Rechtsrock in Sachsen: Hunderte warten vergeblich auf ihre Idole

Gleich mehrere hochkarätige Rechtsrock-Bands traten am vergangenen Sonnabend in einem Szenetreff in einer nordsächsischen Gemeinde auf. Da der Saal jedoch schnell überfüllt war, wurden ein Einlassstopp verhängt – zum Unmut etlicher Anhänger. Während viele enttäuscht den Nachhauseweg antraten, sollte ein Ausweichkonzert angeboten werden. Doch die Polizei konnte dies unterbinden.  

Donnerstag, 14. Februar 2013
Rechtsrock in Sachsen: Hunderte warten vergeblich auf ihre Idole
Früh kursierte vor allem über die sozialen Netzwerke ein Aufruf, der das am Sonnabend stattgefundene Rechtsrock-Konzert bewarb. Neben der aus Nordrhein-Westfalen stammenden Szenegröße Sleipnir sollten auch Confident of Victory, Sachsonia und Brigade 7 aufspielen.

Wie für derartige Events üblich, wurde der Veranstaltungsort vorerst geheimgehalten. „Mitteldeutschland“ hieß es lediglich, und: „Weitere Infos folgen.“ Zudem wurde bereits vorab darauf hingewiesen, dass Handys und Kameras an dem Abend verboten seien. Die Einnahmen der als „Solikonzert“ angekündigten Veranstaltung sollen u. a. auch den Veranstaltern des am gestrigen Mittwoch erneut gefloppten Dresdner „Trauermarsches“ zugute gekommen sein.

Als Veranstaltungsort entpuppte sich – wie im vergangenen Jahr bereits mehrfach – ein ehemaliger Gasthof im Ortsteil Staupitz bei Torgau. Aber offenbar hatten die Veranstalter den erwarteten Andrang an Rechtsrock-Fans und Sympathisanten der Bands unterschätzt. Schon nach kurzer Zeit hatte der ehemalige Gasthof seine Kapazitätsgrenzen erreicht.

Insgesamt 250 Personen wurden in das Gebäude gelassen, wie ein Sprecher der Polizeidirektion Leipzig auf ENDSTATION RECHTS.-Anfrage mittteilte. Bereits auf vergangenen Veranstaltungen wurde diese Grenze nie überschritten, offenbar eine Auflage des zuständigen Ordnungsamtes in Torgau. Dort wurde die Veranstaltung auch am 4. Februar durch den Objektbetreiber angemeldet.
Die Polizei, die nach eigenen Aussagen während des gesamten Abends Fahrzeug- und Personenkontrollen durchführte, konnte keine Straftaten feststellen.

Neben Sleipnir sorgte scheinbar vor allem die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte Band Confident of Victory für den erhöhten Besucherandrang. Die Musiker stammen aus dem naheliegenden Senftenberg und dürften daher für viele Anwesende als Lokalband zusätzlichen Anreiz geboten haben. Auch auf der aktuellen „Schulhof-CD“ der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ ist die Gruppe mit dem Stück „D.I.T.A.“ vertreten und setzt sich dort folgendermaßen mit ihren Feinden auseinander: „Aus unserer Sicht naht der Tag, der Opfer bringen mag, für unsere Art, gegen diesen Verrat. Dass sie untergehen!“

Bereits kurz nach Konzertbeginn wurde etlichen in der Warteschlange ausharrenden Personen klar, dass sie an diesem Abend den Saal nicht mehr von innen zu Gesicht bekommen würden. Verständnis oder Nachsicht konnten im Nachgang der Veranstaltung die Wenigsten aufbringen und entluden ihren Frust ungehemmt: „Stundenlange Anfahrt, stundenlanges Anstehen & dann wirst wie'n Vieh abgewimmelt“, schreibt ein enttäuschter Fan. Andere werfen den Veranstaltern vor, dass bei einem Eintrittspreis von 15 Euro ein gewisser Grad an Professionalität verlangt werden könne und das Debakel durch eine Vorkasse hätte unterbunden werden können.

Dutzende enttäuschte Rechtsrock-Fans, die teilweise aus Österreich angereist waren, traten schließlich den Heimweg an. Andere wollten diese Blamage nicht hinnehmen und begaben sich auf die Suche nach einer Ausweich-Location. Gefunden wurde diese in der nur rund 30 Kilometer entfernten Gemeinde Eilenburg.

Gegen 23 Uhr seien dort einem Bericht der „LVZ“ zufolge etwa 100-150 Personen geschlossen aufgetaucht und hätten sich in Richtung eines Firmengeländes bewegt. Nachdem die Bereitschaftspolizei Leipzig Verstärkung gerufen hatte und vor Ort eintraf, sei bereits Musik wahrgenommen wurden. Offenbar war die Gruppe „Brigade 7“ spontan nach Eilenburg mitgereist und wollte als Geste der Versöhnung vor all´ jenen Rechtsrock-Fans auftreten, die in dem ehemaligen Gasthof keinen Zutritt mehr erlangen konnten.

Doch lange währte die Freude nicht. Da nach Aussagen des Eigentümers eine Nutzung zu Konzertzwecken oder sonstigen Veranstaltungen „weder gewollt, noch erlaubt“ sei, löste die Polizei das Konzert auf. Insgesamt sei „gegen 123 Tatverdächtige ein Ermittlungsverfahren wegen Verdacht des Hausfriedensbruchs eingeleitet und die Identität aller Personen festgestellt“ worden, heißt es in der Pressemitteilung der Polizei. Nach Aussagen der Anwesenden sei das Objekt bereits seit „mehreren Wochen illegal“ genutzt worden.
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