Rechtsrock für den TddZ

Unter der Bezeichnung „Stimmen der Bewegung“ soll am morgigen Samstag in Südwestdeutschland ein Konzert zur Werbung für den braunen „Tag der deutschen Zukunft“ stattfinden.

Freitag, 31. März 2017
Horst Freires

In rund zwei Monaten kommt es in Karlsruhe zum Aufmarsch der rechtsextremen Szene unter dem Titel „Tag der deutschen Zukunft“ (TddZ).  Der hat seit 2009 bisher jährlich stattgefunden, anfangs allerdings nur in Norddeutschland. Seit Herbst des Vorjahres läuft ein regelrechter überregionaler Werbefeldzug für den TddZ am 3. Juni. Für den 1. April ist an nicht näher bezeichnetem Ort in Südwestdeutschland ein Rechtsrock-Konzert im Rahmen der dazugehörigen Kampagne angesetzt.

Unter der Bezeichnung „Stimmen der Bewegung“ werden für Samstag die vier deutschen Bands „Flak“, „Breakdown“, „Carpe Diem“ und „Germanicum“ angekündigt. „Flak“ mit Sänger Philipp Neumann wurde 2007 gegründet, brachte 2010 den ersten Tonträger heraus und kommt aus dem Raum Bonn. „Breakdown“ sind in Rheinland Pfalz beheimatet und bereits seit 2003 aktiv. Eine Musikproduktion der Band, der gute Verbindungen in die Dortmunder Neonazi-Szene nachgesagt werden, aus dem Jahr 2010 erschien unter dem Titel „Nationaler Sozialismus“. „Carpe Diem“ stammen aus der Region Stuttgart. In der Vergangenheit betätigte sich deren Schlagzeuger Sascha D. auch im Online-Versandhandel, was ihm 2013 wegen Volksverhetzung und Verstoßes gegen das Jugendschutzgesetz eine zweijährige Bewährungsstrafe einbrachte. Das Bandprojekt „Germanicum“ ist bis dato noch nicht in Erscheinung getreten. Zusätzlich wird für das morgige Event auch ein Auftritt des Musikers Scott M.  von der australischen Band „Fortress“, die dem „Blood&Honour“Netzwerk nahe steht, beworben.

Dieter Riefling mobilisiert deutschlandweit

Die TddZ-Demonstration hat sich unter den von Parteien losgelösten „Freien Kräften“ zu einem etablierten Ritual entwickelt. Seit dem Vorjahresaufzug in Dortmund (bnr.de berichtete) ist aber eine intensive Zusammenarbeit zwischen parteiunabhängigen Neonazis und „Die Rechte“-Aktivisten zu beobachten. Die weiteren TddZ-Stationen in den Jahren zuvor waren Pinneberg (2009), Hildesheim (2010), Braunschweig (2011), Hamburg (2012), Wolfsburg (2013), Dresden (2014) und Neuruppin (2015). Von Anbeginn an in die TddZ-Organisation eingebunden ist der seit Jahrzehnten notorische Neonazi Dieter Riefling aus Hildesheim. Seit Monaten betätigt er sich wieder deutschlandweit mit Vortragsveranstaltungen, um für die Demonstrationsreihe zu mobilisieren.

Auch auf anderen Szeneveranstaltungen und Rechtsrock-Konzerten wird mit Infoständen für den TddZ geworben, so zum Beispiel bei dem unter der Regie von „Blood&Honour“ und der „Hammerskin“-Bewegung stattgefundenen „Defend Europe“-Auftritt mehrerer Bands am 18. März im kleinen französischen Ort Heudicourt-sous-les-Cotes/Lothringen. (bnr.de berichtete)

TddZ-Konzert durch „Blood&Honour“ beworben

In den vergangenen Jahren brachte PC Records aus Chemnitz CD-Sampler zu dem Anlass heraus. Die diesjährige Ausgabe dürfte in der Vorbereitung stecken, einen Aufruf zur Teilnahme für interessierte Bands und Liedermacher gab es bereits. Ende Januar stellte das Liedermacher-Duo „Freiheitskämpfer“ (Philip Tschentscher – in der Vergangenheit meist als „Reichstrunkenbold“ unterwegs) und „Der Rebell“ (Nico Schiemann) bei einem „Die Rechte-Treffen“ bereits das Kampagnenlied für den diesjährigen TddZ vor.

Im Vorjahr wurden rund 1000 Neonazis aus dem In- und Ausland beim Dortmunder Event gezählt. Antifaschistische Kreise haben aufgedeckt, dass sich mehrere europäische Vertreter des hierzulande seit 2000 verbotenen B&H-Netzwerkes und von dessen militanter Nebenorganisation „Combat 18“ am Aufmarsch in der Ruhrgebietsstadt beteiligten. Insofern verwundert es nicht, dass das am 1. April anstehende TddZ-Konzert im Internet auch durch „Blood&Honour“ beworben wird.

Gerade unter Sicherheitskriterien steht Karlsruhe jedenfalls ein brisanter 3. Juni bevor, findet doch zeitgleich ein großer Christopher-Street-Day-Umzug statt. Ein breites Bündnis aus der Stadt und Baden-Württemberg ruft zu Protesten gegen den neonazistischen TddZ auf, darunter diverse Parteien, Gewerkschaften und Migrantenverbände.   

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