Schluss mit „Zum Henker“?

Vier Jahre nach der Eröffnung kündigt Vermieter dem überregional bekannten braunen Szenetreff in Berlin-Schöneweide.

Mittwoch, 03. April 2013
Theo Schneider

Der lange Atem von zivilgesellschaftlichem Engagement zahlt sich ein weiteres Mal aus: Nach Medienberichten wurde dem Szenetreffpunkt „Zum Henker“ in der Brückenstraße 14 in Berlin-Schöneweide offenbar gekündigt. Die „Nürnberger Nachrichten“ berichten, der Vermietergesellschaft ZBI (Zentral Boden Immobilien Gruppe) sei bei der Vermietung des Lokals vor vier Jahren der rechte Hintergrund des Mieters nicht bekannt gewesen. Mit diesen Rassisten und Antisemiten wolle man nichts zu tun haben, wird ZBI-Vorstandschef Bernd Ital dort zitiert.

Seit seiner Eröffnung gilt der „Henker“ als einer der zentralen Treffpunkte der Berliner Neonazi-Szene. Immer wieder kam es zu Gewalt und rechten Propagandaveranstaltungen. Zudem trafen sich dort Gruppen wie der „Frontbann 24“, die noch im Jahr ihrer Gründung 2009 vom Berliner Innensenator wegen ihrer „Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus“ verboten wurde.

Rechte Hochburg im Berliner Südosten

Die Kneipe gilt als erste von mittlerweile diversen braunen Einrichtungen im Kiez, die den Ortsteil im Berliner Südosten zu einer rechten Hochburg machten.

Doch seit der Eröffnung kam es auch immer wieder zu Protest. Die lokale Zivilgesellschaft und Antifa-Gruppen demonstrierten regelmäßig gegen den braunen Treff. Auch das Bezirksparlament Treptow-Köpenick beschloss, „alle zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel und Möglichkeiten auszuschöpfen“ um den „Henker“ zu schließen. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse und Integrationssenatorin Dilek Kolat besichtigten den Problemkiez. Zuletzt wandte sich sogar die Bundestagsabgeordnete Halina Wawzyniak (Linke) direkt an die Vermieter. Was letztlich ausschlaggebend war, ist nicht bekannt. Jedoch hielten die Juristen der ZBI nunmehr „nach anfänglicher Skepsis“ die Gründe für eine Kündigung „doch für sehr stichhaltig“, heißt es.

Eine Vertreterin des Bündnisses „Gemeinsam gegen Nazis“, das für den 30. April erneut eine Großdemonstration durch Schöneweide gegen Neonazi-Treffpunkte wie den „Henker“ plant, bezeichnet die Kündigung als „längst überfälligen Schritt“ und betont, die Demonstration „bleibt weiterhin notwendig“. Trotz der Kündigung sei der „Henker“ nicht sofort geschlossen und weitere rechte Treffpunkte, wie der nur wenige Schritte entfernt liegende Szeneladen „Hexogen“ des NPD-Landesvorsitzenden Sebastian Schmidtke  bestünden weiterhin.

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