„Remigration“ in rechten Publikationen

Was wurde genau bei internen Besprechungen in einem Hotel in Potsdam gesagt? Darüber kursieren unterschiedliche Auffassungen, genauere Belege fehlen. Der Blick in einschlägige Bücher – von Höcke über Krah bis Sellner - kann mehr Klarheit schaffen.

Donnerstag, 01. Februar 2024
Armin Pfahl-Traughber
Die "Junge Alternative" zeigte sich auf einer AfD-Demo mit einem Banner "Remigration jetzt"
Die "Junge Alternative" zeigte sich auf einer AfD-Demo mit einem Banner "Remigration jetzt"

Bezogen auf die „Correctiv“-Recherche, die unter der Bezeichnung “Geheimplan gegen Deutschland“ über die Medien breiter bekannt wurde, gibt es unterschiedliche Aussagen über das dort konkret Gesagte. Die Anwesenden bestritten etwa auf Nachfrage, dass eine „Deportation“ von bestimmten Menschengruppen dort eingefordert worden sei. Dieser Begriff wurde von „Correctiv“ aber gar nicht benutzt, man referierte die Auffassungen von Martin Sellner, der als Kopf der deutschsprachigen „Identitären“ gilt, lediglich mit folgenden Worten:

„Es gebe drei Zielgruppen der Migration, die Deutschland verlassen sollten. Oder, wie er sagt, ‚um die Ansiedlung von Ausländern rückabzuwickeln‘. Er zählt auf, wen er meint: Asylbewerber, Ausländer mit Bleiberecht – und ‚nicht assimilierte Staatsbürger‘. Letztere seien aus seiner Sicht das größte ‚Problem‘. …“ Und dann heißt es weiter: „Im Grunde laufen die Gedankenspiele an diesem Tag alle auf eines hinaus: Menschen sollen aus Deutschland verdrängt werden können … Auch wenn sie deutsche Staatsbürger sind.“

„Remigration“ und „ethnokultureller Volksbegriff“

Genauere Ausführungen dazu wurden von „Correctiv“ bezogen auf „Remigration“ gar nicht Sellner zugeschrieben. Demgegenüber nahm das „Berliner Ensemble“ eine penetrante Gleichsetzung von „Deportation“ und „Remigration“ in seiner Theaterfassung vor. Bilanzierend gibt es demnach keine genauen Kenntnisse darüber, welche Formulierungen konkret genutzt wurden. „Correctiv“ hat auch keine Tonaufzeichnungen veröffentlicht. Unklar ist, ob es solche Aufzeichnungen als potentielle Belege gibt.

Zu den damit verbundenen Fragen kann man aber auch in Monographien von Sellner schauen. Sein letztes Buch war mit „Regime Change von rechts“ überschrieben, es soll nach dem Klappentext eine „Revolutionstheorie von rechts“ enthalten, womit der Autor offenbar einen politischen Umsturz anstrebt. Darin heißt es: „Der ethnokulturelle Volksbegriff muß enttabuisiert werden …“, „Remigration“ diene mit dazu. Demnach würden anders ethnisch geprägte Menschen eben nicht mehr zum Volk gehören können.

„Remigrationsprojekt“ mit „‘wohltemperierter Grausamkeit‘“

Auch der Blick in einen Interviewband von Björn Höcke ist interessant, heißt es doch in der Monographie „Nie zweimal in denselben Fluss. Björn Höcke im Gespräch mit Sebastian Hennig“: „ … neben dem Schutz unserer nationalen und europäischen Außengrenzen wird ein groß angelegtes Remigrationsprojekt notwendig sein. Und bei dem wird man, so fürchte ich, nicht um eine Politik der ‚wohltemperierten Grausamkeit‘, wie es Peter Sloterdijk sagte, herumkommen. Das heißt, dass sich menschliche Härten und unschöne Szenen nicht immer vermeiden lassen werden“.

Und: „Auch wenn wir leider ein paar Volksteile verlieren werden, die zu schwach oder nicht willens sind, sich der fortschreitenden Afrikanisierung, Orientalisierung und Islamisierung zu widersetzen. … Wenn einmal die Wendezeit gekommen ist, dann machen wir Deutschen keine halben Sachen. Dann werden die Schutthalden der Moderne beseitigt, denn die größten Probleme von heute sind ihr anzulasten“. Vor Druck dürfte Höcke das Interview genehmigt haben.

„Remigration“ mit „über 25 Millionen Menschen“

Und dann sei noch der Blick in ein weiteres Buch geworfen: Maximilian Krah „Politik von rechts“. Dort stellt sich der AfD-Spitzenkandidat zu den anstehenden Europa-Wahlen die Frage, „was mit den … im Land befindlichen Menschen mit Migrationshintergrund geschehen soll. Das werden in Deutschland prognostisch über 25 Millionen Menschen sein, davon deutlich über 15 Millionen deutsche Staatsangehörige“. Es dürfte, so Krah, kaum politische Mehrheiten oder rechtliche Möglichkeiten geben, diese Menschen gegen ihren Willen auszuweisen.

Dazu müssten richtige Anreize gesetzt werden, damit die „Remigration“ gelinge, etwa bezogen auf den Sozialstaat mit einem entsprechenden Umbau. Es bedürfe auch eines kulturellen Anreiz: „Er liegt in der Durchsetzung der deutschen Kultur und der Verhinderung von Parallelwelten“. Genauer wird Krah hier nicht, auch nicht bezogen darauf, wenn es mit der Kooperation nicht klappt. Er will aber in Deutschland bis zu 25 Millionen Menschen nicht mehr haben.

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