Rechtsextremer „Merkel muss weg“-Demo bleiben Teilnehmer weg
Es ist die letzte verbliebene fremden- und flüchtlingsfeindliche Demonstration neben Pegida, die noch wahrnehmbare Zahlen mobilisieren kann. Doch auch nach Berlin lockt es zunehmend weniger Anhänger, auf der ersten Veranstaltung im März 2016 waren es überraschend 3.000 Teilnehmer. Am Sonnabend, dem sechsten Durchgang, fanden sich nur noch rund 500 Teilnehmer ein.
Damit es überhaupt noch dafür reichte, reisten Unterstützer aus dem gesamten Bundesland an. Einige Pegida-Anhänger aus Bayern machten sich genauso auf den Weg wie rund ein Dutzend Neonazis aus Mecklenburg-Vorpommern, die im Stile der Autonomen Nationalisten hinter einem Banner mit der Aufschrift „Nationale Aktivisten Mup“ marschierten. Aus Hamburg reihte sich erneut die „Sektion Nordland“ ein.
Neonazi-Kader am Mikrofon
Vereinzelt waren auch Personen aus anderen Gruppierungen und Parteien anzutreffen. Der Mitarbeiter des ehemaligen NPD-Chefs und jetzigen Europaabgeordneten Udo Voigt, Frank Rohleder, wurde auf der Demo genauso gesichtet wie Antje Mentzel, neue Bundesvorsitzende der NPD-Frauenorganisation „Ring Nationaler Frauen“. Auch Lennart Schwarzbach, Vorsitzender der NPD Hamburg, oder der ehemalige Pegida-Funktionär Edwin Wagensveld reihten sich am Sonnabend in den Demozug ein. Organisiert wurde der „Merkel muss weg“-Aufmarsch durch Enrico Stubbe von der Gruppierung „Wir für Deutschland“, eingebunden wurden wie auf den vorherigen Veranstaltungen auch der Schweizer Ignaz Bearth und die Wienerin Amy Bianca. Als Dauerredner am Mikrofon fungierte der Neonazi Alexander Kurth, zuletzt sächsischer Landeschef der Splitterpartei Die Rechte und jetzt für Thügida aktiv. Die Demonstration, die vom Hauptbahnhof zum Checkpoint Charlie lief, setzte sich aus einer skurrilen Melange aus Neonazis, Anhängern von Verschwörungstheorien und Fremdenfeinden zusammen; viele, vor allem ältere Teilnehmer, dürften parteipolitisch am ehesten bei der AfD verortet werden.Touristen abschieben?
Auch die skandierten Parolen spiegelten diese Zusammensetzung wider. So mussten vor allem von den Identitären benutzte Slogans wie „Festung Europa, macht die Grenzen dicht“ genauso herhalten wie klassische Neonazi-Sprüche à la „frei, sozial, national“. Bizarr wurde es, als der rechtsextreme Aufmarsch durch die vor allem von Touristen geprägte Friedrichstraße zog und „abschieben, abschieben“ skandiert wurde.Die zwei Wochen zuvor blockierte Demonstration der Identitären hatte ein Vielfaches an Aufmerksamkeit auf sich vereint, Tausende Gegendemonstranten waren auf den Straßen Berlins unterwegs – dies war gestern nicht der Fall. Blockadeversuche gab es keine, entlang der Route äußerten vor allem kleinere Gruppen immer wieder ihren Unmut. Zwei Wochen vor der Bundestagswahl wollen die Rechtsextremen dann erneut auf die Straße, weitere fünf Veranstaltungen sind bis Ende 2018 eingeplant. Beworben werden sie bereits jetzt als „Großdemo“. Mit Blick auf die weiter rückläufigen Zahlen dürfte diese Kategorisierung wohl eher dem Wunschdenken der Organisatoren zuzurechnen sein. Zur externen Flickr-GalerieDa es auf der rechten Demo heute kaum Polizeispalier gab, konnte ein Neonazi ganz in Ruhe eine Gegendemonstrantin angehen #fail #b0107 pic.twitter.com/BQE3gigxug
— ENDSTATION RECHTS. (@ER_MV) 1. Juli 2017
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