Russlands Neonaziszene – „Ordnungshüter“ und „Straßensanitäter“
Die sich selbst als „Ordnungshüter“ und „Straßensanitäter“ definierenden rechtsorientierten Skinheads befinden sich meist im Alter zwischen 13 und 22 Jahren, kommen aus eher sozial schwächeren oder mittelständischen Elternhäusern, verfügen über einen mittleren, oftmals sogar einen höheren Bildungsgrad. Geographisch verteilten sie sich seit Anfang der 1990er Jahre vor allem in den Städten wie Moskau, St. Petrersburg, Voronež, Krasnodar, Volgograd, Rostov-na-Donu, Pskov, Kaliningrad, Ekaterinenburg, Omsk und Irkutsk, wobei der ländliche Raum weitestgehend keine wesentliche Rolle spielte. Der Extremismusforscher Aleksandr Tarasov sieht die Ursache für diese Begebenheit darin, dass die Familien rechtsextremer Jugendlicher vorrangig in den urbanen Regionen ihre Existenzgrundlage – kleine und mittlere Unternehmen – aufbauten. Die „Fremdländer“ betrachten sie demzufolge als „wirtschaftliche Konkurrenten“, die es nicht mittels eines fairen Wettbewerbs, sondern anhand politischer, notfalls unter Anwendung von Gewalt gesteuerter Mechanismen auszubremsen gilt.2)
Eingangs verhielten sich die nach dem Zusammenbruch der UdSSR in der Öffentlichkeit neben weiteren bislang unbekannten Subkulturen auftauchenden Jugendlichen, ausstaffiert mit Springerstiefeln, Bomberjacken, Hakenkreuzaufnähern und schweren Gürtelschnallen aus Metall, recht zurückhaltend. Ihre Aktivitäten beschränkten sich zunächst auf die Gründung „arischer“ Rockbands, wie der zum Rassenkrieg aufrufenden Volgograder Combo „NS Front“, sowie die Herausgabe das nationalistische Gedankengut propagierender Publikationen wie die Zeitungen „Schraubenzieher“, „Weißer Widerstand“ oder „Ganz kahl“, deren Gesamtauflage mittlerweile rund 415 000 Exemplare beträgt.3) Besonders die Etablierung eigener Musikgattungen bekleidete eine wichtige Schlüsselposition im Entwicklungsprozess der russländischen Skinhead-Bewegung, die sich nicht ausschließlich von den komplizierten ideologischen Konstrukten, sondern auch von den kämpferischen, mit emotionalen Rhythmen untermalten Textzeilen, wie denen des Liedes „Hoch lebe der Sieg!“ – gemeint ist jedoch nicht der Sieg im Großen Vaterländischen Krieg – der Kultband „Kolovrat“, begeistern ließen:
Fußnoten:
1) Tarasov, Aleksandr: Naci-skiny v sovremennoj Rossii. [Nazi-Skins im gegenwärtigen Russland], URL: http://www.scepsis.ru/library/print/id_605.html [12.04.2010].
2) Aleksandr Tarasov: Dierektor des „Zentrums für neue Soziologie und Erforschung der praktischen Politik“ in Moskau. Telefoninterview am 13.03.2010.
3) Vgl. hierzu Licha?ev, V.: Russkije pravyje radikaly: kto oni? [Russische Rechtsradikale: Wer sind sie?], in: Jevrejskoje slovo 2.05.2001; Verchovskij, A.; Pribylobskij, V.: Nacional-patrioti?eskije organizacii v Rossii. Istorija, ideologija, ekstremistskije tendencii. [National-patriotische Organisationen in Russland. Geschichte, Ideologie, extremistische Tendenzen]. Moskva 1996.
4)Kolovrat: Slava Pobede. Tekst pesni. [Es lebe der Sieg. Liedtext], URL: http://www.pesenki.ru/authors/kolovrat/slava-pobede-lyrics.shtml [15.03.2010].
Eingangs verhielten sich die nach dem Zusammenbruch der UdSSR in der Öffentlichkeit neben weiteren bislang unbekannten Subkulturen auftauchenden Jugendlichen, ausstaffiert mit Springerstiefeln, Bomberjacken, Hakenkreuzaufnähern und schweren Gürtelschnallen aus Metall, recht zurückhaltend. Ihre Aktivitäten beschränkten sich zunächst auf die Gründung „arischer“ Rockbands, wie der zum Rassenkrieg aufrufenden Volgograder Combo „NS Front“, sowie die Herausgabe das nationalistische Gedankengut propagierender Publikationen wie die Zeitungen „Schraubenzieher“, „Weißer Widerstand“ oder „Ganz kahl“, deren Gesamtauflage mittlerweile rund 415 000 Exemplare beträgt.3) Besonders die Etablierung eigener Musikgattungen bekleidete eine wichtige Schlüsselposition im Entwicklungsprozess der russländischen Skinhead-Bewegung, die sich nicht ausschließlich von den komplizierten ideologischen Konstrukten, sondern auch von den kämpferischen, mit emotionalen Rhythmen untermalten Textzeilen, wie denen des Liedes „Hoch lebe der Sieg!“ – gemeint ist jedoch nicht der Sieg im Großen Vaterländischen Krieg – der Kultband „Kolovrat“, begeistern ließen:
Du hast dich zum Kampf erhoben,Ferner eigneten sich die beinahe monatlich in den Metropolen des Landes stattfindenden Konzerte erstklassig als Möglichkeit zur Intensivierung interner Kommunikation, ausgiebigen Kontaktpflege sowie zum umfangreichen Informationsaustausch.
Weißer Krieger, arischer Held. [...]
Weiße Ordnung, arisches Diktat,
Die Macht auf den Sperren gnadenloser Soldaten. [...]
Wir kämpfen gegen die Rassenvermischung,
Dieser Planet befindet sich unter unserer Macht.
Brüder, Attacke! Und immer nach vorn!
Hinter uns Russland, hinter uns das Volk!4)
Fußnoten:
1) Tarasov, Aleksandr: Naci-skiny v sovremennoj Rossii. [Nazi-Skins im gegenwärtigen Russland], URL: http://www.scepsis.ru/library/print/id_605.html [12.04.2010].
2) Aleksandr Tarasov: Dierektor des „Zentrums für neue Soziologie und Erforschung der praktischen Politik“ in Moskau. Telefoninterview am 13.03.2010.
3) Vgl. hierzu Licha?ev, V.: Russkije pravyje radikaly: kto oni? [Russische Rechtsradikale: Wer sind sie?], in: Jevrejskoje slovo 2.05.2001; Verchovskij, A.; Pribylobskij, V.: Nacional-patrioti?eskije organizacii v Rossii. Istorija, ideologija, ekstremistskije tendencii. [National-patriotische Organisationen in Russland. Geschichte, Ideologie, extremistische Tendenzen]. Moskva 1996.
4)Kolovrat: Slava Pobede. Tekst pesni. [Es lebe der Sieg. Liedtext], URL: http://www.pesenki.ru/authors/kolovrat/slava-pobede-lyrics.shtml [15.03.2010].