Rechtsrock in Kundgebungs-„Verpackung“

Unter dem Motto „Rock gegen Links“ findet am Samstag im südthüringischen Themar erneut ein  braunes Musik-Spektakel mit angekündigten Rednern statt. Gelistet sind für das Event neun einschlägige Szene-Band, davon zwei aus Übersee.

Dienstag, 24. Oktober 2017
Horst Freires

Bereits am 28. Oktober soll es im thüringischen Themar (Landkreis Hildburghausen) wieder ein Rechtsrock-Meeting geben. Für den Titel „Rock gegen Links“ zeichnet unfreiwillig eine aus dem Zusammenhang gerissene unbedachte Äußerung von SPD-Justizminister Heiko Maas verantwortlich. Die Zusammenkunft am Samstag wurde als politische Kundgebung angemeldet, stellt von der Aufmachung aber nichts anderes dar als eine Konzertveranstaltung mit mehreren einschlägigen Szene-Bands, zu denen auch „Fortress“ aus Australien und „Blue Eyed Devils“ aus den USA gehören.

Als Veranstalter agiert Patrick Schröder, NPD-Funktionär aus dem oberpfälzischen Mantel, Betreiber des Szeneportals FSN.tv und verantwortlich für das Modelabel Ansgar Aryan. Jüngst war Schröder noch Besucher am Stand des Antaios-Verlags auf der Frankfurter Buchmesse. Die für Themar angekündigten Reden unter anderem von NPD-Bundesorganisationsleiter Sebastian Schmidtke aus Berlin und dem als „Mic Revolt“ bekannten NS-Rapmusiker und der Partei „Der  III. Weg“ zuzurechnende Michael Zeise aus dem nahen Apolda bilden bei dem Treffen nur den formalen Rahmen. Im Fokus steht augenscheinlich die Musik und die Szene-Vermarktung mit etlichen Verkaufsständen. Nicht von ungefähr werden in der Bewerbung der Veranstaltung PC Records aus Chemnitz, Front Records aus Lossatal bei Leipzig und Rebel Records aus Cottbus als Unterstützer genannt.

„Projekt Chaos“ durch „Kategorie C“ ersetzt

Offiziell hat der Veranstalter als erwartete Besucherzahl 750 angegeben, das propagierte Line-Up der neun Bands könnte aber durchaus mehr interessierte Personen nach Themar locken, weshalb auch eine Tageskasse geöffnet haben soll. Aufspielen soll die nach einigen Besetzungswechseln inzwischen bremisch-hessische Band „Kategorie C – Hungrige Wölfe“ (KC), die im Ausland bereits bei diversen „Blood&Honour“-nahen Konzerten auf der Bühne stand. Die Combo war offenbar erst am 21. Oktober zusammen mit anderen Gruppen als so genanntes „Rocktober“-Bandpaket unterwegs. Dazu kursierten unterschiedliche Ankündigungen, unter anderem war der Großraum Wien genannt.

KC-Sänger Hannes Ostendorf kennt die Örtlichkeiten bestens, weilte er doch erst am 30. September mit seiner Band in Themar. Er beteiligte sich mit einer KC-Mannschaft am dortigen „Fußballturnier gegen linke Gewalt“, ehe abends zu den Instrumenten gegriffen wurde. Mit im Fußballteam war auch Patrick G. alias Ricky Keule, der seit Jahren maßgeblich an der Organisation und Durchführung von KC-Konzerten mitwirkt. KC ersetzen am 28. Oktober die zunächst vorgesehene Band „Projekt Chaos“.

Michael Zeise für „Frontalkraft" auf der Bühne

Am 28. Oktober soll auch „Oidoxie" aus dem Raum Dortmund mitwirken. In der Combo wirken immer wieder in wechselnder Besetzung Mitglieder anderer Bands mit, beispielsweise Marco Eckert von „Words of Anger“ oder Martin Böhme von „Sleipnir“. Auf der neuerlichen Themar-Liste sind auch „Frontalkraft“ und „Hausmannskost“ zu finden. Beide kommen aus Cottbus und kennen die Mitstreiter von „Confident Of Victory“ aus dem Raum Senftenberg. „Sköll Dagaz" aus Thüringen haben quasi ein Heimspiel. Ebenso dabei sind „Germanium“. Von den aufgelisteten Bands trat „Frontalkraft“ bereits am 29. Juli beim ebenfalls von Patrick Schröder organisierten „Rock für Identität“ auf. Als gesangliche Unterstützung holte sich die Band für einen Titel dabei Michael Zeise auf die Bühne.

Ein eigenes Event-T-Shirt wird ebenfalls angeboten. Allem Anschein nach stammt es von Martin Wegerich respektive Vlanze Graphics. Zumindest hat dieser es als einer der ersten beworben. Er arbeitet für zahlreiche Rechtsrock-Bands, fertigt Coverbilder oder Motive für Textildrucke. Zur Rechtsrock-Premiere in Themar pilgerten am 15. Juli zum Motto „Rock gegen Überfremdung“ über 6000 Neonazis aus dem In- und Ausland – von Anhängern der „Identitären Bewegung“ bis zu B&H-Anhängern. Zwei Wochen später kamen noch einmal 1000 Besucher. Weil 30 Euro und mehr Eintritt kassiert werden (aktuell 35 Euro), wird den Ordnungsbehörden vor Ort vorgeworfen, verkappte Rechtsrock-Konzerte mit kommerziellem Hintergrund zu erlauben, die offiziell aber als politische Kundgebungen angemeldet worden sind.

Kategorien
Tags