Rechtslastiges Sammelbecken AfD
Essen – Mit gleich sechs ehemaligen Republikanern auf ihrer Kandidatenliste tritt die Essener „Alternative für Deutschland“ AfD zur Wahl des Stadtrats am 25. Mai an.
In einem der Wahlbezirke steht Günter Weiß für die AfD auf den Stimmzetteln. Er war 2009 für die Republikaner in den Rat gewählt worden. Im vorigen Herbst hatte er die Partei verlassen, ohne aber das Mandat abzugeben. Auch jene Ex-Republikaner, die vor fünf Jahren noch auf den Listenplätzen 2, 3 und 5 ihrer damaligen Partei gestanden hatten, kandidieren nun für die AfD.
Ebenfalls für die AfD tritt Nicolai Boudaghi Vandchali an. Boudaghi, seinerzeit als Mitglied der Partei „Die Freiheit“ vorgestellt, wurde im Februar 2013 in den nordrhein-westfälischen Landesvorstand des „Rings Freiheitlicher Jugend“ (RFJ) gewählt – eine von „pro NRW“-Nachwuchskräften dominierte Organisation. Im August 2012 stand er in Köln bei einer Demonstration der „German Defence League“ (GDL) als Redner am Mikrofon. (bnr.de berichtete hier und hier) Im Vorfeld der Veranstaltung hatte er erklärt, es gehe darum, „ein System zu stoppen, was sich nicht mal mehr die Mühe gibt seinen diktatorischen Charakter zu verbergen“. Es werde Zeit, „sich dem entgegenzustellen mit allem, was uns zur Verfügung steht“.
Als Zweiter auf der Reserveliste der AfD kandidiert Menno Aden, der Vorsitzende der rechtsaußen beheimateten „Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft“ mit Sitz in Hamburg. Angeführt wird die Liste vom AfD-Kreisvorsitzenden Marco Trauten. Er fiel in den letzten Wochen wiederholt durch rechtslastige Einträge auf seiner Facebookseite auf. So titulierte er den Stadtteil Altendorf als „Kriegsgebiet“: „Öffentliche Übergabe von Drogen, alles dreckig, 90% nichteuropäischer Migrantenanteil und Geschichten von den wenigen Deutschen, die dort noch wohnen müssen, die einem die Haare zu Berge stehen lassen.“ Deutschland sei zum „Weltsozialamt“ geworden. An anderer Stelle notierte er, die Szenarien von „Elend, Überfremdung, Armut und allgegenwärtiger Gewalt“ seien „schon heute düstere Realität“. Als Deutscher, meint Trauten, sei man „mittlerweile Bürger ,zweiter Klasse’ im eigenen Land“. Inzwischen hätten „Gutmenschen das Ruder in der Hand, denen nur daran gelegen ist, ihre Außenwirkung zu wahren und noch mehr Menschen wie der Rattenfänger von Hameln ins Land zu locken“. Einer dieser „Gutmenschen“ ist für ihn offenbar Joachim Gauck: Der Bundespräsident verspreche „armen und verzweifelten Menschen in der ganzen Welt das Paradies auf Erden, wenn sie nach Deutschland reisen“, meint Trauten. (rr)