Frank Rennicke

Rechtsrock-Konzert in Gera aufgelöst

Die Polizei hat ein Rechtsrock-Konzert am Abend des Volkstrauertages in Gera aufgelöst, bei dem auch Frank Rennicke zu Gast war. Sein Auftritt einen Monat vorher bringt Rennicke nun schwere Vorwürfe ein.

Dienstag, 15. November 2022
Kai Budler
Immer wieder versucht die Szene, Musik-Veranstaltungen als vermeintliche "private Geburtstagsfeiern zu deklarieren.
Immer wieder versucht die Szene, Musik-Veranstaltungen als vermeintliche "private Geburtstagsfeiern zu deklarieren.

„Liederabend der rechten Szene in Gera aufgelöst“, heißt es lapidar in einer Pressemitteilung der Landespolizeidirektion Thüringen vom 14.11. Vorausgegangen war eine geschichtsrevisionistische „Gedenkveranstaltung“ mit Kranzniederlegung anlässlich des Volkstrauertages auf einem Friedhof der ostthüringischen Stadt. Vier Stunden nach dem Beginn des offiziellen Gedenkens der Stadt folgten dann etwa 50 Neonazis dem Aufruf der bislang nicht in Erscheinung getretenen Gruppierung „F.S.N.A.G Freie Kräfte“ zum „Gedenken“ mit Fahnen und Fackeln.

Teilnehmer des Neonazi-Gedenkens auf dem Geraer Friedhof, links im Bild Christian Klar, Organisator zahlreicher Demos.
Teilnehmer des Neonazi-Gedenkens auf dem Geraer Friedhof, links im Bild Christian Klar, Organisator zahlreicher Demos.

Unter ihnen befand sich u.a. der „unehrenhaft zurück- und ausgetretene“ ehemalige Vorsitzende der „Neue Stärke Partei“, Bryan Kahnes, der rechtsradikale Musiker Frank Rennicke und Christian Klar, der Organisator der extrem rechten Montagsaufmärsche in Gera. Zwei Stunden nach Beginn auf dem Friedhof stießen die Beamten dann auf eine nicht angemeldete Veranstaltung in der Innenstadt von Gera.

„Private Geburtstagsfeier“

Zwei Neonazis hatten eine Halle für eine „private Geburtstagsfeier“ angemietet. Angekündigt war neben Rennicke auch Robert Stange alias „Julmond“ aus Gera, das Publikum rekrutierte sich größtenteils aus den Teilnehmer*innen der Veranstaltung auf dem Friedhof. Laut szeneeigenen Angaben soll auch Sven Liebich aus Halle vor Ort gewesen sein. Weil keine behördliche Anmeldung vorlag, löste die Polizei die Veranstaltung auf, nahm die Personalien der Teilnehmer*innen auf und erteilte ihnen Platzverweise. Gegen einen Neonazi wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte eingeleitet.

Unter den Teilnehmenden befanden sich auch mehrere Kinder.
Unter den Teilnehmenden befanden sich auch mehrere Kinder.

Rennicke hatte bereits vor einem Monat ein Konzert bei der „Volksgemeinschaft Niederrhein“ gegeben und war dafür scharf angegriffen worden. Die Kameradschaft sei von dem „VS-Spitzel“ Kevin Giuliani aufgebaut worden, heißt es in dem Vorwurf, der sich in den sozialen Medien verbreitete. Damit habe Rennicke eine „rote Linie“ überschritten, obwohl er „aus vielen Ecken gewarnt“ wurde.

2005 wurde Giuliani vorgeworfen, er habe zwei Jahre vorher Kontakt zum nordrhein-westfälischen Innenministerium aufgenommen, um ins Aussteigerprogramm EXIT zu kommen. Dort soll er 1.000 Euro Starthilfe für einen Neuanfang erhalten haben. Als dies in der rechten Szene bekannt wurde, sagten die Initiatoren eine Solidaritätskundgebung für Giuliani unter dem Motto „Gegen Hetze und Terror von links“ ab. Der Vorwurf ist auch nach seiner Rückkehr aus Hamburg nach Nordrhein-Westfalen nicht vom Tisch. 2009 hieß es auf einer Webseite von Neonazis aus Essen: „Generell ist Giuliani als Asozialer einzustufen, der die Werte der deutschen Volksgemeinschaft mit Füßen tritt“.

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