Opferberatung
Sachsen: Jeden zweiten Tag ein rechtsmotivierter Angriff
Zu über 200 rechten Angriffen kam es im vergangenen Jahr in Sachsen – betroffen waren davon mindestens 314 Personen. Die Opferberatung „SUPPORT“, die die Zahlen heute veröffentlicht hat, warnt gleichzeitig vor Anfeindungen des politischen Gegners.

Die Opferberatung „SUPPORT“ des RAA Sachsen hat heute die Statistiken für das Jahr 2022 veröffentlicht: Demzufolge kam es insgesamt zu 205 Angriffen, mindestens 314 Menschen waren davon direkt betroffen. Nachdem der Wert im letzten Berichtszeitraum leicht gefallen war, sei es nun zu einem Plus von acht Prozent gekommen.
Rechtsmotivierte Gewalt im Zusammenhang mit den Corona-Maßnahmen hätte im vergangenen Jahr zunehmend eine untergeordnete Rolle gespielt. Auch in dem Freistaat hätten Debatten vor allem den russischen Angriffskrieg sowie die Energiekrise thematisiert. Dementsprechend hätten wieder zahlreiche rechte Demonstrationen in Sachsen stattgefunden, „bei denen es auch zu Gewalttaten gegen Journalist*innen oder Gegendemonstrant*innen kam“.
Angriffe müssen ernst genommen werden
Zum Jahresende hätte dann die Aufnahme Geflüchteter und deren Unterbringung eine verstärkte Rolle gespielt. Die „Freien Sachsen“, AfD und Querdenker hätten laut Andrea Hübler, Fachreferentin der Opferberatung, versucht, die eingeübten Mobilisierungen um dieses Thema zu erweitern. Jedoch nicht an jedem Ort sei dies gleich gut gelungen und auch (noch) nicht so „mobilisierungsstark und flächendeckend feindselig wie vor acht Jahren“. In Bautzen und Leipzig kam es 2022 jedoch bereits zu Brandanschlägen auf Asylunterkünfte.
„Umso wichtiger ist es, dass die Gefahr rassistisch motivierter Anschläge und Angriffe seitens Politik und Behörden ernst genommen und nicht durch Verlautbarungen befeuert wird, die Geflüchtete und deren Unterbringung als unlösbares Problem, potentielle Bedrohung oder als „von oben“ aufgezwungen darstellen.“
Enorme Steigerung bei Angriffen auf Menschen aufgrund sexueller Orientierung
Mit Blick auf das Tatmotiv wurde knapp die Hälfte der Angriffe (95) aufgrund von Rassismus verübt. 51 Angriffe richteten sich gegen politische Gegner, darunter zwölf gegen Journalisten. In 23 Fällen richtete sich dem Bericht zufolge die Gewalt gegen „Nichtrechte und Alternative“, in 21 Fällen gegen Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung. Vor allem in diesem Bereich sei es zu einer massiven Steigerung (+163 Prozent) gegenüber dem Vorjahr gekommen.
„SUPPORT“ ordnete die verzeichneten Vorfälle darüber hinaus auch Straftatbeständen zu, die meisten Angriffe waren demzufolge Körperverletzungsdelikte (147), darunter eine schwere Körperverletzung/versuchte Tötung und eine Körperverletzung im Amt. In 47 Fällen handelte es sich um Nötigung oder Bedrohung. Zudem wurden vier massive Sachbeschädigungen und fünf Sonstige Gewalttaten, wie Raub oder Landfriedensbruch, verübt. Dazu kommen zwei Brandstiftungen.