Razzien bei Rechtsextremisten in Italien

Antiterror-Einheiten der italienischen Polizei haben Anfang der Woche bei Rechtsextremisten im Norden des Landes ein riesiges Waffenarsenal entdeckt, eine voll funktionsfähige Lenkrakete inbegriffen. Drei Personen wurden festgenommen, darunter auch ein Schweizer.

Mittwoch, 17. Juli 2019
Horst Freires

Seit etwa einem Jahr laufen Ermittlungen im Umfeld italienischer Freiwilligenkämpfer, die im Donbass an den kriegerischen Auseinandersetzungen gegen die prorussischen Separatisten teilgenommen haben. Die italienischen Sicherheitsbehörden stießen dabei auf eine WhatsApp-Nachricht, in der die Luft-Luft-Rakete französischer Bauart vom Typ Matra Super 530 zum Kauf angeboten wurde. Zudem wurden laut Medienberichten Telefonate von Verdächtigen abgehört. Der spektakuläre Waffenfund führte nun zur Festnahme von Fabio Del Bergiolo, einem ehemaligen Zollbeamten, der 2001 bereits einmal für die rechtsextreme „Forza Nuova“ kandidierte. Die Partei von Roberto Fiore, der auch Vorsitzender der extrem rechten länderübergreifenden europäischen Brückenpartei „Alliance for Peace and Freedom“ ist, arbeitet freundschaftlich mit der NPD zusammen. Außerdem wurden Fabio Bernardi (51) und der 42-jährige Alessandro Monti, der einen Schweizer Pass besitzt, inhaftiert. Der Zugriff gegen Monti, ansässig im Kanton Tessin, und einen Begleiter erfolgte in einem Hotel nahe dem Flughafen von Forli.  

Über das entdeckte Waffenlager in einem Hangar bei Voghera, aber auch in zudem aufgesuchten Privaträumen staunte man nicht schlecht: Dort fanden sich neben der dreieinhalb Meter langen und 245 Kilo schweren Rakete Baujahr 1980, die Medienberichten zufolge für 470 Millionen Euro im ostukrainischen Separationskrieg zum Kauf angeboten wurde, noch Maschinenpistolen, Sturmgewehre, so auch das von Heckler & Koch gebaute G 3, ferner 60 Jagdgewehre, diverse Pistolenmodelle und Kampfmesser, dazu große Mengen von Munition. Außerdem wurden zahlreiche NS-verherrlichende Devotionalien beschlagnahmt. Gefunden wurde alles in einer Lagerhalle, die – so Schweizer Presseberichte – Monti gehören soll. Dieser hatte eine Wohnung am Luganer See gemietet, sei dort aber nach Aussagen von Nachbarn nie gesehen worden. Vielleicht purer Zufall, dennoch brisant ist in diesem Zusammenhang ein Ereignis von Mitte Juni, als unweit der Meldeadresse von Monti Kinder eine Plastiktüte mit einem Maschinengewehr und Munition gefunden haben.

Attentat auf Salvini geplant?

Dazu, ob es in diesem Fall Kontakte zu den ukrainischen Neonazis aus dem „Asow-„Freiwilligen-Regiment gibt, in dem bereits Europäer diverser Nationen angetroffen wurden, haben die italienischen Sicherheitskräfte noch keine Verlautbarungen gemacht. Fälschlich hatten diverse Medien und Agenturen zunächst entgegen einer anderslautenden Polizeimeldung davon berichtet, dass der Fokus der aufgedeckten Verbindungen sich auf prorussische Separatisten richten würde. Unterdessen hat Italiens umstrittener Innenminister Matteo Salvini von der extrem rechten „Lega Nord“ bereits sein ganz eigenes Narrativ auf den Vorfall: Die Neonazis um Del Bergiolo hätten ein Attentat auf ihn vorbereitet. 

Die Aktion der italienischen Sicherheitsbehörden reiht sich ein in weitere Razzien in Norditalien. Dabei stand am 9. Juli die aus Mailand stammende neonazistische Skinhead-Gruppe „Legio Subalpina“, die sich erst kürzlich in Turin einen neuen Wirkungskreis suchte, im Visier der Ermittler. Die Polizeiaktion endete mit der Festnahme ihres 28-jährigen Anführers Carlo Fabio D’Allio. Bei den Durchsuchungen der „Legio Subalpina“-Räumlichkeiten wurden diverse Waffen und die NS-Zeit verherrlichende Utensilien gefunden. Entdeckt wurden auch Spuren zu Juventus Turin-Fans der extrem rechten Ultra-Gruppierung „Drughi Giovinezza“, die im Stadion in der Südkurve ihren festen Platz hat und direkt nach D’Allios Festnahme dessen Freilassung forderte.  

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