Sächsische NPD pumpt Mitglieder für Wahlkampf an
NPD-Fahne (Foto: ENDSTATION RECHTS.)
Noch vor wenigen Monaten sah es nach einer desolaten Bruchlandung der NPD bei den sächsischen Landtagswahlen am 31. August aus. In dem Umfragen erreichten die Rechtsextremisten, die 2004 mit einem Ergebnis von 9,2 Prozent in den Landtag eingezogen waren, noch eine Zustimmung von einem Prozent. Die Affäre um ihren früheren Parteichef Holger Apfel schadete der NPD schwer. Ein Spitzenkader, dem seine Wegbegleiter gleich zwei sexuelle Übergriffe auf jüngere „Kameraden“ vorwerfen, kratzt deutlich am Image der homophoben Saubermänner. Dazu ein neuer Frontmann, der blass blieb und keine eigenen Akzente setzen konnte, wenngleich Holger Szymanski seine Bekanntheit im Freistaat steigerte. Nach den Kommunalwahlen scheinen die Rückschläge mehr oder weniger vergessen. Landesweit kam die NPD auf 4,6 Prozent der Stimmen, die Fünf-Prozent-Hürde ist wieder in greifbarer Nähe.
Um das Steuer vollständig herumzureißen, mobilisiert die NPD alle Reserven. Nach Informationen der „Freien Presse“ kalkuliert der Landesverband mit einem Wahlkampfetat von 300.000 Euro. 2009, als ihr 5,6 Prozent für den zweiten Landtagseinzug nacheinander – ein Novum in der NPD-Historie – reichten, hatte die Partei unter der Führung von Holger Apfel genauso viel Geld zur Verfügung. Ähnlich wie damals setzten die „Macher“ des Vorzeigelandesverbandes auf eine Materialschlacht. Nach ihren Angaben sollen zwischen Leipzig, der Oberlausitz und dem Erzgebirge 60.000 Plakate an die Masten gebracht werden. Außerdem planen die braunen Wahlkämpfer mit 1,5 Millionen Flugblättern zur Verteilung und für ihre Infostände.
NPD pumpt Anhänger an
Der thüringische Schwesterverband rechnet für den dortigen Urnengang, der zwei Wochen nach dem sächsischen stattfindet, mit einem Haushalt von 200.000 Euro. Um diese Summe zu erreichen, rührte der kürzlich wegen Volksverhetzung verurteilte Spitzenkandidat Patrick Wieschke lauthals die Werbetrommel, u. a. im Parteisprachrohr Deutsche Stimme. Doch offensichtlich klafft(e) zuletzt ein Loch in der Kasse.
In Sachsen scheint die Finanzlage ebenfalls kritisch. Unter dem Motto „Jeder Euro hilft“ bittet Szymanski direkt um Spenden für den Landtagswahlkampf. Eine weitere Möglichkeit, so der frühere Republikaner, sei die Bereitstellung eines „verzinsten Darlehens“ für die Partei. Interessen könnten sich diesbezüglich an den Schatzmeister des Verbandes, Alexander Delle, wenden, der auf Listenplatz vier erneut für den Landtag kandidiert.
Allerdings reichen diese Maßnahmen nicht aus, um den Wahlkampf-Motor ans Laufen zu bringen. Händeringend ist die Partei auf der Suche nach „Heimattreuen Wahlkämpfern“, die dann – vermutlich unentgeltlich – durch das Land ziehen, Flyer verteilen und Plakate hängen sollen. Hierfür sollten sich die Unterstützer möglichst eine Woche freihalten, heißt es seitens der NPD im „Weltnetz“. Und nicht zuletzt greifen die acht sächsischen NPD-Landtagsabgeordneten wohl auch ins eigene Portemonnaie. Wie die „Freie Presse“ weiter schreibt, sollen sich Szymanski, Müller, Gansel & Co. privat verschuldet haben.
Zusätzlich hat sich die NPD in den letzten Jahren ein finanzielles Polster geschaffen. Laut dem letzten einsehbaren Rechenschaftsbericht (pdf-Dokument) haben der Landesverband und die Kreisverbände gut 80.000 Euro auf die hohe Kante gelegt. Das sind 20.000 Euro mehr als die Piraten für ihren gesamtem Wahlkampf veranschlagt haben.