Schwarz-gelbes Tarnkleid für braune Propaganda

Unter dem Namen „Bienen Guerilla – Support your local Bienenvolk“ setzen sich Rechtsextreme – vermeintlich – für den Schutz dieser Insekten ein.

Donnerstag, 26. Juli 2018
Fabian Jellonek

In sozialen Netzwerken sieht man derzeit viele rechtsextreme Accounts mit einer kleinen Biene im Profilbild. Hintergrund: Aus dem Umfeld der NPD-Jugendorganisation Junge Nationalisten (JN) wird derzeit eine gut getarnte Propaganda-Aktion lanciert. Unter dem Namen „Bienen Guerilla – Support your local Bienenvolk“ setzt man sich vermeintlich für Insekten ein. Das Ziel dürfte jedoch eher darin bestehen, neue Zielgruppen für rechtes Gedankengut zu erreichen.

Die ersten Postings auf der Facebook-Seite datieren auf den 19. und 20. April 2018. Das ist vermutlich kein Zufall. Am 20. April wurde Adolf Hitler geboren und in der rechtsextremen Szene hält sich hartnäckig der Mythos, Hitler sei der erste Tierschützer überhaupt gewesen.

„Tierschutz als Tradition“

Aus dem vermeintlichen Engagement Hitlers leiten vor allem junge Anhänger der NS-Ideologie immer wieder Bezüge zu Umwelt- und Tierschutzthemen ab. Die Facebook-Seite „Tierschutz aus Tradition“ zeigte diese Bezüge recht offen: Zwischen Empörungs-Videos, auf denen man sah, wie Tiere gequält wurden postete man Schwarz-Weiß-Bilder, auf denen der Führer Dammwild und Hund liebkost. Die beabsichtigte Aussage: Wer Tiere liebt, kann kein schlechter Mensch sein.

Mit ihrer aktuellen Tarnkampagne greift das Umfeld der JN diese Botschaft nun erneut auf. Tatsächlich wird das Thema Bienensterben in den letzten Monaten verstärkt auch in überregionalen Medien diskutiert und problematisiert. Praktisch für die Neonazis: Sie brauchen kaum eigene Recherchen erstellen oder Materialien zu erzeugen. Auf der Facebook-Seite der Kampagne finden sich dementsprechend Medienberichte über Bienen von Sendeanstalten des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks oder Materialien bekannter Umweltschutzorganisationen. Auch die Infoveranstaltung zum Thema Bienen eines Berliner Kinder- und Jugendzentrums wird von den Neonazis mit beworben.

Rechtsextremer Szeneversand als Bezugsquelle

Die so zitierten Organisationen wissen vermutlich nicht wie ihnen geschieht, denn auf den ersten und auch auf den zweiten Blick ist die Bienen-Guerilla unverdächtig. Bastelanleitungen für Bienenhotels und Bezugsquellen für „Munition“, gemeint sind Päckchen mit Saatgut für Bienen-freundliche Wildblumen, werden gepostet.

Die aufgeführte Bezugsquelle ist jedoch ein in Expertenkreisen bekannter Szeneversand, nicht für Naturschutz, sondern für rechtsextreme Musik, Klamotten und Propaganda. Maximilian R., der den Versandhandel führt und bereits in der Vergangenheit diverse Social-Media-Kampagnen für die JN und ihr Umfeld lanciert hat, dürfte einer der Drahtzieher hinter der neuen Tarnseite sein.

Schaut man in die Kommentare und in die Likes, wird schnell klar, fast alle die sich auf dieser Seite bewegen und beispielsweise das Profilbild-Design übernommen haben, sind eingefleischte Personen aus dem Umfeld von NPD und Co. So richtig ausgeschwärmt sind die Bienenschützer aus dem braunen Spektrum noch nicht. Knapp über 200 Menschen haben der Kampagne bislang ein Like gegeben. 

Kategorien
Tags