Schlag gegen „Phalanx 18“
Der Bremer Innensenator hat den militanten Neonazi-Verein am Mittwoch wegen Verfassungsfeindlichkeit verboten. Die Mitglieder seien „kämpferischen Handlungen“ beteiligt, lautet einer der Vorwürfe.
Lange existierte die rechtsextreme Gruppe „Phalanx 18“ in Bremen nicht. Am Mittwoch wurde der Verein von Innensenator der Freien Hansestadt, Ulrich Mäurer, verboten. Die Mitglieder seien an „kämpferischen Handlungen“ beteiligt, lautet einer der Vorwürfe. Beamte durchkämmten in den frühen Morgenstunden mehrere Wohnungen in Bremen, unter anderem in der alternativ-geprägten Neustadt und in Niedersachsen. „Wir sind ein Verbund treuer, stolzer, heimatliebender Deutscher Kameraden, hieß es in der Selbstdarstellung von „Phalanx 18“, die über Kontakte nach Thüringen und zur „Brigade 8“ in Sachsen verfügten und weiter: „Der Umerziehungskult in unserem Land muss ein Ende haben, lerne auch DU wieder es zu lieben DEUTSCH zu sein.“ Am 11. Oktober gab die Gruppe dann ihre angebliche Auflösung bekannt. Zuvor hatte die „taz Nord“ über deren Gewaltbereitschaft aufgeklärt.
Dabei standen „Phalanx 18“ zunächst als Opfer dar. Am 6. Oktober dieses Jahres zitierten die Medien bundesweit aus einer Pressemitteilung der Bremer Polizei über eine Randale an der Ausgehmeile „Schlachte“ an der Weser. Sechs Männer, Gäste eines Lokals, waren demnach von einer Gruppe Vermummter überfallen worden. Verletzt wurden sie nicht, das Ganze erschien rätselhaft, so die „Hamburger Morgenpost“. Mit einem Großaufgebot suchte die Polizei nach den schnell wieder verschwundenen Vermummten. Einen Tag später beleuchtete die „taz Nord“ dann den politischen Hintergrund des Überfalls, denn die sechs Männer gehörten zu „Phalanx 18“. Sie hatten zunächst am Samstagabend in der Szene-Kneipe „Steintor Schänke“ im alternativen „Viertel“ gefeiert. Als sie randalierten und rechte Sprüche klopften, erhielt die Gruppe Hausverbot. Daraufhin griffen sie an der Sielwallkreuzung drei junge Männer brutal an. Via Messenger verbreitete die Gruppe selbst: „Erster Rauswurf … Schänke Verbot. Wir bösen Nazis.“ Tage später gibt es auch einen Post zur Körperverletzung: Um 21.13 Uhr fragt ein Mitglied der Chatgruppe nach den Vorfällen: „Jagen klingt gut! Konntet ihr Beute machen?“ und „Face TV Deutschland“ antwortet nur eine Minute später: „Klar voll in die fresse getreten“, „Die Ratten“.
Anhänger aus dem Fußballumfeld
Die Bremer Polizei bauschte nur die vermummte Attacke an der Schlachte auf, bei der von Verletzten nichts bekannt wurde. Die öffentliche Empörung war groß. Von der Körperverletzung im Vorfeld fehlte bis zum „taz“-Bericht jegliche Information. Dabei hatte „Phalanx 18“-Anführer „Michael Bremen“ noch am selben Abend per Post geprahlt: „Feindkontakt gehabt und SIE sind gelaufen … Am Sielwall … Mission erfolgreich erledigt“.
Viele der Anhänger von „Phalanx 18“ stammen aus dem Fußballumfeld, fielen zuvor nicht als politisch auf. Doch Anführer Michael O., der aus Nienburg an der Weser wieder zurück nach Bremen kam, formte die Gruppe. Sie fiel schnell auf, trug eigene Shirts, klebte Spukis, provozierte. Anfang Oktober bewarben die Bremer einen rechtsextremen Soli-Liederabend in Eisenach sowie eine „Zeitzeugen“-Veranstaltung in der „Gedächtnisstätte“ in Guthmannshausen, posteten Lieder von „Lunikoff“ und likten „Killuminati“.
Unterstützung für die AfD im Bürgerschaftswahlkampf
Die „taz Nord“ berichtete auch über deren Kontakt zur „Alternative für Deutschland“ (AfD). O. und seine Anhänger hatten eigenen Angaben zufolge die AfD beim Bürgerschaftswahlkampf im Mai dieses Jahres unterstützt. Das Recherchenetzwerk „AfD Watch Bremen“ entdeckte ein Foto, auf dem der Schatzmeister der AfD-Bremen und stellvertretende Bremer Vorsitzende der „Jungen Alternative“ gemeinsam mit „Phalanx“-Anhängern vor dem Fanprojekt des SV Werder Bremen posiert. Der Kommentar dazu lautete: „Begleitschutz für die AfD-Plakatierer erfolgreich vorm Weserstadion/Ostkurvensaal beendet.“ Die AfD gab an, nichts über die Gruppe gewusst zu haben. Deren Anführer aber zeigte sich auch im gelben Shirt der „Identitären Bewegung“ (IB), warb mit deren Symbolen. Einer seiner Verwandten war aktiv bei der IB Bremen.
Für den 9. November plante „Phalanx 18“ einen Liederabend mit dem rechtsextremen Thüringer Liedermacherprojekt „Hermunduren“ und dem Duo „Zeitnah“. (bnr.de berichtete) „Wir von Phalanx 18 wünschen allen Kameraden einen geselligen Abend, mit vielen neuen Freundschaften, die uns alle gemeinsam voranbringen“, hieß es in der internen Einladung und weiter: „… denn dies ist der 1. Streich und der 2. folgt alsbald im wunderschönen Bremen“. Der Unkostenbeitrag lag bei 14 Euro und sollte auf O.s Konto überwiesen werden. Doch nachdem die Partei Die Linke das Thema für die Bürgerschaft aufgegriffen hatte, wurde das Konzert am 9. November vom Bremer Innensenat verboten. Zuvor war bereits der braune Liedermacher „Eidestreu“ aus dem Harz bei „Phalanx 18“ an unbekanntem Ort in der Hansestadt aufgetreten. Am Donnerstag will sich die Bürgerschaft der Stadt mit der braunen Kameradschaft befassen.