Rechter Geschäftsmann ohne Bank
Der umtriebige, langjährige Rechtsaußen-Verleger Dietmar Munier aus Martensrade in Schleswig-Holstein ist vor dem Bundesgerichtshof abgeblitzt.
Dietmar Munier, Verleger rechtsgerichteter, revisionistischer und die Wehrmacht verherrlichender Publikationen und Periodika, aus der kleinen Gemeinde Martensrade (Kreis Plön) ist in Karlsruhe mit seiner als Kläger auftretenden Verlagsgruppe Lesen & Schenken gescheitert, eine 2009 erfolgte Kündigung der Bankverbindung durch die Commerzbank für rechtswidrig erklären zu lassen.
Ausdrücklich räumen die Richter dem Geldinstitut ein, sich seinen Kundenkreis gerade auch im Hinblick auf die eigene Reputation aussuchen zu können beziehungsweise eine einmal eingegangene Geschäftsbeziehung auch beenden zu können. Das war auch bereits die Rechtsauffassung in der ersten und zweiten Instanz vor dem Landgericht und dem hanseatischen Oberlandesgericht (OLG) in Bremen. Dennoch ist der Rechtsstreit noch nicht komplett abgeschlossen, denn der BGH wies das OLG noch einmal an, zu prüfen, ob das Kündigungsschreiben auch von einer berechtigten Person unterzeichnet wurde. Die Entscheidung hat durchaus Grundsatzcharakter, sofern es sich nicht um eine zugelassene Partei wie etwa die NPD und um keine öffentlich-rechtliche Bank wie etwa eine Sparkasse handelt.
Munier ist ein nicht unerheblicher Steuerzahler in dem kleinen Örtchen in der Nähe von Selent. Allein 2011 soll er nach Informationen des Norddeutschen Rundfunks drei Millionen Euro Umsatz gemacht haben. Daher wird er unter der Nachbarschaft auch nicht öffentlich angefeindet. Auch der stellvertretende NPD-Landesvorsitzende Jens Lütke wohnt in der Gemeinde und ist bei Munier beschäftigt.
Einladung zur „Volkstumsarbeit“
Rechtsextremes Gedankengut ist seit Jahrzehnten ein Begleiter des Verlegers, der 1973 bereits als damals 19-Jähriger stellvertretender Landesvorsitzender der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten war. Mitten in Kiel übernahm Munier Ende 1975 den Nordwind-Buchladen des Auschwitz-Lügners Thies Christophersen und taufte ihn in „Sturmwind“ um. Dort war auch die Kontaktstelle für die Kieler Neonazi-Schülerzeitung namens „Lisbeth“. Schnell freundete sich Munier offensichtlich mit dem Umstand an, dass er aus seiner Gesinnung noch monetären Gewinn schlagen wollte. Mit dem Namen „Buchhandlung am Dreiecksplatz“ gab er sich zusammen mit seinem Geschäftspartner Gernot Mörig aus Braunschweig (von 1975 bis 1980 Kopf des rechtsextremen „Bundes Heimattreuer Jugend“) dann fortan bürgerlicher. Für die Informationsschrift „Wehrwolf“ der „Volkstreuen Jugend Kiel“ lud Munier beispielsweise 1977 auch schon mal zur körperlichen Ertüchtigung in ein Wochenendlager bei Plön ein. Als Programmpunkte dafür führte er seinerzeit auf: „Volkstumsarbeit, Geländespiele, Wanderungen, Märsche, Singen, Lagerfeuer, Sport u.v.a.“
In der Beantwortung einer Abgeordnetenfrage im Kieler Landtag 1978 führte der seinerzeitige CDU-Innenminister Rudolf Titzck aus, dass Veröffentlichungen in einer von Munier herausgegebenen Schrift, in der die Männer und Frauen des Widerstandes gegen Hitler als „Terroristen“ bezeichnet und mit der „Baader-Meinhof-Bande“ verglichen wurden, aufs Schärfste zu missbilligen seien.
Sonnenwendfeiern auf Privatgrundstück
Im Verlauf eines Prozesses gegen Mitglieder der einst von Michael Kühnen aus der Taufe gehobenen „Aktionsfront Nationaler Sozialisten“ (ANS) 1978 in Itzehoe wegen geplanter Sprengstoffanschläge und versuchter Raubüberfälle kam unter anderem zur Sprache, dass Muniers Buchladen in Kiel den militanten Neonazis als Treffpunkt diente. Muniers Vernetzung ging weit über Schleswig-Holstein hinaus. So wurde Anfang 1980 eine Veranstaltung mit ihm angekündigt, an der unter anderem auch Karl-Heinz Hoffmann von der Wehrsportgruppe Hoffmann teilnehmen sollte. 1980 verteilte Munier Flugblätter in Kiel, in denen er Freiheit für damals den in Berlin einsitzenden Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß forderte. In dieser Zeit suchte Munier auch bereits intensiv den Kontakt zu Vertriebenenverbänden und besuchte auch ein Treffen der sich für die Kommunalwahlen in Kiel gebildeten „Kieler Liste für Ausländerbegrenzung“.
Nach und nach vergrößerte Munier sein Geschäftsfeld, vertrieb zeitweise sogar Möbel über seinen Arndt-Verlag. 1991 gründete er die „Aktion Deutsches Königsberg“ und ein Jahr später den „Russlanddeutschen Kulturverein Trakehnen“, der sich kurz darauf in „Schulverein zur Förderung der Russlanddeutschen in Ostpreußen“ umbenannte. Muniers Ziel war dabei die Ansiedlung Russlanddeutscher in der früheren nordostpreußischen Enklave Kaliningrad. Seit 1996 ist Munier mit einem Einreiseverbot der russischen Behörden belegt. Seine Buchtitel streut der 58-Jährige über verschiedene Verlage wie Orion-Heimreiter, Pour Le Merite, Bonus oder Europa. Zum verlegerischen Geschäftsimperium von Lesen & Schenken gehört inzwischen unter anderem auch das seit 2009 monatlich erscheinende Magazin „Zuerst!“, seit 2003 die Deutsche Militärzeitschrift (DMZ) sowie von 2011 an das Vertriebenen-Organ „Der Schlesier“.
Seit geraumer Zeit lädt Munier im Sommer zu Sonnenwendfeiern ein, die er auf seinem weitläufigen Privatgrundstück als „private Treffen“ veranstaltet. Im vergangenen Jahr zählte dabei unter anderem der Holocaust-Leugner Ernst Zündel zu seinen Gästen.