Reisende „Rechte“-Kader
Riga/Koblenz – In Riga nahmen am Sonntag 1500 Menschen an einem „Gedenkmarsch“ lettischer Veteranen der Waffen-SS teil. Mit dabei: eine Delegation der Neonazi-Partei „Die Rechte“ (DR) aus Dortmund. Andere „Rechte“ aus der Ruhrgebietsstadt waren am Samstag zur braunen Demonstration nach Koblenz gefahren.
Seit 1991 finden die Feierlichkeiten in der lettischen Hauptstadt Riga alljährlich Mitte März statt – in Erinnerung an eine Schlacht gegen die Rote Armee im Frühjahr 1944. Massiv kritisiert werden die Veranstaltungen von der russischen Minderheit im Lande und von der jüdischen Gemeinde. Die lettische Legion der Waffen-SS bestand aus rund 146 000 Männern. Kollaborateure und deutsche Einsatzkräfte ermordeten während der deutschen Besatzung 70 000 der 85 000 lettischen Juden. (bnr.de berichtete)
Die Dortmunder Neonazis sprechen in diesem Zusammenhang von einem „allgemein verbreiteten Eifer vieler damaliger Letten, im Zuge der Befreiung Lettlands durch die deutsche Wehrmacht massiv gegen die Juden vorzugehen“. Einen der Waffen-SS-Veteranen zitierend, heißt es in ihrem Reisebericht, es seien „typischerweise Juden gewesen, die als Offiziere der sowjetischen Geheimpolizei für das Schicksal der lettischen Zivilbevölkerung während der (sowjetischen, d. Red.) Besatzungszeit verantwortlich gewesen seien“.
„Gesamteuropäischer Kampf aller Nationalisten“
Bis heute genössen die Waffen-SS-Freiwilligen in Lettland einen „Heldenstatus“, freuen sich die Dortmunder Neonazis. Man habe während des Besuchs bei den „aufrechten Letten“ zahlreiche Kontakte knüpfen können, „wobei immer wieder vor Augen geführt wurde, wie wichtig der gesamteuropäische Kampf aller Nationalisten für ein gemeinsames Europa der Vaterländer ist“, berichtete die Delegation der „Rechten“. Einen kleinen Schönheitsfehler hatte die Veranstaltung aus ihrer Sicht aber doch: In der Menge wurden einige Schilder hochgehalten, die durchgestrichene Porträtbilder von Hitler und Stalin zeigten. So viel Kritik am „Führer“ darf nach dem Geschmack der braunen Reisegruppe offenbar nicht sein: Die „Provokateure“ hätten, so empören sich die Dortmunder Neonazis, „die deutsche und sowjetische Herrschaftszeit in Lettland gleichgesetzt“ und somit die „Befreiung“ des Landes durch die Wehrmacht „diskreditieren“ wollen. Die „politisch korrekte Anbiederung einzelner ,Nationalisten’“ sei eben auch in Lettland vorzufinden.
Während es einen Teil der „Rechten“ aus Dortmund nach Riga zog, sorgte eine andere Gruppe aus der Ruhrgebietsstadt bei einem Neonazi-Aufzug am Samstag in Koblenz für die Veranstaltungstechnik. Rund 120 Neonazis nahmen dort an der Demonstration unter dem Motto „Zusammenhalt ist unsere Stärke – Gegen Repression und Behördenwillkür“ teil. (bnr.de berichtete) Neben „Die Rechte“-Parteichef Christian Worch, dem rheinland-pfälzischen DR-Landesvorsitzenden Oliver Kulik und dem Wuppertaler Kreisvorsitzenden Matthias Drewer sprachen dort Ex-Europa-Spitzenkandidat Sven Skoda, der niedersächsische Neonazi Dieter Riefling sowie ein führender NPD-Funktionär: Thomas Wulff, gerade erst zum Landesvorsitzenden in Hamburg gewählt (bnr.de berichtete) trat bei der Konkurrenzpartei auf.