Rechte Anschlagsserie ungebremst

Mit einem Autobrand und mehreren Sprühereien geht die rechtsextremen Attacken in Berlin auch in der zweiten Februarwoche weiter. Bislang war vor allem Neukölln im Fokus der Täter, nun gab es auch Fälle im Bezirk Wedding.

Donnerstag, 20. April 2017
Theo Schneider

Am Donnerstag gegen 2.30 Uhr in der Nacht bemerkte die Historikerin Claudia von Gélieu das Feuer an ihrem in der Einfahrt geparkten Skoda. Die alarmierte Feuerwehr konnte den Brand in der Friederike-Nadig-Straße in Rudow im Bezirk Neukölln zwar löschen, allerdings brannte das Auto komplett aus. Der Staatsschutz ermittelt wegen Brandstiftung. Gélieu, bekannt durch ihre Stadtführungen im Rahmen der „Frauentouren“ und 2001 mit dem Frauenpreis des Berliner Senats ausgezeichnet, engagiert sich auch gegen Rechtsextremismus im Bezirk und ist aktiv bei der Neuköllner „Galerie Olga Benario“, die in der Vergangenheit schon mehrfach Ziel von rechten Attacken war.

Drohungen im Hausflur angebracht

Der Anschlag war nicht die erste Aktion in dieser Woche und ist Teil einer seit über einem halben Jahr andauernden Serie extrem rechter Straftaten. (bnr.de berichtete mehrfach, zuletzt) Fokussierten sich die Täter in der Vergangenheit bislang auf engagierte Personen im Berliner Bezirk Neukölln, waren am Montag mehrere Fälle aus dem Wedding bekannt geworden. Mit gleicher Handschrift und Vorgehensweise wie bislang in Neukölln, wurde bei Betroffenen Drohungen und Beleidigungen an deren Privatadressen gesprüht. Eine Nacht später traf es dann wieder mehrere Menschen im Norden Neuköllns. Nach Angaben der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR), die Betroffene solcher Taten berät, waren die Täter teilweise sogar in die Häuser eingedrungen und brachten ihre Drohungen im Hausflur an.

Obwohl Innensenator Geisel (SPD) nach den rechten Brandanschlägen im Januar verstärkte Polizeistreifen anordnete und eine Ermittlungsgruppe „Rechte Straftaten in Neukölln“ (Resin) einberief, machen die Täter ungehemmt weiter und weiten ihren Aktionsradius offenbar sogar aus. Experten gehen von Tätern aus Süd-Neukölln aus, ehemalige Aktivisten des „NW-Berlin“, die jetzt unter dem Label „Freie Kräfte Berlin Neukölln“ (FKBN) wieder auftreten (bnr.de berichtete) und der Polizei eigentlich gut bekannt sind.

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