Schüsse auf Büro der Piraten in Dortmund: Waren es Neonazis?

Beschädigte Fensterscheibe (Foto: ENDSTATION RECHTS., Archiv)
„Komisch, irgendwie wird jede Straftat in Dortmund `Rechtsextremisten´ in die Schuhe geschoben. Wirkt mittlerweile krampfhaft...“, schrieb der örtliche Kreisverband der Neonazi-Partei Die Rechte gestern auf Facebook. Darüber hinaus sprachen die Neonazis, die für ihre hohe Schlagzahl an Aktionen und ihre Militanz bekannt sind, von einem „schlechten Fake“. Was war passiert?
In der Nacht vom 16. auf den 17. Juni, gegen 2.20 Uhr, verübten bislang unbekannte Täter einen Anschlag auf die Räumlichkeiten der Piratenpartei in der Märkischen Straße. Dort unterhalten die Landtagsabgeordneten Hanns-Jörg Rohwedder, Birgit Rydlewski und Torsten Sommer ihre Büros. Nach Angaben der Partei flüchteten die Täter laut Zeugenaussagen in einem Auto in Richtung Wallring. Die Polizei sei schnell vor Ort gewesen und habe Spuren gesichert. Gegenüber Fokus Online sprachen Parteivertreter von zwei Einschusslöchern in den Schaufensterscheiben des Büros. Verletzt wurde niemand.
„Ab heute wird zurückgeschossen!“
Für die Piraten liegt der Verdacht nah, dass der nächtliche Angriff politisch motiviert gewesen sein könnte. Dafür spreche nicht nur das offene Engagement der Politiker gegen rechtsextremistische Strukturen in Dortmund, sondern ebenfalls eine Bekenner-E-Mail, die neben den Piraten die Lokalmedien erreicht habe. Das Schreiben wurde von einer Adresse gesendet, die mit der Buchstabenkombination „NWDO“ beginnt. Unter diesem Kürzel agierte bis zu seinem Verbot 2012 der „Nationale Widerstand Dortmund“, dessen Führungskader heute bei Der Rechten die Strippen ziehen. In dem Dreizeiler heißt es, gestern Nacht sei „die letzte Warnung“ an die „Lügenpresse und die Politik fotzen“ [sic!] erfolgt. Man werde nicht zögern, die Angeschrieben „zum Herrgott [zu] deportieren“. „Ab heute wird zurückgeschossen!“, schließt die Warnung.
„Die feigen Täter schüchtern uns nicht ein, sondern bestärken uns in unseren antifaschistischen Aktivitäten“, zeigte sich Rohwedder kämpferisch. Sein Kollege Sommer ergänzt, für ihn sei die Tat ein Zeichen der Schwäche, da die Neonazis in Dortmund regelmäßig auf starken gesellschaftlichen Widerstand stießen. Gleichzeitig nutzte er die Gelegenheit, seine Forderung nach einem Verbot Der Rechten zu erneuern, über das derzeit auch im Innenministerium in Düsseldorf nachgedacht wird.
Gewaltbereite Szene
Erst am Montag war es nach Polizeiangaben im Nachgang einer Die Rechte-„Mahnwache“ gegen ein Camp von Flüchtlingen zu „verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen“ mit dem politischen Gegner gekommen. Einen ersten Versuch der Neonazis, zu den Asylbewerbern vor der Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge in der Huckarder Straße vorzudringen, verhinderte die Polizei. Die Beamten nahmen fünf Neonazis um Michael Brück in Gewahrsam. Die Vorwürfe lauten u. a. auf versuchte Gefangenenbefreiung.

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