigen Tagen erst mit der neuen Ausgabe von „N.S. Heute“ verschickt hat. In dem Schreiben verweist der Bundeschef und nordrhein-westfälische Landeschef der Kleinstpartei „Die Rechte“ (DR) nach bnr.de-Recherchen nicht nur auf schon bekannte Änderungen zum Versand seines Blattes hin. (bnr.de berichtete) Krolzig macht ebenso bekannt, dass „Kamerad Christian Malcoci“ ihn als Chefredakteur vertreten werde. Der Dortmunder DR-Kader selbst hat laut Polizei seine Haftstrafe wegen Hetze gegen den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde in Detmold am Mittwoch angetreten.
Christian Malcoci und Mitglieder seiner Familie sind seit langen Jahren in der Neonazi-Szene aktiv, zum Teil führend. Zudem trat Malcoci als „Freier Nationalist“ schon als Kandidat für NPD und DR in Erscheinung. Der 57-Jährige lebt unterdessen zurückgezogen im Rheinland und tritt öffentlich nicht mehr in Erscheinung. Er meldete allerdings in den vergangenen Jahren noch die Aufzüge zum „Gedenken“ an den ehemaligen Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß in Berlin an. Teilweise war er noch in die jährlichen Aufmärsche zum Thema „Rheinwiesenlager“ in Remagen involviert. Die Versammlungsleitungen übernahmen dabei allerdings immer „Kameraden“ vor Ort.
An Wiederbelebung der „Schwarzen Fahne“ beteiligt
Mit der redaktionellen Betreuung von Publikationen oder als Autor – auch schon für „N.S. Heute“ – hat Malcoci Erfahrung sammeln können. Laut „Handbuch Deutscher Rechtsextremismus“ gehörte er in den 1990er Jahren zu den Hauptverdächtigen, die am Strategietext „Eine Bewegung in Waffen“ mitwirkten. Der Text skizzierte den rechtsterroristischen Kampf gegen die Bundesrepublik.
Vor rund zehn Jahren war Malcoci zudem als einer der ganz wenigen namentlich genannten Autoren an der Wiederbelebung der neonazistischen Publikation „Schwarze Fahne“ beteiligt. Gegründet Ende der 1980er Jahre erschienen seinerzeit drei Hefte, denen dann 2010 und 2011 nach einer langen Pause drei weitere Ausgaben folgten. Sie wurden jedoch nur anonym und gratis als PDF-Datei über das Internet verbreitet. Neben seinen namentlich gezeichneten Artikeln vermuteten Antifaschisten seinerzeit auch, dass redaktionelle Anmerkungen in der „Schwarzen Fahne“ unter dem Pseudonym „Nosferatu“ von Malcoci stammten. Jenes Pseudonym habe er zuvor schon genutzt, hieß es dazu. (mik)